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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Erfolg misst sich am Einzelfall

Von HEIKE RIEDEL 22.01.2012, 19:31

WEISSENFELS/ZEITZ/MZ. - Damals war das Programm mit EU-Unterstützung im Land auf den Weg gebracht worden, um die Zahl derer, die die Schule ohne einen erfolgreichen Schulabschluss verlassen auf 8,6 Prozent zu reduzieren. Weder im Land und erst recht nicht im Burgenlandkreis, der damals wie heute höhere Anteile an Schulversagern hat als im Landesdurchschnitt (12,2 Prozent), ist statistisch der Erfolg des Förderprogramms abzulesen.

An 16 Schulen haben die 18 im Burgenlandkreis wirkenden Schulsozialarbeiter in den vergangenen drei Jahren aber doch schon viel erreicht. "Die Zahl der Schüler, die wegen häuslicher Probleme den schulischen Anforderungen nicht mehr gerecht werden können, ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Ohne Schulsozialarbeit könnten viele dieser Kinder und Jugendlichen nicht mehr in den Schulalltag integriert werden", beurteilt Bodo Schlesiger, stellvertretender Schulleiter der Sekundarschule III in Zeitz, den Wert des Projektes.

Als Katja Potzger von der beim CJD-Berufsförderzentrum eingerichteten Netzwerkstelle "Schulerfolg sichern" vor dem Schulausschuss des Kreistages Bilanz zog, waren es vor allem die Zitate der Schulleiter, die vom Projekterfolg sprachen. "Man kann es sich nicht vorstellen, wie es wäre, wenn es diese Hilfe nicht mehr gäbe. Es muss Ziel sein, dass Schulsozialarbeit zum Standard wird", so Bernd Zukunft von den Berufsbildenden Schulen Burgenlandkreis.

Einen konkreten Einblick in diese Hilfe bot Doreen Pfleger, Schulsozialarbeiterin an der Sekundarschule "Am Schwanenteich" in Zeitz. Ständig führt sie Sozialtraining durch, ist den Jungen und Mädchen Ansprechpartner für all ihre Probleme, gibt Lernhilfen und -tipps. Im vergangenen Jahr hat sie ein Theaterstück zum Thema Gewalt mit den Schülern gestaltet, wöchentlich einmal findet Theaterarbeit statt, eine Schülerfirma ist gegründet, für die Berufswahl gibt es Unterstützung und Freizeitangebote werden unterbreitet. Der Geschichtsunterricht wird auch durch Projekte bereichert. So werden voraussichtlich sogar mehr als die vom Land vorgegebenen 15 Prozent der Schüler erreicht.

An der Ökowegschule in Weißenfels ist seit September die Sozialpädagogin Lydia Leder dabei, auf ähnliche Weise die Schüler anzusprechen und Lehrer zu unterstützen. Neben den kleinen Erfolgen, dass sie in jeder Pause und der unterrichtsfreien Zeit auf freiwilliger Basis Besuch von den Jungen und Mädchen bekommt, freut sie sich ganz besonders, dass es gelungen ist, eine Achtklässlerin wieder in die Schule zurückzuholen.

"Ich hatte keine Lust auf Schule", sagt das Mädchen. Warum nicht, das konnte sie erst herausfinden, als sie Vertrauen zu Frau Leder gefasst hatte. Häusliche Probleme belasteten das Mädchen so sehr, dass sie gar nicht auf die Schule "umschalten" konnte und deswegen dort nicht mehr hinging, sondern den Tag irgendwo draußen - zwischen Zuhause und Schule - verbrachte. So sammelte sie nicht nur Fehltage, sondern auch Sechsen für nicht geschriebene Arbeiten. Mit Hilfe von außen konnte die häusliche Sitaution verändert werden und jetzt holt die Schülerin nach, was sie versäumt hat. "Erst einmal den Hauptschulabschluss und dann weiter, wenn es zu schaffen ist", nennt sie ihre schulischen Ziele und Einzelhandelskauffrau als mögliches berufliches. "Andere dürfen gar nicht erst wegrutschen", hofft Lydia Leder durch ihre Arbeit vorbeugend zu wirken.

2013 läuft das Programm "Schulerfolg sichern" aus. Nur noch einmal sind jetzt die Finanzierungsanträge zu stellen.