DRK-Aktionstag DRK-Aktionstag: Helfen richtig lernen

Weissenfels/Zeitz/MZ - „Die Leute haben Angst, überhaupt zu helfen. Es ist aber der größte Schaden, nichts zu tun.“ So schätzt Margrit Strassberger, beim Kreisverband des DRK Weißenfels, verantwortlich für Weiterbildung, den Erste-Hilfe-Notstand der Bevölkerung ein. Dabei führt das DRK in Weißenfels, aber auch in Zeitz, jede Menge Kurse durch. Allein im vergangenen Jahr beteiligten sich in Weißenfels 2 017 Teilnehmer an ihnen. In Zeitz waren es ebenfalls über 2 000. „Die meisten machen ihren Kurs, um den Führerschein zu bekommen. Hinzu kommen viele, bei uns waren es im Vorjahr über 1 000, die beruflich ihre Kenntnisse alle zwei Jahre auffrischen müssen“, so Strassberger. Die Krux: Die „beruflichen Auffrischer“ sind fit. Dem stehen jene entgegen, die pflichtgemäß wegen des Führerscheins nur einmal zum DRK gehen und dann nie wieder, hinzu kommen die Senioren und Hausfrauen. Mal sei es die Zeit, mal das Geld, was als Grund für ein Nichtauffrischen der Hilfe-Kenntnisse angeführt werde. Oft würde aber auch angeführt: „Bislang ging doch alles gut.“ Oder: „Mir passiert schon nichts.“
„Ich wäre für eine gesetzliche Regelung, dass jeder alle fünf Jahre einen Erste-Hilfe-Lehrgang besuchen müsste“, meint entschlossen die Geschäftsführerin des Kreisverbandes Weißenfels, Evelin Simon.
Darum war es für den Verband klare Sache, sich am bundesweiten Aktionstag für Erste Hilfe am vergangenen Sonnabend zu beteiligen. Rund 60 Frauen und Männer kamen und qualifizierten sich. „Das ist mehr, als wir erwartet haben“, schätzte Simon ein.
Unter den Ratsuchenden war auch Günther Hoffmann. „Als Lehrmeister habe ich regelmäßig mein Erste-Hilfe-Wissen auffrischen müssen“ erzählt der 75-Jährige. Doch Fragen bleiben dennoch: „Muss man einem Verletzten die Prothese bei der Beatmung rausnehmen? Wie weit darf ein Retter einer jungen verletzten Frau die Bluse öffnen? “ Stört ein Gebiss bei der Beatmung, werde es entfernt. Und bei der Bluse? Grundsätzlich sei es immer gut, bei Einsätzen auch Zeugen zu haben.
An so genannten Dummis vom Baby bis zum Erwachsenen wurde das theoretische Wissen sofort praktisch überprüft. Roland Ludwig, seit fast vier Jahrzehnten Rettungssanitäter, zeigte, welche Handgriffe für eine exakte Reanimation notwendig sind, wie eine richtige, stabile Seitenlage aussieht. „Doch bevor es dazu kommt, ist wichtig, die einfachsten Dinge zu beherrschen“, machte Strassberger die interessierten Zuhörer aufmerksam. Lebensrettend sei, sofort einen Notruf abzusetzen, Leute gezielt um Hilfe anzusprechen und bei dem Verletzten zu bleiben sowie auf einen Rückruf aus der Leitstelle zu warten.
13 Männer und Frauen hatten sich beim DRK-Kreisverband Zeitz am Aktionstag zum Auffrischen ihrer Kenntnisse eingefunden. Unter ihnen Friedrich Bieler. „Meine Eltern und ich waren auf dem Weg in den Urlaub. Vor uns krachte es. Mein Vater und ich sind hingerannt. Mein Vater hat sich um den Notruf gekümmert. Ich habe einen Mann aus dem Fahrzeug geborgen und sofort eine Herzdruckmassage durchgeführt. Dabei sind zwei Rippen gebrochen. Das passiert durch diese Kraftanstrengung, aber er hat überlebt“, erzählte der 17-Jährige, der in Rehmsdorf bei der Feuerwehr ist und sich nun auf die Fahrprüfung vorbereitet. Helfen ist ein wichtiges Bedürfnis für Ingo Kaiser, der auf dem Bau arbeitet. „Hier kann immer was passieren“, meinte er aus Erfahrung. Als Feuerwehrmann in Nonnewitz schult er bereits die jungen Kameraden. Am vergangenen Samstag hatte er mal schichtfrei.
„So ein Auffrischungskurs ist mir wichtig. Ich finde, es nutzen noch zu wenig“, schätzte der 45-jährige ein. Beim Zeitzer Kreisverband arbeiten acht Rettungsassistenten als Ausbilder. Hinzu kommen zwei Seniorinnen, die ihr Wissen weiter geben.