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Wassersport im Röhrigschacht Wassersport im Röhrigschacht: 283 Meter in der Tiefe: Kanu-Abenteuer unter Tage

Von Frank Schedwill 24.10.2019, 10:37
Ein Bild von der Jungfernfahrt mit den Kanus im Röhrigschacht.
Ein Bild von der Jungfernfahrt mit den Kanus im Röhrigschacht. Christoph Dammann

Wettelrode - Es ist ein ungewöhnliches Paket, das die Gästeführer vom Erlebniszentrum Bergbau in Wettelrode geschnürt haben.

283 Meter unter Tage im Röhrigschacht kann man nicht nur mit der Grubenbahn fahren und sich zu Fuß ansehen, wie früher im Sangerhäuser und Mansfelder Revier Kupfererz abgebaut wurde. Ab sofort sind tief unten im Berg auch Kanufahrten möglich.

Kanu-Spaß auf 1.800 Metern

„Wir wollten unseren Gästen etwas Besonderes bieten“, sagt Thomas Wäsche. Er ist einer der Gästeführer, die den Besuchern die Welt des Bergbaus nahebringen, von dem bis vor gut drei Jahrzehnten viele Familien in der Sangerhäuser und Mansfelder Region lebten.

„Und da bei Kontrollfahrten im Schlüsselstollen in der Mansfelder Mulde auch Boote im Einsatz sind, sind wir auf die Idee gekommen, so etwas auch bei uns zu versuchen“, sagt der 48-Jährige.

In den vergangenen Monaten haben die Gästeführer eine etwa 135 Jahre alte sogenannte Strecke ausgebaut, die vom normalen Museumsbereich abzweigt. Matthias Grünberg, Chef der Rosenstadt Sangerhausen GmbH, zu der das Bergbaumuseum gehört, sagt: „Der Weg wurde mit Gitterrosten gesichert.“

Außerdem seien weitere Sicherheitsprüfungen notwendig gewesen. „Auch das Bergamt musste sein Okay dazu geben.“

Rund 1.800 Meter sind die Teilnehmer bei der Sondertour, die „Altbergbau-Spezial“ heißt, insgesamt unterwegs. Es geht tief in den Berg hinein - in einen Teil, der östlich unter den Sangerhäuser Ortschaft Wettelrode liegt.

Auf den letzten 350 Metern steht das Wasser so hoch, dass die vier Kanus eingesetzt werden können. Wäsche und seine Kollegen haben die Boote vergangene Woche auf dem Dach des Förderkorbs und dann weiter mit der Grubenbahn in das ehemalige Bergwerk gebracht.

Anmeldung erforderlich

Dann wurden die Kanus zu der Einsatzstelle getragen. „Sie hätten nicht einen Zentimeter länger sein dürfen. Dann hätten wir sie nicht durch den doch recht engen hölzernen Grubenausbau bekommen“, sagt der Gästeführer.

Gefahren wird mit den Booten dann bis zum sogenannten Rückenabbau. „Das ist eine Stelle, an der sich aufgrund einer geologischen Störung das Gebirge verschoben hat und es deshalb mehr Erz gab“, wie Wäsche erklärt.

Von dort geht es dann in den Kanus wieder zurück. „Generell gibt es bei der Tour viel zu sehen“, wirbt der Gästeführer. Die Teilnehmer der Jungfernfahrt, die vergangenen Samstag stattfand, seien ganz begeistert gewesen.

Wer im Röhrigschacht Boot fahren will, muss sich telefonisch oder auf der Internetseite des Schaubergwerks dafür anmelden. Die Tour wird in unregelmäßigen Abständen im Rahmen der vier Sonderführungen des Erlebniszentrums angeboten.

Bei denen können unter anderem der Segen-Gottes-Stollen mit der Marienglasschlotte oder die sogenannte Elisabethschächter Schlotte besichtigt werden.

Wetterfeste Kleidung empfohlen

Anders als bei den drei anderen Spezialtouren ist die Kanuführung aber nicht ganz so anstrengend und dauert auch nicht so lang. Ist man bei den Exkursionen in die Schlotten bis zu sieben, acht Stunden im Schacht unterwegs, sind es bei der Kanutour nur fünf.

Allerdings sei die Bootsexkursion nur für Teilnehmer mit sehr guter physischer und psychischer Konstitution möglich, sagt Wäsche. Zum Teil, das sieht man im Video der Jungfernfahrt, ist es im Bergwerk so eng, dass die Teilnehmer nur auf Knien vorwärtskommen. Das Bergamt habe aus Sicherheitsgründen auch ein Mindestalter festgelegt. Es liegt bei 16 Jahren.

Da die Plätze in den Kanus begrenzt sind, können pro Tour nur zehn Leute mitfahren.

Die Gästeführer empfehlen, den Teilnehmern, eine Regenjacke anzuziehen. Es regnet an verschiedenen Stellen von oben. Die für die Tour unverzichtbaren Wathosen stellt das Schaubergwerk zur Verfügung.

Anmeldungen im Schaubergwerk sind unter der Rufnummer 03464/587816 oder per Mail unter [email protected] möglich.

(mz)

Auf dem Dach des Förderkorbs wurden die vier Boote in den Röhrigschacht gebracht.
Auf dem Dach des Förderkorbs wurden die vier Boote in den Röhrigschacht gebracht.
Thomas Wäsche