Burgenlandkreis Burgenlandkreis: In alter Schule werden neue Praxen eröffnet
TEUCHERN/MZ. - Noch sind die Stühle im Warteraum unbesetzt, laufen die Mitarbeiter ohne weiße Kleidung, die Chefs ohne Kittel umher, sind die Vorbereitungen nicht ganz abgeschlossen. Ein paar Tage Zeit bleibt den promovierten Medizinern Jacqueline und Thomas Schumann bis zur Eröffnung ihrer Praxen im "Ärztehaus Schumann", das im ehemaligen Schulhaus von Teuchern entstanden ist.
Auf dem Hof des imposanten Backsteinbaus parken bereits Autos. Künftig stehen die Flächen den Patienten zur Verfügung, erklärt Jacqueline Schumann. Sobald das Wetter es zulässt, soll der Parkplatz betoniert werden, aber das sei keine vordringliche Aufgabe, denn erst einmal müssen im Haus letzte Handgriffe getan werden.
Im Erdgeschoss hat Thomas Schumann seine Praxis eingerichtet. Zwei Untersuchungsräume hat sich der Gastroenterologe ausgebaut. Von denen gehen mehrere Aufwachräume ab. Schließlich erhalten Patienten, die an Magen und Darm untersucht werden, wenn gewünscht, eine Art Kurznarkose, die abgebaut werden muss, bevor sie die Praxis in Begleitung verlassen.
Auf der anderen Seite der Treppe geht es zu Warteraum, Anmeldung und Diagnoseräumen des 45-Jährigen. Die Wände sind überall im Haus in hellem Gelb gestrichen, gemalte Bilder lockern die Atmosphäre auf. Da das Schulhaus aus sehr großen, hohen Räumen bestand, haben die Ärzte hier viel verändert: Wände wurden versetzt, die Raumstruktur so verändert, wie es für die Patienten am geeignetsten ist. Auch die Decken wurden abgehängt. Den Umbau, das Einrichten der Räume und den Umzug mit Sack und Pack haben die Ärzte in einem Vierteljahr erledigt. "Auch Weihnachten waren wir hier", sagt Jacqueline Schumann.
Um in ihre Praxis zu gelangen, geht es eine Etage die Treppe hinauf. Noch riecht es ein bisschen nach Farbe. Unterwegs zeigt ein Mann ihr Blätter, auf denen der Fluchtweg abgebildet ist - die Hinweise sollen im Flur hängen, wenn es am 17. Januar losgeht. "Es sind viele Kleinigkeiten, die wir noch erledigen wollen", so die Ärztin.
Am Freitag hat das Team Abläufe geübt. Neun Angestellte und das Ehepaar haben gemeinsam - wie in einem Theaterstück - Schritt für Schritt geprobt, wann was und wie zu erledigen ist, wenn ein Patient kommt: anmelden, Symptome notieren, Platz anbieten, den besten Weg in einen der Behandlungsräume, die kürzeste Strecke zum Blutdruckmessen. Sie hätten nun doppelt so viel Platz wie vorher am Markt, sagt Jacqueline Schumann. Allerdings sei der genauso nötig wie die zwei zusätzlich eingestellten Arzthelferinnen, schließlich sollen die Praxen zu einem "ambulanten Behandlungszentrum" werden, erklärt die 42-jährige Hohenmölsenerin.
Dafür haben die beiden in den vergangenen Monaten sowohl finanziell eine "große Investition" getätigt als auch immateriell eine Menge Arbeit und Herzblut in die neuen Räume gesteckt. In der ersten Etage gibt es drei Behandlungszimmer und einen Raum mit einem Fahrradtrainer, an dem Belastungstests durchgeführt werden. Auf der anderen Seite der Treppe befindet sich das Labor. Die Internistin verweist auf ihre Zusatzausbildungen der Diabetologie und Endokrinologie - im kleinen Labor kann sie einige Funktionstests selber durchführen.
Und noch etwas gehört zu ihrem Reich: ein Schulungsraum, der wichtig ist für Patienten, wenn sie lernen sollen, wie sie mit Diabetes oder anderen Krankheiten umgehen können. Jacqueline Schumann zeigt die neuen Räume mit Stolz, sie mag das alte Haus mit seiner Schulgeschichte, die vor drei Jahren mit dem Umzug nach Hohenmölsen endete. Vielleicht liegt es an den hunderten Schulabenteuern, die in dem Gebäude erlebt wurden, dass die Ärztin findet: "Das Gebäude hat eine Seele."
Aber das Haus stand seitdem leer, so dass ein weiteres Detail bis zum Startschuss am Montag zu erledigen ist: "Wir müssen richtig durchheizen", befindet die Ärztin und dreht schmunzelnd am Regler. In fünf Tagen werden es ihr die Patienten danken.