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Deutsches Rotes Kreuz Weißenfels Deutsches Rotes Kreuz Weißenfels: Mehr Zulauf bei der Sucht- und Drogenberatung

Von Julia Reinard 06.11.2013, 07:55

Weissenfels/MZ - Sekt und Bowle in der Sucht- und Drogenberatung? - Aber nein. Selbst beim Jubiläum zum 20-jährigen Bestehen der Beratungsstelle des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) kam in die Sektgläser kein Alkohol. Angestoßen wurde mit erfrischenden alkoholfreien Getränken. Trotz immer wieder im Raum stehender Kürzungen gibt es die Sucht- und Drogenberatung nach wie vor. Heute wird sie geleitet von Isabell Müller. Im Gespräch mit ihr und Mitarbeiterin Ulrike Baumgarten fragte Julia Reinard für die MZ nach dem Alltag und den Erfahrungen der Beraterinnen.

Wie viele Beratungen gab es bislang?

Müller: Ganz konkrete Zahlen haben wir bis Ende des Vorjahres. Bis dahin hatten wir 3 800 Beratungsgespräche geführt.

Wie sieht der Alltag bei Ihnen aus - wird die Beratungsstelle gebraucht?

Müller: Die Zahl der Beratungen steigt nach wie vor. Schwerpunkt ist der Alkohol, er macht etwa 70 Prozent der Beratungen aus. Alkoholkranke Frauen kommen heute häufiger als früher.

Baumgarten: Sie finden jetzt zunehmend den Mut, die Beratung in Anspruch zu nehmen.

In die Drogenberatung kommen eher jüngere Leute?

Müller: Bei uns lassen sich hauptsächlich 17- bis 30-Jährige wegen Drogen beraten, aber nicht nur. Es gibt auch ältere Menschen, die Drogen nehmen - oft Amphetamine.

Nein...

Müller: Doch. - Aber das ist erklärlich. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft und da suchen die Menschen nach leistungssteigernden Mitteln. Oft sind das Medikamente.

Baumgarten: Das ist oft ein schleichender Prozess. Die meisten Personen merken gar nicht, dass eine Abhängigkeit vorliegt. Die Medikamente bekommen sie verschrieben, sie sind legal. Das ist bei Alkohol auch so.

Müller: Wir merken das immer wieder. Leute werden dann ausgegrenzt, wenn sie keinen Alkohol trinken. Werden dann gedrängt: „Ach, warum denn nicht? Trink doch einen mit.“ Dabei ist jeder Schluck schwierig für einen früher Abhängigen, weil das Suchtverlangen geweckt wird.

Wie wichtig sind Beratungsstellen?

Müller: Wir haben hier gut vernetzte Strukturen, das ist wichtig. Die Zusammenarbeit mit Arbeitsagentur und Jobcenter klappt gut. Wichtig sind aber auch Selbsthilfegruppen.

Gibt es Neuerungen?

Müller: Wir bieten jetzt donnerstags ab 13 Uhr die Möglichkeit, ohne Termin zu kommen. Für einen Termin muss man zwischen zwei und drei Wochen warten, das ist nicht immer günstig.

Die Sucht- und Drogenberatung des DRK befindet sich in der Weißenfelser Leopold-Kell-Straße 27.