Fipronil Fipronil: Agrarbetrieb Bad Dürrenberg unschuldig in Eier-Skandal verwickelt

Wengelsdorf - Eigentlich hat Landwirt Christian Geßner seinen Wengelsdorfer Hof der Agrargenossenschaft Bad Dürrenberg in Ordnung. Hühner füttern, Ställe ausmisten, Eier sortieren, das sind seine täglichen Aufgaben. Nun ist aber noch ein weiterer Punkt hinzugekommen, der ihm einen erheblichen Mehraufwand beschert: Fipronil.
Denn wegen des Lebensmittelskandals wartet auf den 27-Jährigen jetzt jede Menge Bürokratie - und das, obwohl er das umstrittene Insektizid auf seinem Hof noch nicht einmal einsetzt.
„Unsere Kunden fragen sehr häufig nach einer Unbedenklichkeitsbescheinigung unserer Eier, zum Beispiel auf Wochenmärkten, hier im Hofladen oder per Telefon, wenn sie die Eier im Supermarkt gekauft haben“, schildert der 27-Jährige, der die Abteilung Legehennenhaltung der Agrargenossenschaft leitet.
Nach Fipronil-Skandal Eier kontrollieren lassen
„Als der Skandal aufkam, haben wir sofort auf eigene Initiative hin unsere Eier kontrollieren lassen. Die Proben waren negativ, unsere Produkte enthalten also kein Fipronil. Aber das war uns ja schon im Vorfeld klar, da wir das Mittel nicht benutzen.“
Somit ist zwar in Sachen Fipronil-Belastung alles klar bei der Agrargenossenschaft, ein zusätzlicher Aufwand für das Ausgeben und Versenden der Unbedenklichkeitsbescheinigungen bleibt allerdings - „und zwar vom Arbeitsaufwand als auch von den Kosten her“, so Geßner.
Denn schließlich kosten das Probennehmen und -versenden sowie auch das Erstellen, Drucken und Versenden der Bescheinigungen Zeit und Geld - und nicht zuletzt Nerven des Landwirts. Und außerdem ist vielen Verbrauchern die Lust auf Eier vergangenen.
Als vollkommen Unschuldiger von dem Lebensmittelskandal getroffen
Dabei wird Geßner als vollkommen Unschuldiger von dem Lebensmittelskandal getroffen: „Bei der Reinigung und Desinfektion der Ställe benutzen wir ein anderes Reinigungsprodukt, Keßla, das von einem unserer regionalen Partner in Bitterfeld hergestellt wird.“ Dieses Mittel sei zwar teurer als etwa Fipronil, dafür wisse man genau, was drinsteckt, so Geßner.
Auch das Futter für die Hühner bezieht das Unternehmen von einer regionalen Firma aus Leipzig. An die liefert die Genossenschaft sogar selbst Getreide, in gewisser Weise stellt sie also das Hühnerfutter selbst her.
Etwas Gutes hat der Skandal neben all dem Mehraufwand dann aber doch für das Unternehmen. „Die Kunden schauen jetzt genauer hin, greifen eher zu Eiern und Produkten aus regionaler Herstellung. Und damit steigt für uns die Nachfrage“, sagt der Abteilungsleiter.
Und man sehe, wohin die eigenen Eier so gehen, wenn sie über die großen Handelsketten vertrieben werden: „Vergangene Woche rief uns ein Kindergarten aus Berlin an und fragte nach der Unbedenklichkeitsbescheinigung“, erzählt der 27-Jährige mit einem Zwinkern.
Preise für Eier sind relativ starr
Wie es zu dem Skandal kommen konnte, da hat Geßner so seine Vermutungen. „Die Preise für Eier sind relativ starr. Um mehr Gewinn zu machen, versuchen manche Anbieter deshalb, die Produktionskosten zu senken.“ Und das eben, indem sie billige Mittel wie Fipronil einsetzen.
Wie soll aber verhindert werden, dass möglicherweise gesundheitsschädliche Mittel wie das Insektizid eingesetzt werden? Mit mehr Kontrollen durch die Behörden? „Die Kontrollen sind da und es sind auch genug“, sagt Geßner. Das Veterinäramt des Burgenlandkreises kontrolliere monatlich Futter, Eier und Tiere.
Viel eher brauche es ein Umdenken bei den Verbrauchern, findet der Landwirt: „Die Leute sollten mehr auf Regionalität setzen und zum Bauern nebenan gehen.“ Der wisse schließlich genau, welche Reinigungs- und Futtermittel er benutzt.
Die insgesamt 30.000 Hühner in Wengelsdorf werden jedenfalls weiter ihre rund 25.000 Eier am Tag legen - ohne Fipronil, Skandal hin oder her. (mz)