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Fremdstoffe in Biotonnen Fremdstoffe in Biotonnen: Warum Müllsünder jetzt gelbe Karten bekommen

Von Andreas Richter 20.10.2017, 06:51
Roland Pavlu (links) und Udo Kiernicki sind ein eingespieltes Team. Tagtäglich sind sie mit ihrem Müllfahrzeug unterwegs.
Roland Pavlu (links) und Udo Kiernicki sind ein eingespieltes Team. Tagtäglich sind sie mit ihrem Müllfahrzeug unterwegs. Peter Lisker

Weißenfels - Udo Kiernicki kann so leicht nichts mehr erschüttern. „Kein Problem, das ist doch nicht eng hier. Da müssen Sie mal in die Hohe Straße kommen“, sagt er und steuert sein großes Müllfahrzeug in einer kleinen Straße in der Nähe des Weißenfelser Friedhofs gekonnt an parkenden Pkw vorbei.

Seit 44 Jahren verdient der heute 61-Jährige sein Geld damit, wegzuräumen, was andere loswerden wollen. Zu DDR-Zeiten war der Weißenfelser bei der Stadtwirtschaft beschäftigt. Heute ist der gelernte Autoschlosser tagtäglich mit einem Müllfahrzeug der Entsorgungsgesellschaft Sachsen-Anhalt Süd GmbH (Egsas) im Burgenlandkreis unterwegs.

Detektoren sollen Fremdkörper in der Biotonne erkennen

Wenn er dieser Tage Biotonnen leert, dann hat Udo Kiernicki zusammen mit seinem langjährigen Partner Roland Pavlu eine besondere Mission. Immerhin wurden drei der insgesamt sechs Fahrzeuge der Egsas mit einem speziellen Detektor ausgestattet, der Fremdkörper in der Biotonne erkennt. Macht sich der Detektor bemerkbar, dann gibt’s für den Eigentümer der Tonne eine Verwarnung - wie beim Fußball. Die gelben Karten hängen hinten gleich griffbereit neben der großen Öffnung, in der der Biomüll im großen Bauch des Fahrzeugs verschwindet.

Seitdem die Abfallwirtschaft Sachsen-Anhalt Süd Anfang Oktober ihre Kampagne für reineren Biomüll gestartet hat, sind die Leute schon ein gutes Stück sensibler geworden. So jedenfalls schätzt es Falko Breuer, Technischer Leiter bei der Abfallwirtschaft, ein.

Jede zehnte Biotonne in Weißenfels bekommt gelbe Karte

In den ersten Tagen habe etwa jede zehnte Tonne die gelbe Karte bekommen, in den letzten Tagen seien es schon spürbar weniger gewesen. Das kann Udo Kiernicki bestätigen. Nicht ganz überraschend seine Erkenntnis: Dort wo es anonymer ist, in größeren Plattenbaugebieten oder im Umfeld von Mehrfamilienhäusern gibt’s öfter mal eine Verwarnung als in Vierteln mit Einfamilienhäusern.

Bisher befanden sich im Biomüll bis zu zehn Prozent Fremdstoffe, die dort nicht hineingehören. Mit der jetzt angelaufenen Kampagne will die Abfallwirtschaft Sachsen-Anhalt Süd erreichen, dass der Fremdstoff-Anteil auf ein Prozent sinkt. Der Hintergrund sind verschärfte gesetzliche Regelungen für die Qualität des aus den Bioabfällen gewonnenen Kompost.

Doch auch im eher gediegenen Quartier rund um die Weißenfelser Holländerstraße sind an diesem Morgen nicht alle Biotonnen so gefüllt wie sie sein sollten. Roland Pavlu öffnet einen Behälter, in dem Biomüll in einer Plastiktüte versenkt wurde. Postwendend folgt die Verwarnung. Tüten wie diese werden zwar im Handel als kompostierbar angepriesen, doch sie zersetzen sich erst im Laufe von drei Monaten. In der Weißenfelser Vergärungsanlage ist der Prozess von der Anlieferung bis zum fertigen Kompost jedoch auf sechs Wochen ausgelegt.

„Das Detektorsystem funktioniert alles in allem gut“

„Das Detektorsystem funktioniert alles in allem gut“, schätzt Falko Breuer ein. Nachdem es in den ersten Tagen auch einige bange Anfragen gegeben hatte, beruhigt er die Gemüter: „Wir werden es nicht übertreiben. Die Detektoren können unterschiedlich scharf eingestellt werden. Die Metallklammer am Teebeutel jedenfalls wird nicht für eine gelbe Karte reichen.“ Anders sehe es da schon mit dem Deckel von der Bierflasche aus.

Udo Kiernicki fährt derweil mit seinem Fahrzeug, das immerhin zwölf Tonnen Müll schlucken kann, weiter gelassen durchs Wohngebiet. Die Arbeit mache ihm auch nach so vielen Jahren noch Spaß, sagt er und fügt hinzu: „Es ist nicht eintönig, man erlebt jeden Tag etwas Neues.“ Und der eher unangenehme Geruch? „Den nehmen wir schon lange gar nicht mehr wahr“, sagt Kiernicki. In der Weißenfelser Innenstadt ist er ebenso unterwegs wie auf den Dörfern in der Umgebung, freitags steht Herrengosserstedt am anderen Ende des Landkreises auf dem Tourenplan. In der Stadt, so schätzt Roland Pavlu, bewegen sie bei jeder Schicht mehr als 500 Müllbehälter. Und mancher von ihnen bekommt in diesen Tagen sein ganz besonderes Anhängsel. (mz)