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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Junge Frau sucht ihre Chance

Von klaus-dieter kunick 20.12.2011, 17:51

naumburg/MZ. - Gegenüber dem vergangenen Jahr sei kein Abbruch an Gesprächen zu verzeichnen. Und das, obwohl die Bundeswehr von der Truppenstärke her insgesamt reduziert und restrukturiert wird. Von den 100 Jugendlichen, die zu den Gesprächen erscheinen, bewerben sich rund 40 von ihnen.

Derzeit sei es so, dass auf eine Planstelle sieben Bewerber kommen. "Die mit den besten schulischen Leistungen haben auch die beste Chance, angenommen zu werden", so Roloff. Es habe sich unter den Bewerbern herumgesprochen, dass die Bundeswehr ein lukrativer Arbeitgeber sei. Das sei laut Roloff mit eines der entscheidenden Motive, sich zu bewerben. Trotz Restrukturierung mache es Sinn, sich zu bewerben, sagt er.

Zu diesen jungen Leuten gehört beispielsweise Janna Heintorf aus Breitungen (Landkreis Mansfeld-Südharz). Die 21-Jährige absolvierte nach der 10. Klasse, die sie mit dem Prädikat gut abschloss, eine Lehre als medizinisch-technische Assistentin und arbeitete anschließend in diesem Beruf. Doch seit Anfang Dezember ist sie arbeitslos. "Wie geht es eigentlich weiter? habe ich mich gefragt." Die Lösung habe sie schon Monate zuvor im Internet gefunden: Dort sei sie auf die Bundeswehr gestoßen. Kurzerhand telefonierte sie und vereinbarte mit Hauptfeldwebel Roloff ein Beratungsgespräch in Naumburg.

Nun hofft die junge Frau, bei der Bundeswehr einen Job im Sanitätsdienst zu finden. Dass sie bundesweit und auch im Ausland eingesetzt werden kann, das störe sie nicht. Ihre Mutter finde die Entscheidung zwar nicht so toll, aber es sei ihr Leben, dass sie selbst in die Hand nehmen wolle. Und auch ihr Freund, der in Halle als Rettungssanitäter arbeitet, hatte so etliche "Bauchschmerzen". Er werde es schon noch akzeptieren, und wenn nicht ... Sie spricht nicht weiter. "Ich muss an meine Zukunft denken."

Janna Heintorf kann damit rechnen, dass sie im Februar erfährt, ob sie tatsächlich angenommen wird. Zunächst muss sie zu einemzweitägigen Test nach Berlin, erst dann fällt die Entscheidung, ob der Bewerber zwölf, acht oder vier Jahre seinen Dienst leistet. Beim Test gehe es unter anderem um die körperliche Eignung, gebe es ein psychologisches Gespräch und findet eine medizinische Untersuchung statt. Erst wer diesen Test bestanden habe, könne sich Hoffnung auf eine Karriere bei der Bundeswehr machen, erläutert der Hauptfeldwebel das Prozedere.

Dann komme eine weitere Hürde: Es muss auch eine Planstelle frei sein. Aber diese umfangreiche Vorbereitung nehmen die Jugendlichen in Kauf, ergänzt Andre Roloff. Er verweist noch auf ein weiteres Phänomen: Mitunter würden einige mit ihren Eltern zum Beratungsgespräch erscheinen. Es komme sogar vor, dass es nicht allein um das Bewerbungsgespräch gehe, sondern um eine Lebensberatung. Denn es seien auch Jugendliche darunter, die die Jahre in der Schule nicht so ernst genommen hätten. "Sie haben aber durchaus eine zweite Chance verdient." Zudem sei es auch vorgekommen, dass die Eltern Andre Roloff angerufen hätten und ihm versicherten, dass sich ihr Sohn gebessert habe.

Janna Heintorf ist in ihrer Lebensplanung schon einen großen Schritt weiter. Bei der Armee möchte sie unbedingt ihren Meisterabschluss erwerben. Der sei später viel wert. "Ich will nicht zu Hause rumsitzen und warten, ob ich einen Job bekomme. Da muss noch was kommen", sagt sie. Das habe sie sich nun mal in den Kopf gesetzt und dann ziehe sie das eben durch. Doch die junge Frau rennt nicht mit dem Kopf gegen die Wand: Sie hat einen Plan B - klappt es nicht mit der Bundeswehr, will sie Medizin studieren.