1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Burgenlandkreis: Burgenlandkreis: Ein Lied für die Schule

Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Ein Lied für die Schule

Von andreas richter 13.07.2012, 16:01

Leissling/MZ. - Am nächsten Mittwoch gibt es an der Grundschule in Leißling eine Premiere. Mit einem Schullied wollen sich die Viertklässler verabschieden. Und der Anlass für die Uraufführung könnte besser nicht gewählt sein. Immerhin feiert die kleine Schule im Weißenfelser Ortsteil an diesem Tag ihr hundertjähriges Bestehen.

"Die Hälfte dieser Zeit bin ich mit der Schule verbunden", erzählt die heutige Leiterin Erika Butzke. Ehe die heute 57-Jährige nach dem Studium 1975 als Lehrerin an die Schule kam, war die gebürtige Leißlingerin dort schon als Schülerin. "Sie war eher ruhig und zurückhaltend", erinnert sich Horst Wolf, der zwischen 1956 und 1991 in Leißling als Unterstufenlehrer gearbeitet hat, in den ersten vier Klassen Erika Butzkes Klassenlehrer war und ihr viele Jahre später geraten hat, sich als Schulleiterin zu bewerben. Dass der 78-Jährige nun fast eine Lobeshymne auf die ehemalige Schülerin anstimmen will, ist der heutigen Chefin gar nicht so recht. Immerhin gehe es doch um die Schule und ihr großes Jubiläum, meint sie.

1912 wurde auf dem Anger eine moderne vierklassige Schule errichtet - so steht es in der Leißlinger Dorfchronik. "Mit vier Klassenräumen hat alles angefangen", weiß Erika Butzke. Im Laufe der Jahrzehnte sollten es immer mehr Schüler werden. "Als ich 1956 als Lehrer anfing, gingen knapp 300 Schüler in die 1. bis 8. Klasse", erinnert sich Horst Wolf und nennt weitere Einschnitte in den DDR-Zeiten. Da gab es ab 1962 die Polytechnische Oberschule bis zur 10. Klasse. Weil es zunehmend eng wurde in der Schule, entstand ein Anbau, der 1983 fertiggestellt wurde. Ein Jahr später erhielt die Bildungsstätte den Namen des antifaschistischen Widerstandskämpfers Otto Müller. Der Name ist längst verschwunden und in den Anbau ist später, als die Schülerzahlen weniger wurden, die Gemeindeverwaltung eingezogen. "Die Gemeinde hat immer etwas übrig gehabt für die Schule", sagt Werner Bergmann, der zwischen 1962 und 1990 in Leißling unterrichtete. Viele hätten sich um die Kinder gekümmert, versichert Bergmann und erinnert sich an die Schulküche im Keller. "Die war gut. Manche Fachberater kamen zu uns nur wegen der guten Küche hier", meint Erika Butzke mit einem Augenzwinkern. Heute werden die Kinder von Prittitz aus versorgt, Milch wird in der Pause noch immer angeboten. Und Gemeinde und Stadt kümmern sich. Immerhin wurde das Haus in den letzten fünf Jahren bei laufendem Unterricht saniert und renoviert und präsentiert sich heute in einem guten Zustand.

Verändert hat sich aber auch in Leißling seit der Wende viel. Die Oberstufe wurde aufgelöst. Seit dem Schuljahr 1991 / 92 gibt es im Ort nur noch eine Grundschule. "Die Auflösung war schmerzhaft", gesteht Erika Butzke, die seit dieser Zeit die Bildungseinrichtung leitet. Was die Methodik im Unterricht betrifft, so habe sich in den letzten zwanzig Jahren einiges verändert. "Eins plus eins ist immer noch zwei. Doch heute kann ich viel individueller auf die Kinder eingehen", meint die Pädagogin.

Was wohl auch daran liegt, dass heute nur noch 52 Mädchen und Jungen die Grundschule mit jahrgangsübergreifendem Unterricht besuchen. Diese Zahl allerdings bleibt erst einmal konstant, weil zwar jetzt 17 Viertklässler die Schule verlassen, jedoch ebenso viele Kinder eingeschult werden. Was die Zukunft betrifft, ist die Leiterin durchaus optimistisch. Auch deshalb, weil Weißenfels mittlerweile die Grundschulbezirke aufgehoben hat und die Eltern nun frei wählen können, auf welche Schule sie ihre Sprösslinge schicken.

Doch ehe die Zukunft beginnt, sollen hundert Jahre Schulgeschichte am 18. Juli erst einmal ordentlich gefeiert werden. Mit Eltern, Großeltern und vielen Gästen. Und mit einem neuen Lied, dessen Premiere auch die früheren Lehrer Horst Wolf und Werner Bergmann nicht verpassen wollen.