Bürger scheuen Piks beim Arzt nicht
WEISSENFELS/MZ. - Doch noch ist die Zahl derer, die davon Gebrauch machen, eher verhalten. Viele scheuen den Gang zum Arzt, haben Bedenken wegen möglicher Nebenwirkungen. Die MZ hörte sich am Donnerstag in der Weißenfelser Innenstadt um, und fragte, ob sich die Saalestädter schützen.
"Wir wollen uns impfen lassen, bekommen aber erst in drei Wochen einen Termin beim Arzt. Vorher sei es nicht möglich", sagt Birgit Bagehorn, die sich ebenso wie Ehemann Hans-Dieter schützen lassen will. Beide sind ein wenig enttäuscht: Erst werde groß Panik gemacht, vor einer möglichen Ansteckung gewarnt, und dann müsse man ewig auf einen Impftermin warten, ärgert sich das Paar. "Ich weiß doch nicht, ob ich in drei Wochen noch gesund bin, vielleicht habe ich dann schon die Schweinegrippe", sagt die Weißenfelserin besorgt. Sie wollen sich weiterhin bei Ärzten umhören, vielleicht finden sie schneller eine Lösung.
Doris Flister, 71, aus Weißenfels hat sich vor einigen Wochen die normale Grippeschutzimpfung geben lassen. Vor kurzem hatte sie eine Operation, sei gesundheitlich noch nicht so fit und will die Schweinegrippeimpfung vorerst nicht wahrnehmen. "Vielleicht wenn es mir wieder besser geht", so Doris Flister. Sie findet, dass das Thema ein wenig übertrieben wird, alles etwas zu hoch gepuscht wird.
Das sieht der 25-jährige Steffen Hauser ähnlich. "Jährlich sterben auch Menschen an der Influenza, doch da wird kaum drüber berichtet, und jetzt wird bei der Schweinegrippe eine Panik gemacht", meint der Weißenfelser. Dennoch will er auf Nummer Sicher gehen und sich in ein paar Wochen die Impfung abholen. Sein Bekannter Andre Böttger aus Zeitz sieht das gelassener, er weiß noch nicht, ob er den Arzt aufsuchen wird.
Im Weißenfelser Goethegymnasium werden die Schüler bestens über das Thema unterrichtet. Seit Anfang des Schuljahres hängen Zettel aus, die über die Schweinegrippe und damit verbundene Vorsichtsmaßnahmen informieren. Auf den Toiletten gibt es Papierhandtücher zum Abtrocknen und die Schüler sind daran erinnert worden, dass es wichtig ist, sich nach jedem Toilettengang die Hände zu waschen. Die Krankheit ist nicht nur in der Schule Gesprächsthema, auch zu Hause reden Luise Dose und Lena Vogt (beide 10) mit ihren Eltern darüber. "Meine Großeltern wollen sich informieren, ab wann man sich impfen lassen kann und welche Nebenwirkungen es gibt", sagt Luise Dose. Und ihre Freundin betont, dass sie die Vorsichtsmaßnahmen in der Schule immer beachtet.
Ein klares Ja zur Impfung geht dem Leipziger Werner Pörschmann über die Lippen. Der 81-Jährige will, sobald sein Arzt den Impfstoff vorrätig hat, davon auch Gebrauch machen. Die normale Grippeschutzimpfung ist Voraussetzung für den Piks gegen die Schweinegrippe. Die hole er sich jedes Jahr ab, bisher habe er sie immer gut vertragen. "Schützen ist wichtig, Ich denke aber auch, dass die Pharmaindustrie Interesse hat, daran zu verdienen und deswegen das Thema so hoch gespielt wird", so der Leipziger.