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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Die Sache mit den Engeln

Von HOLGER ZIMMER 28.11.2011, 20:03

BURGWERBEN/MZ. - Es sollte um die Fotografien von Roswitha Geppert gehen. Ihre Ausstellung wurde am Sonntag mit einem Art-Brunch im Burgwerbener Pfarrhaus eröffnet. Rund 20 großformatige Aufnahmen präsentiert die Künstlerin, die aber als Autorin einen viel größeren Bekanntheitsgrad besitzt, bis zum Frühjahr. Manche der Bilder sind in Italien entstanden. Doch die 68-Jährige räumt ein, dass man zum Reisen einerseits Geld brauche und es andererseits in Deutschland ebenfalls schöne Ecken gebe. So sind dann Landschaftsaufnahmen aus Mecklenburg-Vorpommern zu sehen, eine Aphrodite aus dem Altenburger Museum und der Auewald um Leipzig.

Auch ein Engel ist dabei, einer der in Polen auf dem Müll gelandet hat und in Mecklenburg neben Uniformen der ehemaligen Volksarmee in einem Gebrauchtwarenladen landete. Zu Engeln hat die Leipzigerin ein besonderes Verhältnis entwickelt, vor allem zu solchen, die vom herkömmlichen Schönheitsideal abweichen. So bewunderte sie wiederum in Italien einen Engel mit gebrochenem Flügel. Und in einer Erzählung aus dem Buch "anders", die sie vorliest, gibt sie ihre Überlegungen darüber wieder, ob dies jener Schutzengel gewesen sei, den ihr geistig behinderter Sohn gehabt haben könnte. Es sei freilich ein misslungener Versuch gewesen, ihn zu beschützen, wie sie feststellt, denn mit 20 Jahren sei er dennoch verstorben.

Einige Gäste waren vor allem deshalb gekommen, um sie auch als Schriftstellerin zu erleben. Rosemarie Kowollik zum Beispiel, die aber auch gern fotografiert. Die ehemalige Angestellte in der Bibliothek der Schuhfabrik "Banner des Friedens" kann sich noch an eine Lesung mit Roswitha Geppert in den damaligen Ketten- und Nagelwerken (heute Drakena) erinnern. In "Die Last, die du nicht trägst" hatte die Autorin ihr Leben mit ihrem behinderten Sohn verarbeitet. "Das war beeindruckend und das Buch immer ausgeliehen", sagt die Lobitzscherin. Und Erika Schulze, die in Burgwerben eine Bücherei betreibt, ließ dieses Buch am Sonntag dann sogar von der Autorin signieren. Sie hatte es mit einer der ersten Sendungen erhalten, die sie nach einem Aufruf für ihre Buchausleihe bekam, hat es zweimal gelesen und gern empfohlen.

Roswitha Geppert verweist auf 14 Auflagen seit 1978, elf davon allein in der DDR. Ein Interesse, das die Leipzigerin so begründet: "Ich war für die Leute die erste, die sich mit diesem Thema beschäftigt hat." Zu unzähligen Lesungen in der Republik sei sie damals gewesen. Manches von ihr sei inzwischen nur noch über Amazon zu bekommen, einiges habe sie von der evangelischen Verlagsanstalt aufgekauft. Demnächst erscheine im Buchverlag für die Frau der Ratgeber "Zeit ist ein Geschenk", an dem sie mit einer Kollegin gearbeitet habe. Für sie selbst stehe fest, dass man das Leben genießen müsse. Dennoch sei sie Mitglied in acht Vereinen und auch im Kunstverein Pikanta, der den Art-Brunch ausrichtete. Sogar der Gewerkschaft Verdi gehöre sie an, weil es Leute geben müsse, die sich für Schwächere einsetzen, wie sie betont.

Und was die Fotografie angehe, fröne sie dieser Leidenschaft seit Jahrzehnten. Dabei ist sie noch immer mit einem analogen Apparat unterwegs, weil sie die Bildgestaltung einfach nicht der Technik überlassen wolle, sagt sie. Ihre sehenswerten Fotos kommen dann auch ohne jede digitale Nachbearbeitung aus.

Interessenten können sich unter der Telefonnummer 03443 / 20 22 46 für einen Besuch der Ausstellung anmelden.