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Abriss statt Sanierung Abriss statt Sanierung: Ende des Schlosskellers in Weißenfels ist besiegelt

Von Alexander Kempf 25.09.2018, 11:11
Für das Haus, in dem sich einst eine Gaststätte befand, kam jede Hilfe zu spät. Nun verschwindet es für immer.
Für das Haus, in dem sich einst eine Gaststätte befand, kam jede Hilfe zu spät. Nun verschwindet es für immer. Marco Junghans

Weißenfels - Ab Dienstag wird ein Bagger das Ende des Weißenfelser Schlosskellers besiegeln. Zum Abbruch gibt es aus Sicht der Stadtverwaltung keine Alternative. Im Treppenhaus musste schon vor einiger Zeit ein Notabbruch vorgenommen werden, berichtet Stadtsprecherin Katharina Vokoun. Auf der Rückseite des Hauses ist zudem das Dach eingestürzt und auch die Decken im Gebäude sind hofseitig schon eingebrochen.

Rückwand des Hauses drohte zu versagen

„Nun drohte die Rückwand des Hauses zu versagen, so dass die Gesamtstabilität nicht mehr gegeben wäre“, erklärt die Sprecherin das Vorgehen der Stadt. Der Bauzustand habe schlicht eine Gefahr für die Öffentlichkeit dargestellt. Schließlich seien schon in den vergangenen Monaten Dachziegel auf die Straße gefallen, woraufhin bereits das Dach abgedeckt worden ist.

Höchste Zeit also für letzte Fotos. Denn bald wird an der Stelle in der Zeitzer Straße nur noch eine Baulücke klaffen. Spätestens bis Mitte nächster Woche sollen die Abrissarbeiten abgeschlossen sein. Eigentlich hätte ein Privateigentümer den Notabbruch vornehmen müssen. „Dieser wurde mehrfach aufgefordert, die Gefahr, die von seinem Gebäude ausgeht, abzuwenden“, erklärt Katharina Vokoun. Da dies bisher nicht geschehen ist, ergreift nun die Stadt die Initiative.

Hätte das unter Denkmalschutz stehende Gebäude gerettet werden können?

Doch hätte das unter Denkmalschutz stehende Gebäude gegenüber des Schlosses Neu-Augustusburg womöglich gerettet werden können, wenn der Eigentümer früher Initiative gezeigt hätte? Er hätte in jedem Fall viel Geld investieren müssen. Vermutlich unverhältnismäßig viel Geld. „Bei der Zeitzer Straße 13 wäre die Sanierung enorm aufwendig und kostenintensiv gewesen“, sagt Katharina Vokoun. Die Stadt Weißenfels hätte diese Kosten nicht tragen können. Aus wirtschaftlichen Gründen sei deshalb die Entscheidung für den Abbruch gefallen.

Dass sich in der Weißenfelser Innenstadt gleich mehrere Gebäude in einem bedauernswerten Zustand befinden, ist kein Geheimnis. Trotzdem ist es bisher die Ausnahme, dass eine Ruine gleich ganz abgerissen wird. Ein vergleichbarer Abriss in dieser Größenordnung sei denn auch in diesem Jahr nicht mehr geplant, erklärt die Stadtsprecherin. „Eventuell wird es noch kleinere Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden geben, die ebenfalls Ersatzmaßnahmen sind.

Zuweilen sind die Eigentumsverhältnisse gar nicht geklärt

Im Klartext kommen Hauseigentümer der Aufforderung, ihre maroden Immobilien zu sichern, immer wieder nicht nach. Doch zuweilen sind die Eigentumsverhältnisse auch gar nicht geklärt. Das ist aber die Voraussetzung, um sie in die Pflicht zu nehmen, „Die städtischen Mitarbeiter setzen deshalb alles daran, die Eigentümer zu ermitteln und entsprechende Forderungen an diese zu stellen“, versichert Stadtsprecherin Katharina Vokoun.

Nach Schätzung der Stadt befinden sich etwa 450 Immobilien in der Weißenfelser Innenstadt in einem schlechten Zustand. Wie viele davon in den kommenden Jahren abgerissen werden müssen, lasse sich nicht beziffern. Aktuelle Sorgenkinder seien mehrere Gebäude in der Zimmerstraße im Abschnitt zwischen Beuditzstraße und Leopold-Kell-Straße sowie in der Hohen Straße.

Seit der Wende stand das baufällige Gebäude ganz leer

Der Schlosskeller, der nun abgerissen wird, ist übrigens schon seit Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr als Gaststätte genutzt worden. Nach dem Krieg habe sich in den Gasträumen die Werkstatt eines Orthopädieschuhmachers befunden, erzählt der 75-jährige Hans-Joachim Stehlik, der regelmäßig im Weißenfelser Heimatboten über die Stadtgeschichte schreibt. Seit der Wende stand das baufällige Gebäude schließlich ganz leer. (mz)

Mit dem Hubsteiger erfolgte der erste Abbruch. Den Rest besorgt ein Bagger.
Mit dem Hubsteiger erfolgte der erste Abbruch. Den Rest besorgt ein Bagger.
Marco Junghans