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Dudelsäcke ertönen Dudelsäcke ertönen: Das urige Instrument lockt immer wieder Interessenten an

Von Holger Zimmer 23.11.2019, 14:00
Daniela Kneist nimmt gern Angebote wie den Dudelsack-Workshop wahr.
Daniela Kneist nimmt gern Angebote wie den Dudelsack-Workshop wahr. Holger Zimmer

Weißenfels - Mit dem Dudelsack am dritten Advent schon am Naumburger Marientor aufzutreten, das ist für Daniela Kneist zu früh. „Ich will ja schließlich nicht, dass die Leute nur klatschen, damit ich aufhöre.“ Die 53-Jährige war am Sonnabend beim Kurs der Volkshochschule in Weißenfels dabei. Sie lebt in Heiligenkreuz und hätte es näher nach Naumburg, doch dort werden weder Kreativangebote wie Filzen und Patchwork noch der Dudelsackkurs angenommen.

Sie hat sich daneben den Historischen Naumburger Bürgerschützen verschrieben und ist beim Kirschfest aktiv. Dabei betreut sie den Stand, wo Kinder basteln, mit der Armbrust schießen und mit Hufeisen werfen können. Weil Frauen auf solchen Märkten mit Schellen oder Trommel auf sich aufmerksam machen, wollte sie mit dem Dudelsack gegenhalten.

Mittelalterliche Geschichte, Mittellatein und Theologie studiert

Christoph Grün leitet den Kurs. Er hat unter anderem mal mittelalterliche Geschichte, Mittellatein und Theologie studiert, sich aber schnell der Musik verschrieben. Der 36-Jährige spielt da auch Dudelsack und Tin Whistle, eine Flöte, die auf den britischen Inseln beheimatet ist. Er arbeitet an einer freien Musikschule in Jena und gibt Kurse auch in Weimar und Erfurt. In Naumburg würde er gern aktiv werden, doch dort gebe es nicht genug Anmeldungen.

Hingegen sei Christine Lieberam als pädagogische Mitarbeiterin in Weißenfels sehr engagiert. Die meisten, die kommen, würden das Instrument nur mal spielen wollen, Ausnahmen seien die Leute, die das dauerhaft tun möchten. Dazu gehören Torsten Stoll und Tobias Eitner. Sie stammen aus Kirchfährendorf bei Bad Dürrenberg und waren mit zwei Freunden im Frühjahr erstmals beim Workshop dabei.

Der 52-jährige Stoll betreibt eine Heizungs- und Sanitärfirma

Der 52-jährige Stoll betreibt eine Heizungs- und Sanitärfirma. Als Schüler war er in einem Fanfarenzug und noch in DDR-Zeiten hatte er mal eine Elektro-Orgel erhalten, die aber im Laufe der Jahre kaputt ging. Er kaufte sich deshalb ein Keyboard und fand im Internet einen Online-Lehrgang, um sich das Spielen selbst beizubringen. Da gab es keine Noten, angegeben aber wurde, welche Taste mit welchem Finger zu drücken war.

Jeder sei doch irgendwie musikalisch, meint er, und für ihn ist das letztlich nach harter Arbeit ein Stück Entspannung. Und dann hörte Torsten Stoll, dass der Dudelsack eines der Instrumente sei, das man besonders leicht erlernen kann. Manches, wie die Fingerfertigkeit, sei eben ein Automatismus. Beim Volkshochschulkurs im Frühjahr begann er mit einer sogenannten Schäferpfeife, übte seitdem täglich eine runde halbe Stunde und ließ sie nun so einstellen, dass man alles in allem einen kräftigeren Klang erzeugen kann.

„Am Anfang haben sie die Türen zugemacht, jetzt bleiben sie offen.“

Und ob seine kontinuierlichen Übungen die Hausbewohner nicht stören würden? Der 52-Jährige schmunzelt: „Am Anfang haben sie die Türen zugemacht, jetzt bleiben sie offen.“ Ob er mal mit seinem Dudelsackspiel öffentlich auftreten wolle? Stoll winkt ab. Einerseits könne er noch nicht mal alle Töne spielen, andererseits soll es ein privates Hobby bleiben.

Christine Lieberam hat in der Volkshochschule den ersten Workshop 2015 angeboten. Und schon jetzt nimmt sie Anmeldungen für 2020 an. Dann soll das Dutzend voll gemacht werden, wenn es zwei Anfängerkurse und erstmals einen Aufbaukurs geben wird. Maximal können daran jeweils sechs Interessenten teilnehmen.

››Am 21. März und 14. November 2020 sollen die Grundkurse und am 21. November der Aufbaukurs stattfinden. Anmeldungen sind unter der Telefonnummer 03443/3396800 möglich. (mz)