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Baptistengemeinde Weißenfels Baptistengemeinde Weißenfels: Gemeinsam ist man mehr

Von Carmen Busch 07.09.2015, 15:22
Gehören zur Gemeinde: Clara Bez, Christina Riewe, Doreen Riewe und Antje Riewe-Bez (v. l.).
Gehören zur Gemeinde: Clara Bez, Christina Riewe, Doreen Riewe und Antje Riewe-Bez (v. l.). Michael Thomé Lizenz

Weissenfels - Es ist ein Tag der Begegnung und des Miteinander, den die Weißenfelser Christus-Kirche in der Naumburger Straße am vergangenen Wochenende begangen hat. Zwischen Pfadfindern, Musikgruppe und den Küchenfeen ist auch Familie Riewe vertreten, welche das Gemeindeleben seit den 1940er Jahren stark geprägt hat.

„Meine Großväter haben gemeinsam nach dem Krieg unsere evangelische Freikirche wieder aufgebaut“, berichtet Antje Riewe-Bez, eine Enkelin des ehemaligen Gemeindeleiters Wilhelm Landgraf und des damaligen Gemeindechorleiters Alex Riewe. Beide Männer haben nach dem Zweiten Weltkrieg hier eine neue Heimat mit ihren Familien gefunden. Alex Riewe und seine Frau Herta stammen ursprünglich aus der polnischen Stadt Lodz und sind wie viele andere Flüchtlinge in die Region an der Saale gekommen. In der Gemeinde haben sie Familie Landgraf kennengelernt und sich angefreundet. Damals ist die Gemeinde noch nicht in der Naumburger Straße gewesen. Später haben ihre Kinder Horst Riewe und Christina Landgraf sich ineinander verliebt und geheiratet. Christina Riewe ist mittlerweile die Schatzmeisterin der Gemeinde. Deren ältere Tochter Doreen leitet die Musikgruppe mit und engagiert sich auch stark in anderen Bereichen der Gemeinde. Bereits von ihren Großvätern haben die Frauen gelernt, dass man gemeinsam mehr schaffen kann, als immer alles allein bewältigen zu wollen, erinnert sich Riewe-Bez gut. Die Großväter haben beide ihre Ämter fast 50 Jahre lang ausgeführt.

Da bei den Baptisten allein die Taufe als öffentliches Bekenntnis gilt und diese erst durch den Glauben verinnerlicht werden muss, werden sie erst im Erwachsenenalter getauft. Dazu müssen sie sich frei entscheiden und das kann jeder selbst bestimmen. „Daher sind auch viele unserer Mitglieder noch nicht getauft“, erklärt die Mutter einer fast zweijährigen Tochter. Auch Clara darf sich irgendwann entscheiden, ob sie Baptistin wie ihre Mutter wird oder sich später wie ihr Vater Ludwig eher der protestantischen Kirche anschließt. „Wie sie sich auch entscheiden wird, es ist ihr eigene Wahl“, räumt Riewe-Bez ein, denn so oder so erfährt die Kleine eine christliche Erziehung im Sinne der Lehre Martin Luthers und wird wie ihre Eltern und Großeltern in einem Haus und in einer Gemeinschaft aufwachsen, die sie unterstützt und bei Schwierigkeiten aller Art zur Seite steht.

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Gemeinsam mit ihrer älteren Schwester und weiteren Gemeindemitgliedern hat Riewe-Bez vor zwei Jahren begonnen, die Geschichte des Hauses und ihrer Gemeinde aufzuarbeiten und zu dokumentieren. „Wir alle sind in diesem Haus praktisch aufgewachsen“, sagt die Kulturamtsmitarbeiterin, die die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ihrer Gemeinde übernommen hat. Gern hätten die Schwestern mehr Fotos und Erinnerungen von dem Gemeindehaus, das vorher ein Wohnhaus und ein Kindergarten war. „Allein im Archiv Dinge zusammenzutragen, ist sehr mühselig und nicht alles findet man dort“, sagt die studierte Musikwissenschaftlerin, die auf die Hilfe der Weißenfelser hofft.

„Unsere Gemeinschaft macht besonders aus, dass sie wie eine große Familie für jeden hier ist. Deswegen haben wir auch diesen Tag der offenen Tür veranstaltet. Wir wollen zeigen, dass unsere Türen offen stehen für jedermann“, erläutert die 32-Jährige. Vor allem wichtig ist den vier Initiatorinnen Sara Machus, Christiana Schaar, Doreen Riewe und Riewe-Bez klarzustellen, dass sie keine Sekte sind, sondern dass Baptisten in Deutschland zu den evangelischen Freikirchen gehören und so ihnen lediglich die staatliche Verknüpfung fehle, sich aber im Glauben und dessen Ausübung der Evangelischen Kirche sehr nahe fühlen. Auch nicht die Mission steht im Mittelpunkt, sondern das Miteinander und ein Leben im christlichen Sinne. Der 60-köpfigen Gemeinde steht nun Peter Meusel vor, der auch die örtliche Pfadfindergruppe leitet. Zum Tag der offenen Tür haben die Frauen versucht, alle Aspekte, die ihre Gemeinde ausmachen zu beachten und ihnen eine Plattform gegeben. Mit vielen Aktionen haben sie es auch geschafft, mit Klischees wie Ernsthaftigkeit und Strenge ihrer Konfession aufzuräumen, in dem sie viel Spiel und Spaß und vor allem viel Musik ins Programm aufgenommen haben. (mz)