Chrom, Lack und Glitzerkristalle
HOHENMÖLSEN/MZ. - Für Doreen Scheibe ist es der größte Lohn ihrer Arbeit, wenn Männer aus dem Staunen nicht raus kommen und sie sich nach ihrem Auto den Hals verdrehen. Und dafür bietet die junge Frau aus Oelsnitz der Männerwelt gleich viele Gründe. An ihrem BMW 328 i Cabrio hat sie eigenhändig so lange herumgeschraubt, dass kein Teil mehr Original ist. Selbst den nachtblauen Lack mischte sie selbst an. Die weißen Ledersitze und die LED-Leuchten um jede einzelne Armatur sind absolute Schmeckerchen.
Der Gipfel der Show sind jedoch 4 200 blaue Kristalle, die Doreen Scheibe in mühevoller Kleinarbeit an die Kotflügel in Form eines Sternenschweifes geklebt hat. So ein Auto ist reif für ein BMW-Treffen, dachte sich die gelernte Fahrzeugaufbereiterin und machte sich aus dem Erzgebirge auf, um am Mondsee bei Hohenmölsen ihr Show-Wägelchen zum ersten Mal zur Schau zu stellen.
Jury macht große Augen
Zum vierten Mal hatte der BMW-Club Zeitz vom Freitag bis zum gestrigen Sonntag zum großen Treffen eingeladen. Ein Event, was sich weit mehr als 300 BMW-Besitzer nicht entgehen ließen. "Wir wollen einfach zeigen, dass die Fahrzeuge dieser Marke keine elitären Autos sind", ist vom Vereinsvorsitzenden Heiko Selonke zu hören. Womit er und seine rund 20 Vereinsmitglieder Recht haben sollten. Samstagmittag: Stau am Mondsee. In schier endloser Schlange kommen sie: die alten, gut erhaltenen Karossen, die allerneuesten Typen und die gänzlich umgebauten, aufgemotzten Wagen. Gäste aus Bayern, dem Saarland, Baden-Württemberg, Berlin, Sachsen, Thüringen und ganz Sachsen-Anhalt machen für ein Wochenende eine riesige Fläche am Mondsee zum größten BMW-Parkplatz in der Region. In der Menge die aufgeregte Doreen, die sich eigens dafür in eine blau-weiße Korsage gezwängt und ihre beste Freundin Katja Markert mitgenommen hat.
Dass sich Autotüren nach oben schwenken und Kofferräume zu Diskotheken umbauen lassen - davon konnte sich die Jury ziemlich häufig überzeugen. Aber auch davon, dass Fahrzeuge älteren Datums wahrlich keine Rostlauben sein müssen. Dafür steht Ivo Habich aus Dresden, der mit seinem ganzen Verein zum Mondsee gekommen ist. "Mein Auto ist genauso alt wie ich", sagt er und grinst. Zwei Jahrzehnte hat sein "Alltagswagen" auf dem Buckel. Nichts davon ist ihm anzusehen. "Ich pflege und poliere es wie ein Weltmeister", nennt er die Ursache für den guten Zustand seines Fahrzeuges. Der Mann, der in einer Autowerkstatt arbeitet, fügt hinzu: "Den BMW behalte ich, bis der Tüv uns scheidet, also mindestens noch einmal 20 Jahre. Der wird mal eine richtige Rarität." Das klingt so überzeugt, dass man dem Sachsen glauben möchte.
83 Pokale sind vergeben
So scheut der 20-Jährige die kritischen Blicke der Jury nicht. Mit Argusaugen werden die Motor-, Innen- und Kofferräume ins Visier genommen und Umbauten kritisch bewertet. "Alles muss natürlich zugelassen sein, sonst bringt das keine Punkte", erklärt Selonke, der selbst als Trabibesitzer zur Wende auf BMW aus zweiter Hand umgestiegen ist und seitdem wie alle Vereinsmitglieder Markentreue beweist. Die Zeitzer sind übrigens auch im BMW-Club Deutschland und auf Europa-Ebene vertreten. Ein Jahr lang hat der Zeitzer Verein das Treffen vorbereitet und Sponsoren zur Finanzierung der attraktive Preise, wie eine Ballonfahrt sowie eine Erotikshow und eine Live-Band für das Abendprogramm gesucht. "Die Bedingungen hier am See sind einfach ideal. Wir kommen gern hierher", sagt der Vereinschef. Zwar musste die Wiese am Samstagfrüh aufgrund der Nässe mit Stroh abgedeckt werden, dem Spaß am Event tat dies jedoch keinen Abbruch.
83 Pokale sind vergeben worden. Einen nimmt Doreen Scheibe mit ins Erzgebirge und strahlt darüber mit den tausenden blauen Steinen an ihrem Nobel-Cabrio um die Wette. Erleichtert wird mit Prosecco angestoßen. Selbstverständlich ganz stilecht vor dem blauen Cabrio aus blauen Flaschen.