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Hausmeister in der Neustadtschule Der Mann für alle Fälle

Der Weißenfelser Christian Ehrentraut ist Hausmeister in der Neustadtschule. Wie sich sein Arbeitsalltag verändert hat.

21.04.2021, 14:15
Eng verbunden mit der Weißenfelser Neustadtschule: Hausmeister Christian Ehrentraut.
Eng verbunden mit der Weißenfelser Neustadtschule: Hausmeister Christian Ehrentraut. Foto: Peter Lisker

Weißenfels - Morgens um sechs ist er noch immer der Erste. Dann beginnt für Hausmeister Christian Ehrentraut der Arbeitstag. Auch jetzt, da Schüler und Lehrer längst ausgezogen sind aus der Weißenfelser Neustadtschule. Seit Herbst ist das Backsteingebäude in der Novalisstraße eine große Baustelle.

„Es gibt trotzdem immer was zu tun“, erzählt der Hausmeister der Sekundarschule. Während die Bauleute derzeit vor allem im Inneren ihrem Tagwerk nachgehen, freut sich Christian Ehrentraut auf die warme Jahreszeit. Büsche verschneiden, das grüne Umfeld der Schule pflegen - das gehört besonders jetzt im Frühjahr zu seinen Aufgaben.

„Ich habe mich von Anfang an wohlgefühlt. Es ist wie in einer Familie“

Mit der Schule im Norden der Stadt ist der 39-Jährige schon lange eng verbunden. Ja, die Neustadt, das ist sein Revier. Hier ist der gebürtige Weißenfelser aufgewachsen, hier lebt er heute mit Lebensgefährtin und zwei Kindern. Hier hat er bis 1997 selbst die Sekundarschule besucht. Hier wurde der gelernte Maurer im Jahr 2008 vom Land als Hausmeister angestellt. „Ich habe mich von Anfang an wohlgefühlt. Es ist wie in einer Familie“, lobt Ehrentraut das Arbeitsklima an der Schule.

Als Hausmeister ist er so etwas wie der Mann für alle Fälle. Ist dafür verantwortlich, dass der Laden läuft. Da gibt es hier etwas zu reparieren, da etwas zu kontrollieren, zu pflegen und zu warten. „Es wird nie langweilig. Man muss von allem ein bisschen Ahnung haben, muss flexibel sein und lernt nie aus“, sagt er über seinen Job. Oft hatte er in den vergangenen Jahren auch den Pinsel in der Hand. „Ich habe die Schule von oben bis unten einmal durchgestrichen“, erzählt er nicht ohne Stolz. Gern erinnert sich der Hausmeister an Projekte mit den Schülern. Da wurden Bänke gebaut und Mauern mit bunter Kunst gestaltet.

„Das war anfangs komisch. Es hat schon was gefehlt“

Seit gut einem Jahr hat sich der Arbeitsalltag der Hausmeisters verändert. Und das gleich in zweifacher Hinsicht. Erst kam Corona mit zeitweiser Schulschließung. Lüften, Türen und Fenster desinfizieren, die Einhaltung aller Hygienevorschriften kontrollieren - das wurde mit Beginn der Pandemie ein Teil seiner Aufgaben. Im Spätsommer vergangenen Jahres fehlten dann auf einmal Schüler und Lehrer in den Fluren der Neustadtschule. Weil das mehr als 120 Jahre alte Gebäude saniert wird, sind sie teils in die Pestalozzischule in Weißenfels-West, teils in die ehemalige Südstadtschule umgezogen.

Ehe die Bauleute so richtig loslegten, hielt der Hausmeister für ein paar Wochen praktisch allein die Stellung in der verwaisten Schule. „Das war anfangs komisch. Es hat schon was gefehlt“, erinnert er sich. Dem Landkreis als Bauherrn hat er eine Chronik übergeben, die einst zum hundertjährigen Bestehen der Schule zusammengestellt wurde und lange Zeit in seinem Büro lag. Jetzt kann sie wichtige Aufschlüsse zur Geschichte des Baus geben.

Mittlerweile haben die Bauleute das Feld voll übernommen - und der Hausmeister ist mittendrin. Den Kontakt zu Lehrern und Schülern hält er weiterhin. Einmal in der Woche, meist freitags, bringt er Post zu Schulleiter Jürgen Luther in die Pestalozzischule. Dann gibt es auch das eine oder andere kurze Gespräch. Und dann berichtet er darüber, wie es vorangeht auf der Baustelle Neustadtschule. (mz/Andreas Richter)