Gastronomie Gastronomie: Wie gastlich ist Weißenfels?

Weissenfels - Lutz Ludwig ist richtig sauer. „Meine Mutter wurde vor wenigen Tagen 83 Tage alt. Die Verwandtschaft kam zusammen, reiste sogar aus Schleswig-Holstein an. Da meine Mutter in der Innenstadt wohnt und sie mit ihren nunmehr 83 Jahren nicht mehr so gut laufen kann, wollten wir in der Innenstadt zu Mittag essen.“
Doch das sei alles andere als einfach gewesen. Die Enttäuschung bei der Geburtstagsgesellschaft sei groß gewesen. „Wir suchten an jenem Montag wie in einem Irrgarten. Nur gut, dass das Zentrum nicht so groß ist“, sagt Ludwig. Keine Frage, an zu wenig Gaststätten mangelt es der Saalestadt nicht. Schnell kommt der Mittagstisch-Suchende auf ein gutes halbes Dutzend, die über ein gediegenes Niveau verfügen und zum Teil auch bereits über Jahrzehnte am Platz sind. Die Geburtstagsgesellschaft habe ihre Suche nach einer Mittagsbewirtung bei der Alten Fischerei begonnen. Gerade diese Gaststätte hat montags Ruhetag. Weiter ging es zum Alten Brauhaus. Doch hier prangte das Schild „Geschlossene Gesellschaft“.
Auch das sich ganz in der Nähe befindliche chinesische Restaurant „Kim“ ließ keine Gäste rein. Hier zeigte ein Schild Urlaub an. Die Gesellschaft gab nicht auf und spazierte weiter zum „Schultheiss“, der aus technischen Gründen dicht war und danach seine Ferien bekannt gab. Mit viel Hoffnung bewegten sich die Gäste zur neu gestalteten Promenade, um in „Schumanns Garten“ einzukehren. „Nun ja, man hat nach dreimonatiger Öffnung offenbar genug vom Mittagstisch, denn hier ist Montag und Mittwoch erst ab 17 Uhr geöffnet“, kommentiert Lutz Ludwig. Satt wurde die Geburtstagsgesellschaft schließlich beim Griechen „Georgios“ am Markt. „Haben wir nur einen schwarzen Tag erwischt oder was ist mit Weißenfels Gastronomie los?“, fragt Ludwig. MZ fragte nach und fand einladende Gaststätten im Zentrum. Allerdings zu unterschiedlichen Zeiten.
Chinesisches Restaurant „Kim“
„KIM“: chinesisches Restaurant, Große Kalandstraße. Seit 23 Jahren ist Hanh Stödter der Inhaber. Hier laufe besonders der Dienstag und Donnerstag gut, da Markttage in Weißenfels seien. Zu den Mittagstischen gebe es eine extra Menükarte. Dieser Service habe sich unter der Stammkundschaft herumgesprochen. Montag ist geschlossen.
Der Chef dazu: „Wir brauchen auch mal einen freien Tag“, begründet er die Schließzeit. Und Urlaub müsse man auch mal nehmen. Stödter hatte ihn mit seiner Familie und Belegschaft kürzlich für vier Wochen eingelegt - und damit auch an jenem Tag geschlossen, als Lutz Ludwig mit seinen Verwandten einen Mittagstisch suchte.
„Das tut mir leid für diesen Gast, aber wir wollten mit unserer Schließung auch die Baumaßnahmen, die uns weniger Gäste bescheren, umschiffen“, ist vom Inhaber zu hören.
„Altes Brauhaus“ in der Fischgasse
Seit 23 Jahren ist Wolfgang Hoffmann der Wirt. „An dem genannten Tag hatten wir eine Reisegesellschaft aus unserer Partnerstadt Kornwestheim. Da war das Restaurant rappelvoll. Ansonsten sind wir für unsere Gäste Montag bis Samstag immer da. Sonntag ist bei uns Ruhetag“, schildert Hoffmann.
„Da ist in Weißenfels nichts los.“ Der am meisten frequentierte Tag in seinem Gasthaus ist der Sonnabend. Da würden Familien gern einkehren beziehungsweise Feiern abgehalten. Das Restaurant bietet 80 Plätze. Hier bewirtet Steffi Petereit die Gäste.
„Schumanns Garten“ in der Prommenade
Seit Juli ist das Tagungszentrum mit Restaurant an der neu gestalteten Promenade geöffnet. Träger ist die Integra Weißenfelser Land GmbH. „Wir haben Dienstag, Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag jeweils ab 11.30 Uhr geöffnet. Montags und mittwochs öffnen wir in der Tat erst 17 Uhr. Wir möchten damit unseren 18 behinderten Mitarbeitern, fünf Köchen, sechs Servicemitarbeitern und zwei Gruppenleitern auch entsprechende Freizeit bieten“, ist vom Teamleiter Toni Kolbmüller zu hören. Der Neustart sei gut gelungen, meint er. Doch um noch mehr Gäste anzulocken, arbeite das Team an einem Internetauftritt, der in zirka zwei Wochen erfolgen soll. Anmeldungen seien in diesem Haus günstig. Im Foto Restaurantfachfrau Andrea Hille.
„Bella Mia“ in der Leipziger Straße
Das stadtbekannte Restaurant neben dem Fürstenhaus ist seit Juni wegen eines Wasserschadens dicht, so teilte der Inhaber Hassan Laamimach mit. Das ansprechende Restaurant hatte er 2014 übernommen. Gegenwärtig steht es noch in den Sternen, wann die Gaststätte wieder öffnet.
Der bisherige Inhaber ist zwischenzeitlich nach Merseburg ausgewichen.
„Georgios“ am Markt
„Georgios“, griechisches Restaurant am Markt, wo die Verwandschaft des MZ-Lesers schließlich zu Tisch kam. Georgios Tassos ist seit Januar 2013 der Inhaber.
Er öffnet die Lokalität von montags bis sonntags ab 11 Uhr. „Essen zu verkaufen ist mein Job“, sagt er. Auf der Karte stehen weit über 100 Gerichte. Seit 18 Jahren leitet Tassos in Freyburg das „Athos“. In Weißenfels sei das Pflaster schwieriger meint der Wirt.
„Schultheiss“ am Markt von Weißenfels
Seit 2008 ist Thomas Hartmann in dieser urig eingerichteten Gaststätte der Wirt. 40 Gäste haben Platz. Geöffnet ist montags bis samstags immer zur Mittagszeit, ab Mittwoch bis Sonntag geht es 17 Uhr weiter. „Zum angesprochenen Tag des MZ-Lesers hatten wir in der Tat Urlaub. Das ist für die Geburtstagsgesellschaft bedauerlich“, meint Hartmann.
Sein Urteil zur Gaststättenlandschaft im Zentrum der Stadt: „Es ist nicht zu viel und nicht zu wenig.“