1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Erinnerung an Krippenspiel-Maria

Erinnerung an Krippenspiel-Maria

Von Holger Zimmer 30.04.2006, 17:56

Uichteritz/MZ. - Dabei hätten es die Funktionäre lieber gesehen, wenn die Mädchen und Jungen sieben Jahre nach der Gründung der DDR die Jugendweihe bekommen hätten. Lehrer Walter Lukesch (71) erhielt dann auch Wochen vorher den Auftrag, dafür zu werben. Zu zwei Familien sei er gegangen, hätte dann aber nicht weitergemacht. Deshalb habe man ihm, der naturwissenschaftliche Fächer unterrichtete, danach als Alternative angeboten, sich als Traktorfahrer zu bewähren. Einige Monate später sei er in den Westen gegangen. Bereits 1986 war er zum ersten Klassentreffen nach Uichteritz eingeladen worden. Verbindungen hierher hatte er ja ohnehin, da seine Frau aus dem Ort stammt. Damals gab ihm sogar sein Chef frei, der der Ansicht war, dass er seine erste Klasse, die er unterrichtete, besuchen müsse.

Zehn Helfer mit dabei

Die Idee kam seinerzeit von Volkmar Temmler (64), den es nach Schleiz verschlagen hatte. Seine Verbindungen nach Uichteritz rissen ebenfalls nie ab. "Für mich war das damals eine Notwendigkeit, die alten Schulfreunde mal wieder zu sehen. Ich schwelge gern in Erinnerungen." Er räumt ein, dass das auch etwas mit dem Alter oder der Entfernung zum Ort seiner Jugend zu tun haben könnte. Jedenfalls fand er in Waltraud Steingraf eine, die das Vorhaben unterstützte. Sie meldete dann wegen der ehemaligen Schulkameraden aus dem Westen, einen Treff ihrer Gymnastikgruppe im "Deutschen Haus", dem später abgebrannten Freizeitcenter, bei der Polizei an. Auch sie erinnert sich noch gern an die Kindheit. "Zur Einschulung 1948 hatte ich Rotwurstschnitten und Zopfhalter in der Zuckertüte. Acht Jahre später, bei der Konfirmation, waren die Zeiten aber schon besser." Sie bereitete mit Volkmar Temmler und dem Chemnitzer Siegfried Pietsch sowie sieben weiteren Helfern aus Uichteritz auch das diesjährige Treffen langfristig vor.

Weitere Treffen gefragt

Die weiteste Anreise hatte mit 600 Kilometern Rolf-Dieter Ranscht aus Pirmasens. Es sei einfach schön, über alte Zeiten zu reden, bekennt er. Mit Blick auf Waltraud Steingraf spricht er von Loreks Traudel, so ihr damaliger Name. Sie sei für ihn immer noch die Maria, mit der er als Joseph bei Krippenspielen aktiv war. Ranscht hatte sich in der Silvesternacht 1960 / 61 in den Zug gesetzt und stieg dort aus, wo es die Bananen gab. Der gelernte Automechaniker arbeitete zuletzt bei einem großen Fahrzeugunternehmen als Marketingleiter. In DDR-Zeiten sei er auch zur Leipziger Messe gefahren, habe Verwandte besucht, sich sonst aber eher zurückgehalten. "Die Angst war einfach zu groß." Nun habe ihn die goldene Konfirmation mit ihrem Gesang und dem Auftritt einer Instrumentalgruppe sehr beeindruckt. Leider habe Georg Lamprecht, der 1956 ihr Pfarrer war, aus gesundheitlichen Gründen gefehlt. Er jedenfalls sei dafür, dass man sich öfter treffen sollte. Schließlich seien schon fünf Ex-Klassenkameraden verstorben, so der 64-Jährige.