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"Der Markt ist langweilig" "Der Markt ist langweilig": Weißenfelser übt heftige Kritik und hat eine Idee

Von Andreas Richter 16.08.2019, 09:00
Ein Sandsteinfelsen, der auf dem Markt an Persönlichkeiten der Stadt erinnert: Eine Skizze hat Buchautor Otto Klein schon mal entworfen.
Ein Sandsteinfelsen, der auf dem Markt an Persönlichkeiten der Stadt erinnert: Eine Skizze hat Buchautor Otto Klein schon mal entworfen. Peter Lisker

Weißenfels - Als Otto Klein zum ersten Mal das Wasserspiel auf dem neuen Weißenfelser Markt gesehen hat, da war er richtig enttäuscht. „Das ist ja so klein. Ich hatte mir die Fontänen viel größer vorgestellt“, sagt der Weißenfelser, der mehrere Bücher über die Geschichte der Barockstadt geschrieben hat. Und er setzt noch einen drauf: „Die lineare Anordnung der kleinen Fontänen betont doch nur die Langweiligkeit des Platzes.“

Ja, für den ehemaligen Dozenten für Kunst und Kunstgeschichte am Weißenfelser Institut für Lehrerbildung steht fest: „Der neue Marktplatz kann nicht befriedigen.“ Sein größter Einwand: Dem monotonen großen Platz fehlt die „optische Mitte“. Dabei erinnert sich Klein, der 24 Jahre lang im Weißenfelser Stadtrat saß, noch gut an die Diskussionen um die Neugestaltung des zentralen Platzes.

„Hinweise zur Gestaltung von mir und anderen wurden damals von der Mehrheit abgebügelt“

Immerhin wurden die Entwürfe, nach denen der Markt in den vergangenen beiden Jahren neu gestaltet wurde, vor 15 Jahren zum ersten Mal im Stadtrat vorgestellt. „Hinweise zur Gestaltung von mir und anderen wurden damals von der Mehrheit abgebügelt“, sagt Klein. Nun wundert er sich nicht, dass es von vielen Seiten Kritik hagelt am neuen Markt.

Der ehemalige Stadtrat erinnert sich, dass er Manfred Rauner, zwischen 2001 und 2008 Oberbürgermeister in Weißenfels, seinerzeit eine Zeichnung hatte zukommen lassen. Ein rechteckiger Quader sollte mit jenen beiden Reliefplatten versehen werden, die sich einst am Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem Markt befanden. Ernsthaft diskutiert wurde der Vorschlag allerdings nie.

Pläne lagen plötzlich zehn Jahre lang auf Eis

Als damals über den Entwurf für den Markt abgestimmt wurde, hatte Klein zugestimmt - in der Hoffnung, dass bis zur Umsetzung noch Veränderungen möglich sein werden. Doch dann lagen die Pläne plötzlich zehn Jahre lang auf Eis, weil sich der Stadtrat dazu entschlossen hatte, die begrenzten finanziellen Mittel zunächst für die Sanierung von Häusern am Markt einzusetzen. Als schließlich die Pläne 2015 wieder aus dem Eisschrank geholt wurden, saß Klein schon nicht mehr im Stadtrat.

Nun aber will er, ein profunder Kenner der Barockstadt, mit seiner Kritik nicht hinter den Berg halten. Der alte Markt war für ihn mit „mehr künstlerischem Empfinden“ gestaltet. Dass es das bekannte Postkartenmotiv mit Brunnen und Schloss im Hintergrund nicht mehr gibt, bedauert Klein. „Mit den kleinen Fontänen gibt es doch kein gutes Foto“, findet er.

Erwärmen kann sich Klein für den Vorschlag der Weißenfelserin Anneliese Ulrich

Vielleicht aber, wenn seine Idee irgendwann tatsächlich Wirklichkeit würde. Erwärmen kann sich Klein für den Vorschlag der Weißenfelserin Anneliese Ulrich, in Anlehnung an die Namensgebung der Stadt einen Sandsteinfelsen auf dem Markt zu errichten und dort an Persönlichkeiten der Stadtgeschichte zu erinnern. Der Felsen könnte seiner Meinung nach zum Beispiel am ehemaligen Standort des Brunnens stehen.

Zur besseren Anschauung hat er jetzt schon mal eine Skizze angefertigt. Historische Persönlichkeiten zu finden, die auf dem Felsen verewigt werden, fällt ihm nicht schwer. Zehn Namen listet er auf - vom Komponisten Heinrich Schütz über den Orgelbauer Friedrich Ladegast bis hin zum Gelehrten Heinrich von Bünau.

Derweil beschäftigt sich Klein weiter intensiv mit der Geschichte seiner Heimatstadt. So arbeitet er an einem Buch über namhafte Musiker der Stadt und hat die Geschichte der Saalstraße im Zentrum erforscht. (mz)