Familienbetrieb seit über 100 Jahren Wie sich die Kunstmühle in Berga gegenüber der Konkurrenz behauptet

Berga
Seit 1994 betreibt Matthias Könemann die Kunstmühle in Berga, die bereits seit 1906 in familiärer Hand ist. „Die Kunstmühle ist mein Lebensinhalt“, sagt Könemann, Inhaber der Kunstmühle. Er wolle damit das Lebenswerk seines Vaters fortführen, der die Mühle 1954 übernommen hatte. „Ich bin stolz darauf, dass es einigermaßen noch klappert“, so der 53-Jährige. Eine kleine Mühle lebe von den kleinen Bäckereien. Deren Anzahl verringere sich jedoch von Jahr zu Jahr, da die Konkurrenz durch Backshops und Industriebäcker immer größer werde.
Auch Privatleute kaufen ihr Mehl direkt bei der Kunstmühle in Berga ein
„Dadurch fallen natürlich viele unserer Kunden weg“, erzählt Könemann. Nicht zuletzt seien es die mittelständischen Bäckereien aus der Region, die ihm die Treue halten. Die könne er aber mittlerweile an zwei Händen abzählen. „Mit den Preisen der Großen in der Branche kann ich nicht mithalten“, so der 53-Jährige. Auch deshalb hat sich der Müller nebenher einen kleinen Hofladen aufgebaut, den er seit zwei Jahren intensiv betreibt. Neben Mehl bietet er dort auch Gemüse und Kartoffeln zum Verkauf an.
„Inzwischen kommen immer mehr Privatleute zu mir und kaufen ihr Mehl direkt ein“, erzählt Könemann. Sie seien bereit, höhere Preise zu zahlen, da sie Wert darauf legten, dass das Mehl frei von chemischen Zusatzstoffen ist. Durch die Corona-Pandemie habe auch das häusliche Backen zugenommen, da viele Leute mehr Zeit zu Hause verbrächten. Viele seiner Privatkunden hätten sich mittlerweile dazu entschieden, ihr Brot selbst zu backen. „Dadurch kaufen sie auch mehr Mehl bei mir“, so der Inhaber der Kunstmühle. Zudem sei er gerade dabei, das Geschäft mit Futtermitteln als zweites Standbein auszubauen. Nur von der Mehlproduktion alleine könne die Mühle nicht mehr existieren. Das Mehlgeschäft sei in den letzten Jahren eher rückläufig gewesen.

Produktion von Corona-Pandemie nicht beeinträchtigt
Bis zu 15 Tonnen Getreide können täglich in Berga maximal verarbeitet werden. „Mittlerweile werden in der Kunstmühle jedoch pro Tag nur noch drei bis vier Tonnen Getreide verarbeitet“, sagt Könemann. Vom Speicher transportiert ein sogenannter Elevator, ein Förderband, das Getreide nach oben. Bevor es in den Walzenstühlen gemahlen wird, wird es gereinigt. Schließlich wird das Mehl gemischt und in Säcke abgefüllt. „Die Produktion wird von der Corona-Pandemie nicht beeinträchtigt. Sie ist auf dem gleichen Niveau wie davor“, so Könemann.
An seiner Arbeit schätze er besonders, dass er mit vielen Menschen zu tun habe. Zudem werde seine Arbeit von den kleinen Bäckereien gewürdigt. Man kenne sich teilweise schon seit vielen Jahren und begegne sich dabei immer auf Augenhöhe, sagt Könemann. Trotz allem versuche er, die Produktion so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. „Wenn ich hier das Licht ausmache, ist dies das Ende für die Mühle“, so der 53-Jährige. Einen Nachfolger, der die Mühle nach ihm übernehmen könnte, gebe es nicht. (mz/Roman Fürst)