Sanierung Alte Villa in Weißenfels: Sanitärfirma beseitigt Schandfleck in der Langendorfer Straße

Weißenfels - Am 1. August werden die Geschäftsräume der Firma für Sanitär-, Wärme- und Klimatechnik offiziell übergeben. Darüber informierte Geschäftsführer Jens Züger. Ein Schandfleck wird dann in der Langendorfer Straße von Weißenfels verschwunden sein. Die Fassade mit ihrem Balkon strahlt in einem angenehmen Gelbton, die Zement-Biberschwänze sind durch einen schwarzen Tonziegel ersetzt worden.
Wenn nicht zu den Wasserschäden noch marode Balken gekommen wären, hätte der 47-Jährige die Ausbesserung des Dachstuhls gar nicht in Angriff genommen. „Doch nun können wir alles mit einem Mal erledigen und müssen das Gerüst, von dem gegenwärtig nur noch Teile stehen, später nicht ein zweites Mal aufbauen lassen.“ Derzeit haben die Handwerker der Dachdecker- und Gerüstbaufirma Wolter aus Langendorf noch alle Hände voll zu tun. Denn bis 2017 sollen im Obergeschoss wieder drei Wohnungen vermietet werden, die teilweise noch bis zum Vorjahr bewohnt waren.
Nach der Wende zog eine Videothek ein
Das Haus ist bis zur Wende als Kreisleitung der Freien Deutschen Jugend (FDJ) bekannt gewesen. Danach gab es hier über viele Jahre eine Videothek. Aufgrund von Unterlagen aus dem Landratsamt lässt sich die Baugenehmigung der Villa auf das Jahr 1888 datieren. Unklar ist, ob damals alles wie geplant gebaut wurde. Denn das Türmchen, das Züger in den Zeichnungen gesehen hat, fehlt heute. Dort wird nun nach Lage der Dinge der Dachgarten für eine der Wohnungen entstehen.
Auch die Sanitärräume sind inzwischen in Angriff genommen worden. Der 47-Jährige sagt zwar, dass die alten nicht ganz so schlecht gewesen seien, meint aber: „Die hätte ich so nicht lassen können, schließlich sind wir auch eine Sanitärfirma.“
Ansonsten habe man alles angefasst. So sind die Kellerräume trockengelegt worden. Und nachdem die alten Sandsteine vom Zementputz befreit worden sind, gibt es mit der Feuchtigkeit keine Probleme mehr. Im Parterre sind nun die Räume vom Fußbodenbelag bis zum sogenannten Filzputz an den Wänden grundhaft vom Weißenfelser Unternehmen Raumkunst und der Gosecker Baufirma Raik Werner saniert worden.
Fundstücke sollen Platz in einer Vitrine erhalten
Heute ärgert sich Jens Züger, dass ihm das lange leer stehende Gebäude nicht schon eher aufgefallen war. Denn viel zu beengt und verwinkelt waren seine alten Geschäftsräume in Weißenfels-West. Als er die Firma 2005 von seinem Vorgänger übernahm, hatte er nur einen Mitarbeiter, heute sind es mit zwei geringfügig Beschäftigten sieben. Erst im Vorjahr wurde er auf das sanierungsbedürftige Schmuckstück mit dem maroden Charme aus DDR-Zeiten aufmerksam. Dann ging alles schnell, so dass im April mit den Bauarbeiten begonnen werden konnte. Inzwischen gibt es auch einen Beratungsraum für die Gespräche mit Kunden.
Was neben den Bauzeichnungen aus alter Zeit noch geblieben ist? Eine DDR-Fahne und eine Mappe mit dem Hammer-Sichel-Ährenkranz-Wappen. Sie enthält einen sogenannten Betriebskollektiv-Vertrag für die Jugendorganisatoren. Der schrieb fest, dass es bei Lehrgangsbesuchen 30 Mark Büchergeld gebe und dass Betriebsfahrzeuge vom Nutzer in Ordnung zu halten seien. Neben der Emaille-Hausnummer soll das mal seinen Platz in einer Vitrine finden. (mz)
