Besser nicht trinken Besser nicht trinken: Zu viel Nitrat im Brunnenwasser - kritisierte Bauern wehren sich

Weißenfels - Auf den ersten, ungeübten Blick taugt die Pressemitteilung, die der Verein „VSR-Gewässerschutz“ dieser Tage in Umlauf brachte, zum Aufregerthema. Das Brunnenwasser auf den Grundstücken vieler Bürger in der Saale-Unstrut-Region enthält zu viel Nitrat.
38 Interessierte wollten laut VSR Ende August wissen, ob auch bei ihnen das Gießen der Pflanzen und das Befüllen von Planschbecken mit eigenem Brunnenwasser, nicht empfehlenswert ist. Sie übergaben dem VSR ihre Brunnenproben zur Analyse, deren Ergebnisse nun vorliegen. Und siehe da: Fast jeder dritte Brunnenbesitzer aus dem Raum Bad Kösen, Naumburg, Mertendorf, Weißenfels wurde enttäuscht: Die Nitratkonzentration überschritt den Grenzwert der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter.
Spitzenreiter waren 137 Milligramm in einem privaten Brunnen in Naumburg. Eine Probe aus Almrich förderte 83, eine aus Pödelist 69 Milligramm pro Liter zu Tage. Die Ursache sieht Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz, in der intensiven Landwirtschaft, in den Subventionen, der Jagd nach hohen Erträgen und der damit einhergehenden Verwendung von chemisch-synthetischen Stickstoffdüngern.
Gleichwohl: Diese Vorwürfe sind nicht neu, und auch die Messergebnisse, die der VSR jährlich vorstellt, ähneln sich. Und gleich sind auch die Einschätzung von Experten und die Rechtfertigung der Landwirtschaftsvertreter.
So sah Matthias Schrödter von der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau, die Arbeit des VSR schon bei den letzten Untersuchungen kritisch. Festzuhalten sei, so Schrödter, dass das Trinkwasser im Land zu 99 Prozent durch Fernwasserversorgung sichergestellt wird. „Hausbrunnen sind Brauchwasserbrunnen, und deren Besitzer wissen, dass das Wasser nicht zum Trinken geeignet ist“, sagte er und bemängelte auch die oberflächennahe Messung. Die Landwirtschaft sei nur eine Ursache. Aber auch Industrie und Straßenbauarbeiten müssten berücksichtigt werden.
Hohe Nitratwerte im Wasser: Kritik vom Bauernverband Burgenland
In ein ähnliches Horn stieß zuletzt auch der Bauernverband Burgenland. Bei den in privaten Brunnen durchgeführten Proben werde nicht untersucht, woher der Nitratgehalt stamme. „Ob dieses Nitrat aus der Landwirtschaft kommt, also durch Düngung entstanden ist, oder aus anderen Quellen, wird nicht festgestellt“, heißt es aus dem Verband. „Wichtig ist auch, in welchem Zeitraum die Einträge entstanden sind.
Wenn beispielsweise heute auf Ackerflächen Nitratwerte untersucht werden, sind diese zum Teil mehrere Jahrzehnte alt.“ Schnelle und drastische Vorschriften, argumentiert der Bauernverband Burgenland, „wie eine verpflichtende Unter-Düngung, also eine Mangelernährung, von Ackerpflanzen“ hätten deshalb keinen Einfluss. (mz)