Frühgeborenen-Station Frühgeborenen-Station: "Wir waren sehr erfinderisch"

weissenfels/MZ - Wenn Gisela Hubert (76) und Hanni Gabler (82) erzählen, wie es vor der gesellschaftlichen Wende in der Frühgeborenen-Station am Krankenhaus Weißenfels zuging, dann fühlt sich wohl jeder automatisch in ein vollkommen anderes Zeitalter versetzt. „Wir mussten damals mit sehr einfachen Mitteln arbeiten, aber wir haben zugleich viel erreicht“, berichtet Gisela Hubert. Es sei trotzdem eine schöne Zeit gewesen, in der es viel Zusammenhalt unter den Kollegen gegeben habe, fügt Hanni Gabler hinzu. „Wenn ich an den ersten Inkubator denke, den wir erhielten, das war schon ein Riesenfortschritt“, ergänzt die 82-Jährige. „Wir waren sehr erfinderisch, das kann man nicht anders sagen“, so Hanni Gabler.
Fünf Ärzte mussten Bereitschaft absichern
Der Anlass der Zusammenkunft der beiden Seniorinnen ist schnell genannt: 50 Jahre besteht die Frühgeborenen-Station am Weißenfelser Krankenhaus. Und so finden sich etwa 40 ehemalige Mitarbeiter am vergangenen Samstag dort ein, teilt der promovierte Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Daniel Windschall mit. Klar, an so einem Tag kommt auch die Wissenschaft nicht zu kurz. Bei einem Festsymposium zur Neonatologie tauschten sich die Ärzte aus, referierte unter anderem Prof. Uwe Sitka, der ehemalige Leiter der Neonatologie im Universitätsklinikum Halle-Kröllwitz, oder auch Prof. Ulrich Thome vom Universitätsklinikum Leipzig.
Sehr zur Freude von Dr. Iris Jecht, die daran teilnahm und die die Frühgeborenen-Station 1964 am Krankenhaus Weißenfels mit aufgebaut hatte. „Wir mussten um alles kämpfen“, erinnert sich die Ärztin, die zugleich 20 Jahre als Chefärztin der Kinderklinik fungierte. Die Säuglingssterblichkeit sei damals ein Parameter für das Gesundheitswesen gewesen. An der Zahl sei man schließlich „gemessen“ worden. „Mit fünf Ärzten, wenn es überhaupt so viele waren, täglich den Bereitschaftsdienst abzusichern, das war schon sehr schwierig“, so Iris Jecht. Es sei hoch anzuerkennen, dass die Station über die Jahre hinweg erhalten wurde, meint Daniel Windschall. Er spreche sich ganz klar dafür aus, dass es solche Stationen wohnortnah künftig immer geben müsse.
Drogeneinnahme ist erhebliches Problem
Dem stimmte Dr. Petra Wegermann, sie ist seit April die neue Ärztliche Direktorin in der Weißenfelser Asklepios-Klinik, uneingeschränkt zu: „Wir brauchen diese spezialisierte Abteilung. Unser Haus steht dazu.“ In der Vergangenheit sei ordentlich investiert worden. Die leitende Oberärztin Dr. Roswitha Leich weist zugleich auf ein Problem hin - die Drogeneinnahme bei Schwangeren erweise sich als ein erhebliches Problem. Allerdings sei es so, dass sich viele der betroffenen Frauen gern helfen lassen.
„Diese Mütter kennen ihre Defizite.“ Auch das Jugendamt stehe ihnen hilfreich zur Seite. Doch dann kommt die Sprache wieder auf die Geschichte der Neonatologie in Weißenfels. Eindrücke und Bilder vor und nach der Wende hieß der Vortag von Iris Jecht. Und so reden Gisela Hubert und Hanni Gabler nicht nur über die Vergangenheit. Sie schauen sich am Nachmittag wie viele andere auch die Frühgeborenen-Station an. Bei halbstündigen Rundgängen informiert Roswitha Leich über die Entwicklung und sehen sich die Gäste zudem die Kreißsäle an.
Kinder kommen wieder
„Meine beiden Kinder wurden hier geboren. Dass wollte ich mir noch einmal ansehen“, berichtet Yvonne Späth aus Hohenmölsen. Im „Schlepptau“ natürlich Diana (5) und Celina Marie (8). „Ich war damals voll zufrieden, alle haben sich unheimlich viel Mühe gegeben“, berichtet die 42-Jährige. Ähnlich erging es Walburga Kietz aus Breitenbach (bei Zeitz). Ihr Sohn sei vor 26 Jahren hier im Krankenhaus geboren worden. Sie wisse noch gut Bescheid über die einstige Frühgeborenen-Station. Nun wolle sie sich erkundigen, wie es heutzutage dort zugeht. „Wir haben heute universitäres Niveau“, erklärt Roswitha Leich. Die technische Ausstattung sei sehr gut.