Bleikugeln und Schnallen schlummern im Erdreich
Lützen/MZ. - "Kriege werden immer mehr als Bestandteil der Geschichte erkannt", erklärte Schürger, weshalb die so genannte Schlachtfeldarchäologie europaweit an Bedeutung gewinne. Anhand von Fundstücken könne man nicht nur den Verlauf der Schlacht erkennen, sondern erhalte auch Aufschlüsse über die Lebensweise der Soldaten und deren Ausrüstung, erklärte er.
Was die Untersuchung von bisher 23 Hektar, das sind nur etwa zehn Prozent des eigentlichen Schlachtfeldes, zutage gebracht hat, berichtete der Fachmann während eines knapp einstündigen Vortrags. Wo die gegnerischen Truppen ihre Aufstellung nahmen, was nach dem Vormarsch der Schweden geschah, wo die Musketiere in Straßengräben und in Gärten auf der Lauer lagen und dass die einstige Heeresstraße bis zu 30 Meter breit war, verriet der Fachmann den aufmerksamen Zuhörern. Atemlose Stille herrschte, als Schürger von einem kleinen Löwen berichtete, den man im Erdreich fand. Ein imperiales Zeichen, das helfe einzugrenzen, wo genau Gustav II. Adolf von einer tödlichen Kugel getroffen wurde, betonte der Archäologe, dessen Hauptwerkzeuge bei der Schlachtfelduntersuchung Metallsonden und Spaten sind.
Schürger berichtete von 612 Bleikugeln verschiedener Kaliber, von Gürtelschnallen, von über 300 Knöpfen, von Fingerhüten, Schellenfragmenten und sogar von Zapfhähnen, die auf das Leben in Wallensteins Heerlager schließen lassen. 2 850 Funde habe man bis Juli 2007 sichern können. 675 davon seien eindeutig der Schlacht bei Lützen zuzuordnen, verriet der Archäologe. Am Ende seiner Ausführungen hatten die Zuhörer viele Fragen, zum Beispiel nach der Genauigkeit der Uhrzeiten für den Verlauf der Schlacht oder nach möglichen menschlichen Überresten. Sämtliche Funde gehören übrigens dem Landesamt für Archäologie in Halle, erklärte André Schürger auf Nachfrage und verwies dann auf die derzeitige Sonderausstellung zum 375. Jahrestag der Schlacht bei Lützen im Schlossmuseum. Dort sind einige Fundstücke zu sehen.