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Ärger Ärger: Tanker donnern im Minutentakt durch Granschütz

Von Petra Wozny 28.09.2013, 11:47
Die engste Stelle in Granschütz. Fußgänger bekommen hier Angst.
Die engste Stelle in Granschütz. Fußgänger bekommen hier Angst. Petra Wozny Lizenz

Granschütz/MZ - „Ich schlafe nicht mehr durch. Donnern die Tanker durch Granschütz - und das ist jede Nacht, scheppern die Gullideckel. Da sitze ich im Bett.“ Der 58-Jährige Mathias Paulus ist stinkesauer. Auch Ingrid Böhm findet kaum Worte dafür, dass die Tanklaster Tag und Nacht durch den Ort fahren, um das am Ortsrand liegende Bitumenwerk zu beliefern. Die Seniorin ist in Sorge um die Kinder aus der Grundschule. „Dass hier noch nichts passiert ist, können wir nur als ganz großes Glück bezeichnen.“

Angst, Schlaflosigkeit, Unfallgefahr, eine permanente Belastung auf der Hauptstraße - zu beneiden sind die Granschützer nicht. Darum regt sich jetzt Protest. Um Hilmar Herbst, langjähriger Granschützer, haben sie eine Bürgerinitiative gegründet. Laster raus aus dem Ort, lässt sich das Anliegen schnell auf den Punkt bringen. Denn; Seit zwei Jahren gibt es mit dem Schwarzen Weg eine kleine Umfahrung um Granschütz und so eine fast direkte Anbindung von der Bundesstraße 91 zum Bitumenwerk. Genutzt wird sie kaum.

Lange für neue Piste gestritten

Sehr lange haben die Mitstreiter alles analysiert. Herbst listet die Belastung durch den Schwerlastverkehr auf. Gezählt wurden rund 380 Durchfahrten von Bitumentransportern von vier Unternehmen täglich. Durch Granschütz fahren sie etwa 1 400 Meter, das Aupitzer Gut misst 300 Meter, an Gerstewitz vorbei sind es 200 Meter, es folgen Zorbau und Borau bis zur Bundesstraße mit insgesamt 1300 Metern. Dann geht es zur Mitteldeutschen Raffinerie in Leuna und wieder zurück. Es ist eine Strecke, so Herbst, wo ein halbes Dutzend Mal die Vorfahrt beachtet werden muss, Ampeln stehen, rechtwinklige Kurven wie an der Eisdiele in Granschütz gefahren werden und am Gemeindeamt des Ortes der Fußweg nur knapp einen Meter breit ist. „Wir appellieren an die Unternehmen, ihre Tanker über den Schwarzen Weg zu schicken“, so Herbst. Der sei doch extra dafür und für mehrere Millionen Euro vor zwei Jahren geschaffen worden. Die vorgeschlagene Strecke zur oder von der A 9 erweist sich als drei Kilometer länger, aber als wesentlich gefahrloser. Zwar müsse auch hier auf einer Länge von 300 Metern an Häusern in Aupitz vorbei, doch dies seien mit Abstand weniger als auf der anderen Route. Der Bürgerinitiative ist unverständlich, warum die Fahrer der Schwerlaster diese sichere Umfahrung zur B 91 nicht nehmen.

MZ fragte beim Bitumenwerk selbst nach, ob nicht der Adressat der Speditionen auf die Lkw-Fahrer einwirken kann, zumal Geschäftsführer Bernd Schneider die Umgehungsstrecke kennt und bei deren Einweihung selbst zugegen war. Das Anliegen der Bürgerinitiative sei dem Unternehmen nicht bekannt, heißt es in einer Antwort an die MZ. Die Geschäftsführung habe darüber hinaus keinen Einfluss auf die Bitumentransporte, da die Organisation der Transporte ausschließlich in der Regie der Total Raffinerie Bitumen Deutschland erfolgt. Sylvia Harders, Leiterin Bitumenvertrieb der Total Bitumen Deutschland GmbH, meinte: „Wir haben umgehend alle unsere Vertragsspediteure darauf hingewiesen, dass sie bitte den sogenannten Schwarzen Weg an der B 91 benutzen sollen.“

Brief an alle Speditionen

Zwischenzeitlich hat sich die Bürgerinitiative an alle Speditionen, auch an die Total mit einem Brief gewendet. Darin ihr freundlich formuliertes Anliegen, die Autos über den „Schwarzen Weg“ zu lenken. Die Firma Papenburg, Bitumentransporte, scheint sich daran zu halten. In Granschütz werden wesentlich weniger Transporte dieser Firma gesichtet. Aus der Spedition Schatowitz hingegen kam die Antwort, dass sie keinen Einfluss habe, denn es handele sich um öffentliche Straßen durch die Orte. Nirgends sei ein Durchgangsverbot. Zudem, so die Einschränkung, sei die Umfahrung länger. Ist die Bürgerinitiative also auf den guten Willen der Lkw-Fahrer angewiesen? „Subjektive Wahrnehmungen stimmen nach unserer Erfahrung oft mit objektiven Bedingungen nicht immer überein“ meint Ronald Koch vom Verkehrsdienst des Polizeireviers Burgenlandkreis. Darum rät er zur Überprüfung der Situation durch den Rechtsträger - die Straßenverkehrsbehörde. „Wir raten zu einem Antrag, möglichst durch den Ortschaftsrat“, so Amtsleiterin Irene Isleb. Auf die Begründung einer Veränderung der Rangigkeit der Straßen käme es an. Zu viele Lkw seien kein Grund. Eine Lärmberechnung hält sie in Granschütz jedoch für sinnvoll. „Wir werden den vorgeschlagenen Weg gehen“, sagt Hilmar Herbst, auch dies ist ihm bewusst, wenn bis zu einer Klärung noch viele Tanker durch Granschütz rollen.

Alltag. Durch Granschütz rollen die Bitumenschwerlasttransporte im Minutentakt.
Alltag. Durch Granschütz rollen die Bitumenschwerlasttransporte im Minutentakt.
Petra Wozny Lizenz