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Geht als Hobby-Fotograf oft in die Luft

Von Holger Zimmer 24.07.2006, 17:27

Großkorbetha/MZ. - Dicht an dicht hängen Luftbilder seines Heimatortes und der Rudelsburg, Dia-Reproduktionen vom mittelasiatischen Samarkand und von der Frauenkirchen-Ruine neben neueren Dresdener Aufnahmen . . .

Thiele stammt aus der Dessauer Ecke und hatte sich 1961 mit seiner Frau Helgard im Ort niedergelassen. Ein Blatt habe er nie vor den Mund genommen und der Jubilar verweist auf seine Erlebnisse vom 17. Juni 1953, die er nicht für sich behielt und die ihm dennoch nicht den Studienplatz kosteten. Doch seine Offenheit verschaffte ihm nicht nur Freunde.

"1990 stellte ich mich den ersten demokratischen Wahlen." Helmut Thiele bekam vor Pfarrer Uwe Hoff die meisten Stimmen und wurde Bürgermeister. Der Vergleich mit dem Film "Don Camillo und Peppone" machte die Runde. Doch im Gegensatz zu jenem Streifen aus den Fünfzigern waren Pfarrer und Gemeindeoberhaupt in Großkorbetha keine Gegenspieler, betont Thiele. Er setzt außerdem hinzu, dass er nie ein Roter gewesen sei, obwohl er für die SPD kandidierte. Es waren harte Zeiten nach der Wende. Wohnungsbaufördermittel habe er besorgt. Zwei Mülldeponien wurden begrünt, Gehwege gebaut, ein neues Feuerwehrauto wurde angeschafft und manches angebahnt. So wie die Verwaltungsgemeinschaft und der Erdgasanschluss der Gemeinde. Keinen Hehl macht Helmut Thiele daraus, dass er den Bau einer Sporthalle trotz der jetzigen Gewerbesteuereinnahmen für Verschwendung hält. 1992 hängte er den Beruf an den Nagel und 1993 schied er mit schweren gesundheitlichen Problemen aus dem Amt. Besser geht es ihm erst, seitdem er 1996 einen Herzschrittmacher erhielt.

Zwei Leidenschaften hatte der Großkorbethaer aber schon immer: Die Fotografie und das Fliegen. 1954 flog er erstmals, damals mit einer tschechischen Maschine von Berlin nach Leipzig. 1992 nahm er seinen Enkel Sascha mit in einen Hubschrauber, der zur 1111-Jahr-Feier in Großkorbetha seine Runde drehte. Der nun 26-Jährige hat inzwischen den Pilotenschein und der Großvater finanziert so manche Flug-Pflichtstunde. Dafür kommt er aus dem Cockpit zu den herrlichsten Aufnahmen von der Festung Königstein, von Wartburg, Inselsberg, Kyffhäuser, Brocken und Saaletal. "Deutschland ist schön", schwärmt Thiele. "Und wo Anfang der 90er Jahre alles grau aussah, fotografiere ich heute tatsächlich blühende Landschaften."

Außerdem habe ihn nach der Wende geärgert, wie Luftbilder für mehrere hundert Mark an die Hausbesitzer verkauft wurden. Inzwischen produziert er selbst seit Jahren für Verwandte und Bekannte Kalender, veräußert sie aber auch auf den Weihnachtsmärkten in Burgwerben und Großkorbetha. Die Preise sind moderat, denn der 75-Jährige sagt: "Wenn ein Hobby zum Geschäft verkommt, sollte man aufhören." Eigentlich wollte er in diesem Jahr seine "Werkstatt" schließen. Doch nach einigen Luftfahrten schwankt Helmut Thiele und seine Frau fragt: "Was willst du sonst im Winter tun?"