Fußball-WM Fußball-WM: Eine Weißenfelser Familie im Fieber

weissenfels/MZ - Bei Familie Künn in Weißenfels grassiert das Fieber - Fußballfieber. Die Krankheit hat bis nach Amerika abgefärbt. Beinahe täglich wird der Kontakt über Skype bis in Kaliforniens Hauptstadt Sacramento hergestellt. Dort lebt die mittlere Tochter und Schwester Franziska Decker mit ihrem amerikanischen Ehemann Nathan Decker und den beiden kleinen Töchtern Payton (3) und Dakota (5).
Alles ist bereitet
Die 31-jährige Krankenpflegerin tippt am Donnerstagabend „selbstverständlich für Deutschland“, wie sie der MZ lachend aus weiter Ferne sagt. Und ihr Mann Nathan (34) erklärt: „The Matchwinner is USA“.
„Wenn ich mir die beiden Trainer Jogi Löw und Klinsi angucke, spielt ja streng genommen Deutschland gegen Deutschland“, meint Marcus Simon mit einem breiten Grinsen. Der 28-Jährige sitzt „schwarz-rot-gold-behütet“ bei Künns auf der heimischen Couch neben seiner Freundin Susanne. Die 33-jährige Altenpflegerin ist die älteste Schwester im Drei-Mädel-Haus und drückt wie Marcus und die jüngste Schwester Karoline samt Mann Alexander Zemski und Mutter Monika Künn die Daumen für Miro Klose & Co.
Alles sei für den Fußballabend am Donnerstag vorbereitet - Trommel, Ratsche und Pfeife liegen bereit, dazu gehören auch Fanartikel zum Dekorieren wie Ketten und Fahnen in den Nationalfarben der Deutschen, Kartoffelchips und Salzstangen zum Knabbern, Bier, Wasser Cola, alles ist organisiert. Mittendrin kräht der jüngste Spross vergnügt: Luca weiß mit seinen fünf Monaten zwar nicht, worum es geht, aber wenn die Großen lachen und sich über die Mannschaften und ihre Spieler vom niederländischen Arjen Robben bis zum Argentinier Messi oder Brasiliens Star Neymar austauschen, ist auch der Sohn von Karoline und Alexander Zemski quietschvergnügt.
Besuch alle zwei Jahre
Die Amerikaner sind zwar ganz weit weg und nur alle zwei Jahre fliegen die Weißenfelser über den Großen Teich nach Kalifornien. Dennoch ist Familie Decker ganz nah und allgegenwärtig in der guten Stube. Überall hat Mutter Monika Künn liebevoll gerahmte Fotografien von Tochter, Schwiegersohn und ihren beiden Enkeltöchtern stehen und hängen. Dazwischen hat sie, die im Vorjahr San Francisco besucht hat und noch immer davon schwärmt, eine kleine Amerika-Fahne dekoriert. „Schließlich sind wir eine deutsch-amerikanische Familie - und das nicht erst, seit wir die Spiele der WM in Brasilien schauen“, sagt die 58-jährige Fachverkäuferin im Einzelhandel.
Ihre Franziska und der Amerikaner haben sich im fränkischen Bamberg kennengelernt, plaudert die Frau aus dem Supermarkt. Die Weißenfelserin habe sich dort in der Ausbildung befunden und Nathan sei bei der Army gewesen. „Es hat zwischen den beiden gleich gefunkt, es war Liebe auf den ersten Blick“, weiß Susanne als älteste Schwester. Dass die Mittlere soweit weg von ihnen lebt, daran haben sie sich inzwischen gewöhnt. „Zum Glück gibt es moderne Technik, die uns schnell verbindet“, sagt Karoline.
Die Familie habe hin und her überlegt, wo sie das Spiel Deutschland gegen die USA heute Abend verfolgen wolle. „Zuerst hatten wir beschlossen, in eine Gaststätte zu gehen, doch wir bleiben zu Hause, machen es uns gemütlich in den geschmückten vier Wänden und können dabei ganz unkompliziert mit unseren Kaliforniern Kontakt aufnehmen, bei denen ist es dann neun Stunden früher - also so zwischen 9 und 11 Uhr“, so Karoline. Außerdem wolle sie bei Luca bleiben. „Mein Mann trifft sich mit Freunden im Campyno“, meint sie über ihren Polizeibeamten in spé.
Wie das Spiel ausgehen wird, da gehen die Meinungen auseinander. „Ich tippe auf ein Unentschieden“, sagt Mutter Monika. Karoline versichert, es gehe 1:1 aus, Susi erklärt, die US-Boys würden 2:1 gewinnen, Marcus setzt auf 2:1 für Deutschland. Manuel Neuer sei für ihn einer der Größten. Auf Frankreich und Holland müssten die Jogi-Bären aufpassen. Wer Weltmeister wird, ist geheim, jeder hat seinen Tipp in einen Umschlag gesteckt...