Erik Jirsak übt jetzt in Weimar
Weißenfels/MZ. - Erik Jirsak ist am Sonntag von Weißenfels nach Weimar umgezogen. Der 13-jährige Achtklässler hat wegen seines musikalischen Talentes die Schule gewechselt, besucht seit Montag das renommierte Musikgymnasium Schloss Belvedere im thüringischen Weimar. Dort wohnen die Schüler im Internat, weil zur normalen gymnasialen Ausbildung ein gutes Stück Zeit für speziellen Musikunterricht und zum Üben gebraucht wird. Doch der bei "Jugend musiziert" mehrfach ausgezeichnete Weißenfelser Akkordeonspieler sieht dem gelassen entgegen.
Zumindest zeigt er sich bei seinem letzten Vorspiel an seinem Instrument im Festsaal des Fürstenhauses gelassen. Für die Menschen, die ihn finanziell unterstützen, spielt er Szenen aus Sergej Prokofjews "Peter und der Wolf" zunächst den Peter, dann das Vögelchen, die Ente, die Katze, den Großvater und den Wolf.
Die Weißenfelser Stadtmusikanten haben Jirsaks Förderung organisiert. Der Verein, allen voran der Leiter der Kreismusikschule Heinrich Schütz in Weißenfels, Andreas Raczek, haben das Talent des Jungen erkannte, der seit acht Jahren Unterricht nimmt. "Er ist unser Patenkind", sagt Raczek. Der Verein zahle seine Musikschulgebühren. Immerhin stamme er aus einer musikalischen Familie. Alle seine Geschwister spielen ein Instrument und nehmen Unterricht: sein großer Bruder Robert wie er Akkordeon, Richard Klavier, die Schwestern Annemarie Querflöte und Isabel Klavier, sowie das Nesthäkchen Henry Gitarre.
Den Weg zur Musikschule haben Kerstin und Hartmut Jirsak ihren Kindern alle geebnet. Welches Instrument sie aber erlernen wollten, haben sie selbst entschieden. "Erik hat sich sofort für das Akkordeon entschieden", erinnert sich die Mutter an die Entwicklung ihres Sohnes. Das war bereits ein Jahr, bevor er in die Grundschule kam.
Lampenfieber vor dem jetzigen Schulwechsel hat der Blondschopf offensichtlich nicht. Er habe sich beworben, darf nun zunächst für ein Probejahr das Gymnasium in Weimar besuchen. Dort werde ihn seine frühere Lehrerin an der Musikschule Weißenfels, Prof. Claudia Buder unter die Fittiche nehmen. Als zweites Instrument hat sich der Junge für Klavier entschieden.
"Ich habe nicht geglaubt, dass es so freigiebige Menschen hier gibt", wendet sich Hartmut Jirsak dankbar zunächst an die Weißenfelser Stadtmusikanten. "Die Kosten für zehn Monate Aufenthalt am Musikgymnasium, einschließlich des Internats und der Verpflegung belaufen sich auf 2 800 Euro", erklärt der im Verein für die Finanzen zuständige Jörg Keck. 1 200 Euro habe der Verein gesammelt.
Den von den Stadtmusikanten eingerichteten Fördertopf füllen weitere Sponsoren. Namens des Lionsclubs übergibt Elke Simon-Kuch symbolisch einen Check in Höhe von 250 Euro. "Wir werden auch für jedes weitere Jahr die Kosten für einen Monat in Weimar übernehmen", verspricht die Geschäftsfrau. Sie erwarte aber auch, dass Erik Jirsak Kostproben seines Könnens für die Lions geben werde. Die Spardabank unterstützt die Talenteförderung der Stadtmusikanten mit 1 000 Euro, und will in jedem weiteren Jahr 1 000 Euro drauflegen. Und die Stadtmusikanten sammeln auch fleißig weiter.
"Wenn jemand Talent hat, dann muss er auch gefördert werden", sagt Raczek und lädt schon jetzt für den 24. Oktober in die Aula des Goethegymnasiums Weißenfels ein. Dort finde dann wieder "Weißenfels musiziert!" statt, die Veranstaltung, die der Verein organisiert und deren Erlös allein der Talenteförderung dient. Dann wird auch Erik Jirsak wieder spielen.