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Auslandsaufenthalt Auslandsaufenthalt: Las Vegas in Afrika

Von Rico Küster 15.07.2012, 17:51

Johannesburg/MZ. - Was stellt man in Johannesburg in seiner Freizeit an? Diese Frage eröffnet sich nach zweieinhalb Jahren Aufenthalt in der südafrikanischen Metropole stärker denn je. Wagt man sich in den ersten Monaten kaum aus der Wohnung, gewinnt man mit der Zeit nicht nur Sicherheit in der unsicheren Stadt, sondern auch Freunde und erfährt, wo was angesagt ist.

Oft besuchen die Südafrikaner Rugby-Spiele, aber auch Partys werden gefeiert. Es vergeht kaum ein Wochenende, an dem man nicht irgendwo eingeladen ist. Mittlerweile bin ich sogar oftmals in Soweto zu Gast und habe dort viele Freunde gefunden. Einer von ihnen gab mir den Tipp, das Alhambra-Theater zu besuchen.

Der Gebäudekomplex liegt im Stadtteil Doornfontein. Auf den ersten Blick scheint er so gar nicht in die sonst übliche Architektur zu passen und man sieht sofort, dass es sich um ein besonderes Gebäude handeln muss. Das Ensemble besteht aus drei Theatern. Neben dem Alhambra werden hier noch das "Rex Garner" und das "Richard Haines" betrieben.

Seinen Ruf bezieht das Alhambra noch aus den Zeiten der Rassentrennung. Hier wurden schon während der Apartheid Theaterstücke aufgeführt, die sich mit dem Thema kritisch auseinander setzten. Auch heute noch ist der Alhambra-Komplex eine Kernzelle progressiver Kunst aller Genres. Das Haus gilt in der Szene als "Mainstream-Theatre". Von herkömmlichen Bühnenspielen bis hin zu modernen Thrillern wird hier alles aufgeführt. Allein das Foyer des Hauses ist einen Besuch wert. Seine Wände zieren Plakate früherer Produktionen, die quasi zu einer Zeitreise durch die letzten einhundert Jahre Johannesburgs einladen.

Direkt neben dem Theaterkomplex befindet sich ein weiterer kultureller Besuchermagnet. Es ist das legendäre Restaurant "Anton van Wouw". Der berühmte südafrikanische Künstler, dessen Skulpturen Weltruhm erlangten, hat hier eine Zeit lang gewirkt.

Wem so viel Kultur zu viel ist, dem steht auch ein herrlicher Wildpark zur Verfügung. Ohne Zaun zwischen sich und den Tieren kann man hier Wildkatzen, Zebras oder Giraffen hautnah erleben. Ich habe dort gepicknickt - von jungen Löwen umringt.

Die großen Freizeitparks findet man, wie auch in Deutschland, derweil weit außerhalb. Einer der bedeutendsten ist Sun City. Die künstliche "Sonnenstadt" ist das Las Vegas Südafrikas. Allerdings wahrscheinlich genauso teuer. Auch bei Europäern ist der Vergnügungskomplex beliebt, weil er außerhalb des Malaria-Gürtels liegt. Ein Bekannter meines Mitbewohners Clayton arbeitet dort, und so habe ich mit Freunden ein ganzes Wochenende in diesem Paradies erleben dürfen.

Vom künstlichen Erdbeben über ein gigantisches Wellenbad bis hin zu ganzen Hallen mit Glücksspielangeboten reicht das Spektrum. Mit Geld geht hier alles. Es ersetzt sogar den Führerschein, wenn man sich ein Motorboot mietet.

Auch landschaftlich ist die Region um Sun City atemberaubend. Das Resort befindet sich inmitten des Pilanesberg-Nationalparks und bietet neben Felsen, Wäldern mit idyllischen Lichtungen und weitem Grünland auch Wasserfälle, Grotten sowie herrliche Strände an blauen Seen. Fast jeder Blick bietet hier ein klassisches Postkartenmotiv.

Obwohl nur rund 150 Kilometer von Johannesburg entfernt, dauert eine Fahrt nach Sun City im Nordwesten Südafrikas fast drei Stunden. Unterwegs lauern allerdings andere Gefahren als in der Großstadt. Als wir auf dem Highway einmal mitten im Nichts anhielten, um uns Erleichterung zu verschaffen, wollte ich dies in gewisser Abgeschiedenheit tun und entfernte mich ein paar Meter vom Auto. Schreiend und wild gestikulierend wurde ich sofort zurück beordert. Clayton eröffnete mir: "Bist du wahnsinnig? Du kannst doch hier draußen nicht so weit vom Auto weggehen!"

Ungefährliche Giraffen sehe man von weitem, Leoparden aber schleichen sich an und Giftschlangen sehe man erst nach ihrem Biss, erklärte er mir. Das hat sich eingeprägt für alle weiteren Stopps in Südafrika.