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Uwe Hoff aus Großkorbetha „Fast 30 Jahre war ich Pfarrer“ - nun kommt der Ruhestand

Der 64-jährige Uwe Hoff geht nach fast 30 Amtsjahren in den Ruhestand. Weshalb er sich nach der Lehre der Kirchenarbeit zugewandt hatte.

Von Andrea Hamann-Richter 17.06.2021, 18:01
Pfarrer Uwe Hoff im Büro der Kirchgemeinde in Großkorbetha. Er sieht seinem bevorstehenden Ruhestand gelassen entgegen.
Pfarrer Uwe Hoff im Büro der Kirchgemeinde in Großkorbetha. Er sieht seinem bevorstehenden Ruhestand gelassen entgegen. (Foto: Andrea Hamann-Richter)

Grosskorbetha - „Fast 30 Jahre war ich Pfarrer“, sagt Uwe Hoff aus Großkorbetha. Es haben nun die letzten Arbeitstage des 64-Jährigen begonnen. Am 29. August findet ein Abschlussgottesdienst für den Mann statt und am 31. August ist endgültig Schluss, er geht dann in den Ruhestand. Hoff schaut gerne auf die drei Jahrzehnte zurück. Es sei ihm bei der Arbeit immer der Kontakt mit den Menschen wichtig gewesen, sagt der Mann. Diese Passion und die Liebe zur Musik waren es auch, die ihn auf einem kleinen Umweg zu seinem Beruf führten.

Hoff wurde in Oranienburg geboren und wuchs in Sachsenhausen auf. Schon als Neunjähriger lernte er das Spiel auf der Trompete, ein Jahr später entdeckte er die Posaune für sich. Nach der Schule stand aber erst einmal die Ausbildung zum Beruf des Automechanikers an. Es war eine Arbeit, die ihn irgendwann nicht mehr ausgefüllt habe, sagt Uwe Hoff. Hinzu kam ein Arbeitsunfall, durch den er diesen Beruf nicht mehr ausüben konnte und so musste Hoff im Jahr 1976 umsatteln. Da er da schon in einem kirchlichen Posaunenchor spielte, bekam er während der Auftritte zu Krankenhäusern, zu Trauernden auf Beerdigungen und zu Altenheimen Kontakt. „Dabei sah ich auch die vielen Facetten der Arbeit in der Kirche“, sagt Hoff. Er lernte auch die kirchliche Jugendarbeit kennen und spürte, dass er dazu einen besonderen Zugang hatte. Also absolvierte der Mann ein vierjähriges Direktstudium und wurde so zum Religionspädagogen, heute bekannt als Gemeindepädagoge, ausgebildet.

„Die Kirche war in der DDR nämlich auch ein Fluchtort für Andersdenkende“

Inzwischen mit seiner Frau, die aus dem Ort stammt, in Wengelsdorf heimisch, verschrieb sich der heute 64-Jährige ab 1980 und bis 1991 in Weißenfels der Jugendarbeit. 1985 zog die Familie außerdem nach Großkorbetha in das Haus, in dem die Familie seiner Frau gewohnt hatte und das nun leer stand.

Gerne erinnert er sich an diese Zeit, wo er in Weißenfels in seiner Position als Kreisjugendwart mit Kindern und Jugendlichen sprach, Konzerte organisierte, zu Kreisjugendwochenenden fuhr und auch politisch kritische Themen behandelte. Dass Kirche in der damaligen DDR nicht gern gesehen war, wusste der Mann. Er selber habe aber nie persönlich Probleme bekommen. Erst nach der Wende, als er seine Stasiakten einsehen konnte, entdeckte Hoff, dass insgesamt fünf Leute auf ihn angesetzt waren, um ihm Informationen zu entlocken. „Die Kirche war in der DDR nämlich auch ein Fluchtort für Andersdenkende“, sagt er. Dabei sei es nicht darum gegangen, aufzubegehren, macht er klar. Vielmehr sei es ein Bestreben gewesen, eine aktive Kirche im Sozialismus zu leben.

An die Wendezeit erinnert sich der Mann noch genau. Er beobachtete, wie immer mehr Menschen zu den Montagsdemonstrationen nach Leipzig fuhren. Uwe Hoff selbst nahm an diesen friedlichen Protesten in Weißenfels teil. Er habe sein Gesicht zeigen und nicht in der Anonymität der Massen verschwinden wollen. Er wisse noch genau, dass es den Menschen darum ging, sich gewaltfrei für einen moderneren Staat einzusetzen.

Ordinationsrecht bleibt lebenslang erhalten

Zwei Jahre nach der Wende spürte der Vater zweier Kinder, dass er eine neue Aufgabe suchte. Er hätte 1991 für sechs Jahre nach Ghana gehen können, um dort kirchliche Jugendarbeit zu leisten. Das Angebot habe ihn schon gereizt, letztendlich habe er sich aber für Heimat und Familie entschieden, sagt Hoff. Der damalige Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen in Magdeburg, Axel Noack, riet ihm schließlich zu einer praxisbegleitenden Pfarrausbildung. „Bis dahin hatte ich ja nie Taufen oder Beerdigungen geleitet, weil mir die Ordination fehlte“, sagt Hoff. Daher sagte er zu und und bewarb sich schließlich mit dieser Qualifikation um die Stelle des Pfarrers im Gemeindekirchenkreis Weißenfels-Nord. Uwe Hoff wurde genommen und nun, als juristisch vollwertig geltend, im Jahr 1994 feierlich ins Amt eingeführt.

Dem bevorstehenden Ruhestand sieht er gelassen entgegen. Bestimmt werde er mit seiner Frau verschiedene Radtouren unternehmen. Außerdem stehe er seinen dann ehemaligen Kollegen gerne als Vertretung zur Verfügung. Das dürfe er, denn das Ordinationsrecht bleibe lebenslang erhalten. (mz)