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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Manche sind niedlich, andere sind nützlich

Von JULIA REINARD 16.01.2012, 18:17

WEISSENFELS/MZ. - Bambi ist süß. Rehkitze in Filmen, Rehe im Gehege ziehen Kinder wie Erwachsene gleichermaßen an. Aber Rehe, die am eigenen Rosenstrauch knabbern, werden weniger gern gesehen. Der Weißenfelser Stadtjäger Armin Deubel kritisiert diese Haltung. In Seminaren und im Unterricht für Kinder betont er den Nutzen heimischer Tiere. Für die MZ verweist er auf teils vergessene Funktionen des Wildes.

Rehwild

Rehwild gehöre zu den "Kulturvölkern", erklärt der Stadtjäger. Die Tiere würden in die Städte eindringen und dort Unterschlupf suchen, wo sie genügend Futter finden und nicht gejagt werden. So gelangen sie in Siedlungen am Ortsrand und lösten anfangs durchaus Freude aus. Kritik gebe es im Frühjahr: "Wenn das Rehwild die Knospen verbeißt, gibt es Probleme." Der 53-Jährige weiß, dass der Verbiss nicht schön aussieht, aber er kennt auch die Vorteile des Knabberns. Normalerweise steckt die Pflanze Kraft in alle Knospen, die sie austreibt. Wird deren Anzahl reduziert, geht mehr Energie in den Baumwuchs, die Pflanzen werden kräftiger und resistenter.

Wildschweine

Deubel sagt, Schwarzwild habe in diesem Jahr Konjunktur, die Jäger hätten bislang schon viele Tiere erlegt. Denn die Jägerschaft versucht, den Bestand nicht Überhand gewinnen zu lassen. Große Massen fürchten vor allem die Landwirte: "Im Wald sieht man das Schwarzwild gern, im Getreide- und Maisschlag richtet es Schaden an" - auf diese Formel bringt es Jäger Deubel. Die Allesfresser richten sich auf Äckern mit höher wachsenden Pflanzen wie Mais ein und gehen bis zur Ernte im Spätsommer dort in Deckung. Sie ernähren sich vom Bestand und durchwühlen die Erde - zum Nachteil für die Landwirtschaft. Aber sie helfen auch: Das gleiche Wühlen sorgt nämlich dafür, dass sich Eichen und Buchen verbreiten. Bei der Suche nach Eicheln und Eckern durchpflügen sie die Erde und verbuddeln so manche Frucht in dem aufgelockerten Boden - neue Bäume können wachsen. Auch als Aasfresser sind sie nützlich. Schweine - auch Füchse, Krähen und Elstern - fressen tote Tiere und verhindern so die Ausbreitung eventueller Krankheiten.

Fuchs

Füchse gelten als tierische Jäger. So kümmern sie sich um Aas wie um Wanderratten. Sie sind aber auch Räuber und plündern Gelege anderer Tiere. Außerdem übertragen sie Tollwut und den nach ihnen benannten Bandwurm.

Waschbär

Wanderratten, Waschbären und der Marderhund sind eingeführte Tiere. Sie haben großes Anpassungsgeschick bewiesen und sind damit zu einer Bedrohung der heimischen Natur geworden. Die auf den ersten Blick possierlichen Waschbären seien besonders geschickt, erklärt Deubel. Armin Deubels Urteil über die Waschbären: "Im Lichte unserer Flora und Fauna kann man nicht sagen, der Waschbär sei nützlich." Er warnt eindringlich davor, die Tiere zu füttern. Das erleichtere deren Leben noch mehr. Auch ohne Schützenhilfe seien sie anpassungsfähig, hätten keine natürlichen Feinde und bekämen pro Paar sechs Nachkommen - eine schiere Bevölkerungsexplosion. "Die Waschbären bekommen wir nicht mehr in den Griff", prognostiziert Deubel.

Feldhase

Der Stadtjäger bedauert, dass einige Tierarten bereits so gut wie nicht mehr vorkommen: Feldhasen, Auerhähne, Hamster und Rebhühner zählt der Fachmann auf. Durch seinen Unterricht versucht er Menschen zu überzeugen: Sie sollen Verantwortung tragen für ihre Eingriffe in die Natur.