Keine Umarmung zur Begrüßung Corona-Pandemie in Weißenfels: So sehr verändert der Virus die Arbeit von Pflegekräften

Weissenfels - Zweimal am Tag bekommt Gisela Weineck aus Weißenfels Besuch von einer Mitarbeiterin des Pflegedienstes am Lindenweg - morgens und mittags. „Ich bin sonst alleine, die Kinder wohnen weiter weg“, sagt die 79-Jährige. Über den Besuch des Pflegedienstes freue sie sich jedes Mal. „Alle sind bemüht und ganz lieb“, berichtet die Seniorin.
Corona verändert die Arbeit von Pflegekräften
Doch die Besuche laufen derzeit anders ab als sonst. Die Pflegekräfte erscheinen mit Handschuhen und Mundschutz, ein gewöhnlicher Handschlag oder andere körperliche Nähe ist tabu. Das Coronavirus, es verändert auch die Arbeit von Pflegekräften wie die von Nancy Brückner, die seit 2016 einen Pflegedienst im Weißenfelser Lindenweg betreibt.
„Viele Leute, die wir betreuen, sind traurig“, erzählt sie. Denn: Diese Patienten kennen ihre Pflegekräfte schon lange - es existiert ein herzliches und freundschaftliches Verhältnis zwischen ihnen. Eine Umarmung zur Begrüßung, ein Händchenhalten zwischendurch - sonst gehörte das bei den Besuchen mit dazu. „Viele unserer Patienten vermissen diese körperliche Nähe“, sagt die 36-Jährige. Aber: Die Pflegekräfte sind für ihre Patienten weiterhin da, haben sogar ihren Einkaufsservice erweitert.
Büroräume des Pflegedienstes dienen als Kinderbetreuung
Auch für Nancy Brückner und ihre zwölf Angestellten hat sich mit der Coronakrise vieles verändert. Gemeinsame Mittagspausen finden nicht mehr statt. Nach dem Händewaschen werden Einweghandtücher benutzt. Eine Umarmung zur Begrüßung - keine Chance. Da Schulen und Kindergärten geschlossen sind, haben die Pflegekräfte, die zum Teil kleine Kinder haben, improvisiert.
Spontan wurde in den Büroräumen des Pflegedienstes eine Kinderbetreuung mit maximal drei Kindern eingerichtet. Es wurde gespielt, gebastelt, gemalt. Seit dieser Woche ist aber auch diese Betreuung nicht mehr erlaubt, weshalb manche Angestellte eher gehen dürfen, um zu Hause auf ihre Kinder aufzupassen.
Corona macht Desinfizieren nicht nur aufwendig, sondern auch kostspielig
Ein weiteres großes Thema: Desinfektion. Bürozimmer, Türklinken, Schlüssel, Autos - alles wird regelmäßig desinfiziert, genauso wie die Hände vor jedem Patientenbesuch. Das Desinfizieren ist nicht nur aufwendig, sondern auch kostspielig.
Nancy Brückner erzählt von massiven Preisanstiegen in den vergangen Wochen. Mundschutzmasken kosten mittlerweile viermal so viel wie vorher. „Ein Desinfektionsmittel für den Boden hat vorher zehn Euro gekostet, jetzt 50“, berichtet die Weißenfelserin.
„Wir werden das schaffen“
Doch die Coronakrise - sie könnte noch eine weitere Last für den Pflegedienst mit sich bringen. Denn es wird empfohlen, in Supermärkten nur noch mit Karte und nicht mehr mit Bargeld zu bezahlen, um eine Ansteckungsgefahr zu minimieren. „Das ist ein Problem für uns, denn wir können ja nicht mit der EC-Karte unserer Kunden bezahlen, wenn wir für sie Einkäufe erledigen“, sagt Nancy Brückner.
Doch ihre Patienten im Stich lassen, kommt für sie keineswegs in Frage. Das freut auch Gisela Weineck. „Ich bin erstmal eingedeckt mit Lebensmitteln“, sagt sie: „Wir müssen da jetzt durch und das werden wir auch schaffen“. (mz)