Erntenbeginn in Lützen Erntenbeginn in Lützen: Vier neue Mähdrescher packen zu

STARSIEDEL - Ein Mähdrescher, der allein weiß, wie er über das Feld zu rollen hat - das macht selbst für Geschäftsführer Heinz Herrmann in diesen Tagen die Arbeit draußen in der Gerste zum Erlebnis. Der Chef der Agrardienste Lützen (ADL) setzte sich am Donnerstagabend noch mit auf einen der vier nagelneuen S 690 i, die das Unternehmen am Vormittag in Empfang genommen hatte. Die Ergebnisse des Probedruschs der Wintergerste auf Schlägen in Dölzig haben den Startschuss für die Ernte gegeben.
Bei einer Feuchtigkeit im Getreide unter 14 Prozent ging es los, wenngleich das, was reif auf den Halmen steht, die Landwirte nicht befriedigt. „Mit 20 Prozent weniger Ertrag werden wir rechnen müssen“, sagte Herrmann. „Weit entfernt von Normalität“, von Schmachtkorn und geringerer Qualität war die Rede.
„Da schaffen wir die Ernte dieses Jahr aber vielleicht mit den eigenen Mähdreschern“, gewinnt Herrmann den Bedingungen, die er nicht ändern kann, noch Gutes ab. In der Vergangenheit haben oft Dienstleister geholfen, die Ernte zügig einzufahren. Doch jetzt soll die neue Technik das schaffen. Die Mähdrescher sind schon wegen der Breite ihrer Schneidwerke von 12,3 Metern ausgesprochen effektiv. Und dann die Präzision ihrer Arbeit dank GPS-Steuerung! Das heißt, dass sie per Satellit die genauen geografischen Daten aufnehmen und danach die Felder so abarbeiten, wie sie bereits gedrillt wurden. Allerdings waren die Computer dafür erst einmal einzurichten. Nach einer Schulung und mit der Hilfe von Krone-Mitarbeiter Felix Bubinger aber kein Problem.
„Der Beruf des Mähdrescher- und Traktorfahrers hat sich enorm verändert“, stellte Bernd Gneist fest, der Chef des Zorbauer Vertrieb- und Dienstleistungsbetriebes für Landtechnik Krone, in dessen Niederlassung die vier Maschinen gekauft wurden. Und passend dazu erinnerte sich Jens Biedermann an seine ersten Touren auf einem Mähdrescher vor mehr als 30 Jahren. Da schwitzte er im Führerstand unter einem offenen Sonnendeck und war den Staubwolken ausgeliefert. Nun setzten er, die sieben Kollegen und die Kollegin Carmen Wehnert, die alle die Großtechnik fahren sollen, sich in ein voll klimatisiertes gläsernes Führerhaus, wo 20 Grad herrschen und sie sich per Bildschirm ein komplettes Bild von dem verschaffen können, was der Mähdrescher tut. Mehr noch, auch den auf dem Feld nebenher fahrenden Traktor mit dem Überladewagen daran, können sie kontrollieren. Obgleich im Traktor immer noch ein Mensch sitzt, folgt er ebenso automatisch in zentimetergenauem Abstand dem Mähdrescher - solange, bis der Mensch eingreift.
„Faszinierend“, so die Einschätzung der neuen Technik von Tobias Pinkny, wenngleich sie wieder Lernen von den ADL-Mitarbeitern fordert. Doch in der modernen Landwirtschaft gehört das einfach dazu, wissen sie. Sichtlich macht ihnen die Arbeit mit der Technik des Herstellers John Deere Spaß, die nun für drei Ernteperioden von dem Starsiedeler Betrieb eingesetzt werden soll. Dann, darauf ist Gneist eingestellt, kauft seine Niederlassung die Mähdrescher zurück, um sie nach gründlicher Durchsicht als Gebrauchtmaschinen wieder zu verkaufen. Über den sogenannten Mietkauf rechnen sich am Ende Anschaffungen in der Größenordnung für die Landwirtschaftsbetriebe. Vier an einem Stück verkauft Gneist aber selten. Denn nicht jeder Betrieb kann solche Großtechnik überhaupt einsetzen. Die Starsiedeler haben außer den vier neuen noch einen Mähdrescher eines anderen Herstellers von 2012 im Einsatz. Der hat noch nicht seine Laufleistung gebracht, erklärt Herrmann, warum der noch nicht ausgetauscht wurde. (mz)