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Buchlesung in Weißenfels Buchlesung in Weißenfels: Ex-Minister Karl-Heinz Daehre redet über Karriere

Von andreas richter 29.08.2014, 08:58
Karl-Heinz Daehre (Mitte) im Gespräch mit Hohenmölsens Ex-Bürgermeister Hans-Dieter von Fintel, dem Landtagsabgeordneten Harry Lienau, dem Bundestagsmitglied Dieter Stier und Oberbürgermeister Robby Risch (v. li.)
Karl-Heinz Daehre (Mitte) im Gespräch mit Hohenmölsens Ex-Bürgermeister Hans-Dieter von Fintel, dem Landtagsabgeordneten Harry Lienau, dem Bundestagsmitglied Dieter Stier und Oberbürgermeister Robby Risch (v. li.) Peter Lisker  Lizenz

Weissenfels/MZ - Karl-Heinz Daehre hat etwas übrig für Weißenfels. Das war so, als der heute 70-Jährige noch als Sachsen-Anhalts Minister für Landesentwicklung und Verkehr an den Hebeln der Macht saß. Und das ist offenbar noch heute so, da er seit mittlerweile dreieinhalb Jahren „normaler“ Rentner ist. Anders jedenfalls ist nicht zu erklären, dass sich der Ex-Minister jetzt gleich zwei Tage Zeit nahm für einen Weißenfels-Trip.

Karl-Heinz Daehre wurde in Langenweddingen (Sachsen-Anhalt) geboren. Der CDU-Politiker war von 1991 bis 1994 Minister für Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen in Sachsen-Anhalt, von 2002 bis 2011 war er Bau- und Verkehrsminister. Daehre ist verheiratet und hat eine Tochter. Er ist Diplom-Chemiker und war als Laborleiter am Institut für Lacke und Farben der Technischen Hochschule Magdeburg tätig. (ari)

Und dabei kehrte er auch an jenen Ort zurück, an dem er vor mittlerweile fast acht Jahren die Seele der Saalestadt in besonderer Weise streichelte. „Weißenfels ist für mich die bedeutendste Barockstadt in Sachsen-Anhalt“, sagte der Minister am 7. Dezember 2006 zur Einweihung des Festsaals des sanierten Fürstenhauses.

Nun saß er am Mittwochabend wieder dort. Weil andere Städte sein offenes Bekenntnis damals nicht unbedingt lustig fanden, ruderte er diesmal ein wenig zurück: „Weißenfels ist eine der schönsten Barockstädte Sachsen-Anhalts“. Dabei muss Daehre als Polit-Rentner heute auf Befindlichkeiten eigentlich keine Rücksicht mehr nehmen. Was früher allerdings ein wenig anders war, wie er in dem Buch „Im Gespräch mit Karl-Heinz Daehre“ schildert, das er an diesem Abend im Fürstenhaus vor geladenen Gästen vorstellte.

Launige Episoden aus dem Polit-Alltag

Launig plauderte Daehre knapp eine Stunde lang über seinen wechselvollen Polit-Alltag vergangener Jahre. Nein, vorlesen wollte er aus dem Buch nicht. Dann schon lieber einige Episoden erzählen. Wie er etwa beim Wanderurlaub in Österreich 1991 vom damaligen Ministerpräsidenten Werner Münch angerufen und gefragt wurde, ob er denn Minister werden wolle. Nach der ersten Aufregung sagte der gelernte Chemiker zu - und sollte insgesamt 13 Jahre auf einem Ministersessel sitzen.

Welche Erinnerungen Daehre als Ostdeutscher über die ersten Begegnungen mit den „Westgermanen“ hat, lesen Sie auf Seite 2.

Amüsiert verfolgte das Publikum, wie er als Ostdeutscher über die ersten Begegnungen mit den „Westgermanen“ erzählte. Über eine Abteilungsleiterin zum Beispiel, die sich über oberirdisch verlaufende Leitungen zur Wärmeversorgung wunderte und offenbar Daehres Erklärung für bare Münze nahm, dass die Ostdeutschen dort ihre Rohrpost durchschicken. Mitunter sei die Stimmung im Volke auch gereizt gewesen, plauderte der leidenschaftliche Skatspieler. Als zum Beispiel die Mieten plötzlich rasant in Richtung Westniveau anstiegen, da flogen in Halle-Neustadt auch schon mal die Tomaten.

In Weißenfels wurde Daehre in den letzten Jahren gern und ziemlich oft empfangen. Besonders willkommen war er, wenn er Fördermittel für die arg sanierungsbedürftige Barockstadt mitgebracht hat. Nun allerdings waren es nur noch ein Buch und warme Worte, die der Ex-Minister zu bieten hatte. Aber die können ja manchmal auch ganz gut tun.

Harald Kreibich: Im Gespräch mit Karl-Heinz Daehre, Mitteldeutscher Verlag, ISBN 978-3-89812-906-0