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Kulinarisches Weihnachten Weihnachtsessen: Ente mit Rotkohl und Klößen

Von Joel Stubert 03.12.2019, 08:24
Saeedeh und Mojtaba haben sich schon sehr mit den hiesigen Weihnachtsbräuchen vertraut gemacht.
Saeedeh und Mojtaba haben sich schon sehr mit den hiesigen Weihnachtsbräuchen vertraut gemacht. Maik Schumann

Sangerhausen - Die Frage, was es an Weihnachten zu essen gibt, stellt sich für die allermeisten Iraner nicht. Denn in der Islamischen Republik feiert man die Geburt Christi schlicht und einfach nicht. Ganz anders sieht es für Mojtaba Mohammadi Tarazkouhi und seine Frau Saeedeh Bagheri aus. Die beiden sind zum Christentum konvertiert und deswegen von zu Hause geflohen.

Wenn Mojtaba sagt, „Weihnachten ist für uns das größte und wichtigste Fest des Jahres“, weiß er genau, dass ein solcher Satz im Iran mit erheblichen Gefahren verbunden wäre, denn auf Apostasie - also Abkehr vom Islam - stehen harte Konsequenzen bis hin zur Todesstrafe.

Weihnachten: Ente und Klöße für Saeedeh und Mojtaba

Während es für die wenigen Christen im Iran zum Beispiel „Harasa“ gibt, einen Eintopf mit Huhn, haben sich Saeedeh und Mojtaba längst für die deutschen Traditionen entschieden. „Wir werden Ente mit Rotkohl und Klößen essen“, sagt sie. „Das Gericht haben wir bei meiner Patentante am vorigen Weihnachten kennengelernt, das hat uns sofort geschmeckt.“ Ente zu essen, das sei im Iran generell nicht so üblich, „nur im Süden gibt es das vereinzelt“.

Dieses Jahr könnte es also sein, dass sie zum ersten Mal selbst Ente zubereitet, nur gibt es da ein kleines Problem: „Ich habe noch kein Rezept“, sagt sie. Und so könne es auch gut möglich sein, dass sie in diesem Jahr noch einmal auswärts bei Freunden essen. Sollte dies so sein, würde sich die 23-Jährige anderweitig in der Küche betätigen. „Ich habe auch schon Weihnachtskekse und Brot gebacken, als wir vor zwei Jahren in Nordhausen auf dem Weihnachtsmarkt ausgeholfen haben“, erzählt sie.

Granatapfelhühnchen ist ein klassisches iranisches Gericht.

Zutaten (für vier Personen):

1 Huhn; 3 Zwiebeln, Olivenöl (so viel, dass die Zwiebeln gerade gut bedeckt sind), 500 g passierte Tomaten, Salz und Pfeffer, Granatapfel-Sirup (bekommt man in iranischen oder türkischen Geschäften), rosenscharfes Paprikapulver, Curry, Gelbwurz, gemahlene Nelken, Kardamom, Zimt, Ingwer.

Zubereitung: Das Huhn enthäuten und in ca. 10 Stücke teilen. Die Zwiebeln sehr klein würfeln und in einem großen Topf in dem Olivenöl anbraten. Sobald sie anfangen zu bräunen, ein wenig Wasser dazugeben, weiterbraten und wenig später von den passierten Tomaten ebenfalls ein wenig (nicht zu viel, sonst brät das Huhn nicht mehr so gut) dazugeben. Dann die Gewürze unterrühren

Die Hähnchenteile in den Topf geben, gut in der Zwiebelmasse wenden und auf höchster Stufe anbraten. Immer, wenn das Huhn anzubacken droht, ein wenig Wasser beziehungsweise passierte Tomaten dazugeben. Nach circa fünf Minuten die restlichen Tomaten und mindestens eine Tasse Wasser in den Topf geben und die Herdplatte auf kleine Stufe stellen.

Granatapfelsirup nach Geschmack zufügen (für den Anfang vorsichtig dosieren, sonst wird es leicht zu sauer) und das Huhn bei geschlossenem Deckel rund 40 Minuten gar kochen. Dazu passt Basmatireis.  Quelle: chefkoch.de

Keine Weihnachtsmärkte im Iran

Dass es Weihnachtsmärkte bei ihnen zu Hause nicht gibt, dürfte klar sein. Nur bei einigen kirchlichen Einrichtungen können die christlichen Familien selbstgebastelte Sachen ausstellen und verkaufen. Ob dort oder in den Geschäften, auch beim iranischen Weihnachts-Einkaufsrummel geht es an erster Stelle um die Kinder. Die ersten Weihnachtsmarkt-Erlebnisse hier in Deutschland haben den beiden gefallen. „Die Lichter und das Essen sind gut“, sagt sie. Stollen, ob mit Rosinen oder Mandeln, kommt ebenfalls auf den Teller. „Nur der Glühwein ist nicht so unser Fall“, ergänzt Mojtaba.

Um sich zu integrieren und die Sprache besser zu lernen, singen die beiden im Kirchenchor mit. Klar sei die deutsche Sprache, gerade jene in manchen Weihnachtsliedern, schwer. „Aber das Singen hilft, um die Aussprache zu verbessern“, sagt Saedeeh. „Die Weihnachtslieder gefallen uns sehr.“ Grundsätzlich seien die deutschen Bräuche für sie eine neue Welt. „Ein Weihnachtsbaum wollen wir auch haben“, sagt Saedeeh. Kulinarisch sei die gänzliche Umstellung auf Deutschland schwierig.

„Wir kochen auch häufig einheimische Gerichte“, sagt die junge Frau, die in Teheran vor der Flucht ein Wirtschaftsstudium begonnen hat. „Dann gibt es Reis mit Rind oder Hühnchen oder auch Lachs mit Gemüse. Wie hier, nur mit anderen Gewürzen.“ (mz)

Auch für Iraner ein Weihnachtsschmaus: Ente, Rotkohl und Klöße.
Auch für Iraner ein Weihnachtsschmaus: Ente, Rotkohl und Klöße.
Schumann