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Hänsel und Gretel treffen im Palastzelt auf die Hexe

Von KARIN GROSSMANN 08.04.2010, 19:46

LEISSLING/MZ. - Vor dem Einkaufszentrum "Schöne Aussicht" in Leißling steht ein großes Zelt, ein zauberhaftes Zelt. Das Zelttheater Zauberwald Märchenpalast ist zu Gast und gibt am Wochenende vier Vorstellungen seines aktuellen Märchens "Hänsel und Gretel". "Wir waren im letzten Jahr im Kulturhaus in Weißenfels zu Gast", sagt Markus Sperlich, der Chef des Familienunternehmens, das in Herzberg im Land Brandenburg zu Hause ist. "Jetzt sind wir zum ersten Mal mit unserem neuen Zelt, das in Form eines Palastzeltes gebaut wurde, unterwegs." Es bietet 250 Besuchern Platz und hat eine ganz bestimmte Form. "Es gibt nur eine Firma, die ein solches Zelt baut", sagt Sperlich. Die hat ihren Sitz in Miotti in Italien. Stolz spricht aus seiner Stimme, weil es für das Schauspielunternehmen mit einer hohen Investition verbunden sei. Doch um das Publikum anzulocken, geht es um Qualität beim Spielen genauso wie um das Zelt, in dem sich die Besucher wohlfühlen sollen. Familienunternehmen bekommen keine großen Subventionen vom Staat wie große Theaterstätten, meint er. "Wir müssen unsere Investitionen über die Eintrittsgelder wieder reinholen."

Seit dem 20. Januar ist der Märchenpalast wieder auf Tournee, wird erst kurz vor Weihnachten nach Hause zurückkehren. Letztes Wochenende haben die drei Familien, die mit insgesamt zehn Frauen und Männern unterwegs sind, noch in Apolda gespielt.

"Eingepackt ist immer schnell", meint Sperlich. Am Dienstag sind die Laster und Campingwagen nach Leißling umgezogen. Es dauere zwei Tage, bis der Aufbau am neuen Platz wieder komplett sei. Allein für das Zelt müssen 81 Nägel mit einer Länge von 1,30 Metern in den Boden geschlagen werden. Da sei es in Leißling noch einfach gewesen, die Nägel in die Erde zu schlagen. In anderen Orten müsse das Zelt auf Beton aufgestellt und befestigt werden.

Die Schauspieler-Familie spielt wieder das Märchen "Hänsel und Gretel". "Das ist unser Lieblingsstück", sagt der Chef. Während sich seine Tochter Gina Sperlich (25) für das Foto als Gretel verkleidet und schminkt, begibt sich Schwiegersohn Alfred Krämer (26) in die Rolle des Hänsel. Vater Markus Sperlich spielt die Hexe. Ihm dauere das Schminken für ein Foto zu lange. Er brauche dafür eine halbe Stunde. So viel Zeit habe er jetzt nicht. Er will weiter nach Merseburg. Werbung sei für das Familienunternehmen von Bedeutung, um das Interesse zu wecken. Auch für Strom- und Wasserversorgung müsse gesorgt werden. Die Tourplanung für dieses Jahr sei komplett, für das nächste zur Hälfte.

Obwohl das Ensemble nie weiß, mit wie vielen Besuchern es rechnen kann und ob die Kasse am Ende stimmt, haben die Schauspieler immer wieder Lust, für Kinder und Erwachsene Märchen zu erzählen. Seit 1826 ist die Familie unterwegs, erzählt Sperlich. Er selbst sei als Kind damit aufgewachsen. Es gehört einfach zum Leben und macht noch immer Spaß. Stolz berichtet er von den nostalgischen Kulissen, die zu sehen sind. "Die stammen noch vom Großvater, der hat sie mit Öl gemalt", erklärt er. Die erstaunen manchen Zuschauer. "Und jedes Gastspiel ist anders", sagt er. Die Darsteller beziehen die zuschauenden Kinder mit ein. "Da entstehen manchmal witzige Dialoge", sagt er und denkt wohl daran, wie oft die Kinder ihn in seiner Rolle als Hexe schon verpetzt haben. Zum Repertoire des Zauberwaldes gehören weitere Märchen der Gebrüder Grimm. "Rotkäppchen" und "Rumpelstilzchen" gehören dazu. Doch nach Umfragen sei "Hänsel und Gretel" das beliebteste. Und noch etwas gibt der Schauspieler weiter: "Kinder sind das kritischste Publikum, wenn du Märchen spielst." Gelingt ein Auftritt, wollen sie mit den Eltern auch gern wiederkommen.