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Hilferuf einer Seniorin Die angekündigte Schließung des NP-Marktes am Kugelberg ist nun auch Thema im Stadtrat

Anwohnerin dringt auf mehr Unterstützung durch die Abgeordneten.

Von Alexander Kempf 06.11.2021, 12:00
Der NP-Markt auf dem Kugelberg wird Ende November geschlossen.
Der NP-Markt auf dem Kugelberg wird Ende November geschlossen. Foto: Andreas Richter

Weißenfels/MZ - Die angekündigte Schließung des NP-Marktes auf dem Kugelberg hat den Weißenfelser Stadtrat erreicht. „Das ist eine Katastrophe für die älteren und behinderten Leute“, erklärte Anwohnerin Angelika Franke am Donnerstag in der Bürgerfragestunde. Sie ist auch Mitglied im örtlichen Seniorenbeirat und appellierte an die Stadträte, dass eine zuletzt in Aussicht gestellte mobile Versorgung des Wohngebiets mit einem Fleischerwagen und einem Bäckerwagen kein adäquater Ersatz für einen Einkaufsmarkt sein kann, der Ende November schließen soll. „Es geht um die tägliche Grundversorgung. Das kann ein Wagen nicht abfedern“, sagte Angelika Franke.

Brief an den Betreiber

Sie warb dafür, einen offenen Brief an den Betreiber des Marktes zu schicken, die Edeka Minden-Hannover Stiftung & Co. KG. Diesen sollten auch die Stadtratsfraktionen und der Oberbürgermeister unterzeichnen, wünscht die Anwohnerin. Ihr Ziel ist es, einen Versorger im Viertel zu erhalten. Daran hat auch die Wohnungsbaugenossenschaft Weißenfels/Saale (WBG) ein Interesse, die schon viel im Stadtquartier investiert hat und viele seniorengerechte Wohnungen anbietet.

Die WBG hatte schon öffentlich Bereitschaft signalisiert, als Investor für einen Neubau zur Verfügung zu stehen, in dem auch ein Supermarkt Platz finden soll. Idealerweise in Partnerschaft mit dem Edeka-Konzern. Voraussetzung dafür wäre aber ein marktüblicher Kaufpreis für das Gelände. Die Landtagsabgeordnete Elke Simon-Kuch (CDU) versucht hier, hinter den Kulissen zu vermitteln. Nach eigener Aussage stand sie dazu bereits in Kontakt mit Vorstandschef Mark Rosenkranz, um auf die Dringlichkeit des Problems hinzuweisen.

Mobile Versorgung ist kein Ersatz

Elke Simon-Kuch teilt die Sorgen der Anwohner, dass eine mobile Versorgung kein Ersatz für einen Einkaufsmarkt vor Ort sein kann. Sie würde es begrüßen, wenn sich auch die Stadt hierzu bekennt. Denn die brauche es als Akteur in jedem Fall. Im Stadtrat erklärte Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos), sich in kommenden Gesprächen mit Edeka für eine längere Öffnung des NP-Marktes einsetzen zu wollen. Trotzdem fürchtet er, dass die Versorgung am Kugelberg für Jahre wegfallen könnte.

Robby Risch sieht die Ursachen hierfür in der Vergangenheit. Durch ein fehlendes Einzelhandelskonzept in der Saalestadt seien an allen Zufahrten große Supermärkte entstanden. Die begrenzte Kaufkraft führe nun dazu, dass die Großkonzerne nach und nach die kleineren Supermärkte in den Wohnvierteln verdrängen. Deren Betreiber stehen vor der Frage, ob eine Sanierung der in die Jahre gekommenen Kaufhallen sich auch wirtschaftlich rentiert. „Eine kurzfristige Lösung sehen wir momentan nicht“, räumt der Rathauschef offen ein.

Nahe gelegendes Kaufland ist keine Option

Dabei scheint einzelnen Stadträten bewusst zu sein, dass der Gang zum vermeintlich nah gelegene Kaufland für die Senioren des Kugelbergs aufgrund eines starken Gefälles und einer zu überquerenden Bundesstraße keine Option ist. Der Stadtratsvorsitzende Jörg Freiwald (Die Linke) gab selbst zu bedenken, dass der Fußweg zwischen Kugelberg und dem Kaufland im Winter nicht geräumt werde. „Damit wird das zu einer Lachnummer“, so Freiwald wörtlich.

In diesem Punkt will die Stadtverwaltung schnell handeln. „Der städtische Bauhof wird den Weg mit in den Tourenplan des Winterdienstes aufnehmen“, erklärte Stadtsprecherin Katharina Vokoun am Freitag. „Selbst wenn der Weg geräumt wird, schaffen das die alten Leute nicht“, ist indes die Landtagsabgeordnete Elke Simon-Kuch überzeugt. Für sie liegt die Lösung weiter in einer Versorgung im Wohnviertel.