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Flüchtlinge Flüchtlinge: Weißenfels erwartet bis zu 100 Asylsuchende für die Neustadt

Von Bärbel Schmuck 06.10.2015, 08:41
Bürger der Neustadt hatten eine Menge Fragen an die Vertreter von Burgenlandkreis, Stadt und Initiative „Engagiertes Weißenfels“.
Bürger der Neustadt hatten eine Menge Fragen an die Vertreter von Burgenlandkreis, Stadt und Initiative „Engagiertes Weißenfels“. Peter Lisker Lizenz

Weißenfels - Die Stimmung war aufgeheizt in der Einwohnerversammlung am Montagabend im voll besetzten Wintergarten des Weißenfelser Kulturhauses. Anwohner fühlen sich vernachlässigt und können nicht nachvollziehen, dass in der Neustadt in den nächsten Tagen etwa 80 bis 100 Flüchtlinge unterkommen sollen. In einer sehr emotional geführten Diskussion machten Bürger deutlich, dass der Stadtteil als sozialer Brennpunkt belastet genug sei, weil hier bereits sehr viele Ausländer wohnen würden.

Jetzt seien auch mal andere Wohngebiete wie zum Beispiel Weißenfels-West an der Reihe, Flüchtlinge zu beherbergen, hieß es mehrfach. In den Nächten gehe es laut zu, Anwohner, die tagsüber auf Arbeit gingen, fühlten sich durch den Lärm belästigt, weil ausländische Nachbarn „Party machen“ - mitunter bis in die frühen Morgenstunden. „Ich zahle Steuern und fühle mich von meiner Stadt nicht respektiert“, beklagte eine Gewerbetreibende.

Die vor allem aus Syrien stammenden Asylsuchenden sollen in der Neustadt in der privat geführten Pension „Am Märchenbrunnen“ untergebracht werden, wo der Burgenlandkreis Räume angemietet hat. Vertreter des Burgenlandkreises, der Stadt und der Initiative „Engagiertes Weißenfels“ hatten zu dieser Veranstaltung eingeladen. Sie beantworteten Fragen und informierten, wie viele Asylsuchende zurzeit im Burgenlandkreis, in Städten und Ortschaften untergebracht sind.

Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) erklärte, dass kein Stadtteil außen vor bleibe. Angesichts der gestiegenen Zahlen der Geflüchteten stehe auch der Burgenlandkreis in der Pflicht, Menschen aus Syrien und afrikanischen Ländern wie Eritrea und Somalia aufzunehmen und nach geeigneten Quartieren für sie zu suchen.

Risch sagte, dass inzwischen 3.000 Ausländer in Weißenfels lebten, davon 2.000 arbeitende Menschen aus EU-Staaten. „Wir stehen vor einer großen Herausforderung, wir waren von Anfang an bestrebt, keine Zelte aufzubauen und keine Turnhallen als Massenunterkünfte herzurichten“, so Risch. Das Ziel von Stadt und Wohnungsunternehmen sei, Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen, hob der Oberbürgermeister hervor. Das funktioniere bereits im Südring, wo 150 Menschen aufgenommen worden seien, im Kornwestheimer Ring wohnten 120 und in der Zeitzer Straße 70 aus ihrer Heimat Geflohene.

Nun soll die Pension in der Neustadt als weiteres Quartier genutzt und ausgelastet werden. Wie die zuständige Dezernentin im Burgenlandkreis, Angelika Renner, informierte, werde die soziale Betreuung vor Ort für Asylbewerber abgesichert. Zudem sei der Sicherheitsdienst gewährleistet. „Wir arbeiten eng mit der Polizei zusammen, werden für die Neuankömmlinge Deutschkurse in der Volkshochschule anbieten, damit sie schnell die Sprache lernen“, kündigte die Dezernentin an.

Zudem sollen mehrere Projekte angeschoben werden, um die Asylsuchenden zu integrieren. Angelika Renner nannte als Beispiel Sprachförderung für berufliche Entwicklung. „Wir benötigen aber für die Integration noch Hilfe aus der Bevölkerung“, sagte die Frau von der Kreisverwaltung. Es gehe darum, auch in der Neustadt von Weißenfels eine gute Nachbarschaft mit den Asylsuchenden zu gestalten, erläuterte der Pfarrer der evangelischen Gemeinde der Stadt, Martin Schmelzer als Moderator des Abends und als Vertreter der Initiative „Engagiertes Weißenfels“. Dies sei in Ordnung, sagte ein Bürger, allerdings habe er Familien und nicht so eine Masse junger Männer erwartet, die bisher nach Weißenfels gekommen seien.

Jene jungen Männer hätten sich bisher als freundliche Nachbarn, zum Beispiel in der Zeitzer Straße, erwiesen. „Sie sind lernwillig und sie wollen gar nicht auf Dauer hierbleiben“, berichteten Mitglieder der Initiative „Engagiertes Weißenfels“. Ein aus den alten Bundesländern zugezogener Mann warb für mehr Begegnung, wo sich Einheimische und Flüchtlinge kennenlernen könnten. „Das Kloster ist so ein wunderbarer Ort“, sagte er und erinnerte an das Benefizkonzert, das dort im vergangenen Monat stattfand.

Vereine und Kirchengemeinden sollten Treffpunkte anbieten, damit Integration stattfinden und gelebt werden kann. Auch die Koordinierungsstelle in der Großen Burgstraße, in der Spenden für Asylbewerber entgegengenommen und ausgegeben werden, sei so ein Ort für Begegnungen. (mz)

Vertreter des Burgenlandkreises, der Stadt Weißenfels und der Initiative „Engagiertes Weißenfels“ informieren und beantworten im Kulturhaus Fragen während der Einwohnerversammlung.
Vertreter des Burgenlandkreises, der Stadt Weißenfels und der Initiative „Engagiertes Weißenfels“ informieren und beantworten im Kulturhaus Fragen während der Einwohnerversammlung.
peter lisker Lizenz