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Goseck im Burgenlandkreis Goseck im Burgenlandkreis: Brand zerstört komplette Wohnungseinrichtung

Von Andrea Hamann 13.04.2014, 09:45
Die Kameraden aus den umliegenden Orten werden herbeigerufen.
Die Kameraden aus den umliegenden Orten werden herbeigerufen. Thomé Lizenz

GOSECK/MZ - Sie steht vor dem Feuerwehrgerätehaus in Goseck. Es ist ein sonniger Tag, aber das scheint die Frau nicht zu bemerken. Immer wieder wischt sie sich mit zitternden Fingern die Tränen aus den Augen. Ihr Mann steht ebenfalls unter Schock. Sie haben in diesem Moment nichts als das, was sie am Leibe tragen. Am Vortag hat es in ihrem Haus an der Weststraße in Goseck gebrannt. Die Feuerwehren kamen und löschten.

Über das, was genau passiert ist, gibt es nur Vermutungen. Der Fernseher sei implodiert. . . oder so, ist zu vernehmen. Mehr weiß an diesem Tag noch niemand. Nur daran kann sich der schockierte Mann erinnern: Plötzlich sei aus dem Kinderzimmer dicker schwarzer Qualm gequollen. Sofort wurden die Brandbekämpfer alarmiert. Im Haus befand sich zu diesem Zeitpunkt niemand. Die ganze Familie, Vater, Mutter und zwei Kinder, hielt sich draußen auf dem Grundstück auf. Sie wollte nämlich gerade den 17. Geburtstag der Tochter feiern.

Nun brennt es zwar nicht mehr, aber das Gebäude ist versiegelt - die Kriminalpolizei ermittelt. Das Haus ist vorerst unbewohnbar. Die Familie hat die Nacht im Schloss Goseck verbracht. Die Eltern sehen nicht so aus, als ob sie ein Auge zugetan hätten. Sie sind wie gelähmt angesichts des Unglücks. Nun passiert aber etwas in dem kleinen Ort, was selbst Außenstehende ergreift. Plötzlich kommen Frauen aus allen Richtungen des Ortes. Sie bringen Taschen. Darin: Schlafanzüge, Bettbezüge, Inlets. Sie laden ab, fragen: „Braucht ihr Schuhe, welche Größe, Hausschuhe auch?“

Und so rücken diese Frauen wieder ab, um kurz darauf mit vollen Taschen zurückzukommen. Männer fahren mit Transportern vor. Sie lassen die Scheiben runter, machen aus ihrer Betroffenheit keinen Hehl. Immer wieder die Fragen: „Was braucht ihr?“ „Wie können wir euch helfen?“ Das passiert an diesem Vormittag nicht ein oder zweimal, sondern die ganze Zeit. . . Es hat sich eine schier unglaubliche Hilfswelle in Bewegung gesetzt.

Gosecker halten zusammen

„Wir halten zusammen hier in Goseck“, sagt ein junges Mädchen mit leiser Stimme. Seinen Namen möchte an diesem Vormittag in dem Ort vor dem Feuerwehrgerätehaus niemand nennen. Es ist nicht wichtig, wer hilft, sondern, dass geholfen wird.

Mittlerweile stehen vor den roten Toren der Wehr Fernseher, Mikrowelle, Brotschneidemaschine, Stehlampe und weiteres Inventar. Im Gerätehaus stapeln sich auf dem Tisch Suppen, Kaffeefilter, Plastikbecher. Denn es kann mit einem Wort gesagt werden, was die Familie braucht. „Alles“, so bringt es Wehrleiter Ronny Dieter auf den Punkt. „Wir haben der Familie eine Gemeindewohnung besorgt“, berichtet Ortsbürgermeister Hilmar Panse. Diese steht aber komplett leer. Mittlerweile sind laut Ronny Dieter schon Tisch, Waschmaschine, Stühle organisiert worden. Benötigt werden zu diesem Zeitpunkt noch Betten, Pfannen, Töpfe - eben einfach alles für den Haushalt einer vierköpfigen Familie.

Wie die Polizei mitteilte, wurde der Brand vermutlich durch den Defekt eines technischen Gerätes ausgelöst. Laut der Pressemitteilung der Beamten befand sich die Ausbruchsstelle in dem Kinderzimmer des Einfamilienhauses. Personen wurden nicht verletzt. Die Polizei schätzt den entstandenen Sachschäden zunächst auf etwa 50 000 Euro. Das Haus ist derzeit nicht bewohnbar. Die Kriminalisten haben die Ermittlungen aufgenommen.

Die neue Bleibe zeigt der Mann nicht. Er sagt nur: „Lieber würde ich da lang nach Hause gehen“, sagt er und zeigt in Richtung seines Eigenheims. Dort sieht es schlimm aus. Der schwarze Qualm hat seine Spuren an der Fassade hinterlassen. Fensterscheiben sind zerbrochen. Draußen auf dem Hof liegt ein undefinierbarer Haufen aus verkohlter und nasser Masse. Gerade noch so zu erkennen ist eine Plastikbox und ein hellbrauner Teddy. Es sind wohl Sachen, die noch in letzter Sekunde versucht wurden, aus dem Haus zu retten.

Probleme in der Gemeindewohnung

Probleme gibt es noch mit der Gemeindewohnung. Die Vormieter hätten ordentlich zurückgebaut, sagt Panse. Das bedeutet, sie haben auch alle Wasserhähne abmontiert.

„Bis Ostern bleibt die Familie im Schloss. Bis dahin haben wir die Wohnung soweit auch elektrisch hergerichtet. Dann können sie nach Ostern einziehen“, sichert er zu. Heute will sich Hilmar Panse mit der Verwaltung in Weißenfels zusammensetzen. Wahrscheinlich wird ein Spendenkonto eingerichtet.

Es ist so weit. Die Sachen werden in die Autos geladen. Es geht in Richtung Gemeindewohnung, eben dorthin, wo die Familie wohnen wird, bis sich herausstellt, ob und wann sie wieder in ihr richtiges Zuhause zurückkehren kann.

Aus dem Fenster dringt dicker schwarzer Rauch. Der hat sich im ganzen Haus verbreitet.
Aus dem Fenster dringt dicker schwarzer Rauch. Der hat sich im ganzen Haus verbreitet.
MICHAEL THOMÉ Lizenz