Den Nerv getroffen Warum Sangerhäuserin eine Selbsthilfegruppe gegründet hat
Iris Prinz-Kranhold gründet eine Selbsthilfegruppe für Menschen, die Schwierigkeiten mit dem Sprechen haben. Und das kommt gut an

Sangerhausen/MZ - Das erste Treffen dauerte fast drei Stunden. Es wollte keiner nach Hause. „Es war eine richtig emotionale Geschichte.“ Die Sangerhäuser Logopädin Iris Prinz-Kranhold hat offenbar einen Nerv getroffen, als sie vor wenigen Tagen zur Gründung ihrer Selbsthilfegruppe „Erzähl doch mal“ in ihre Praxis in der Kylischen Passage einlud und damit eine Idee ihrer Patientin Chris-Conny Horlbog umsetzte. Immerhin acht Teilnehmer kamen. „Angemeldet waren sogar zwölf “, erzählt Prinz-Kranhold der MZ. Einige konnten aus Krankheitsgründen dann doch nicht dabei sein.
Patienten mit dem Wunsch nach Austausch
Seit dem Jahr 2005 arbeitet sie als Logopädin in Sangerhausen. Die gelernte Erzieherin, die im benachbarten Thüringen wohnt, hatte zuvor noch einmal beruflich umgesattelt und ein neues Fachschulstudium absolviert und sich dann selbstständig gemacht. Seit vorigem Jahr hat sie nun ihre Praxis in den Räumen der Kylischen Passage, und zwar genau dort, wo sich zuvor jahrelang das SPD-Büro befand. Insgesamt bis zu 60 Patienten mit Sprach-, Sprech-, Stimm- Schluck- und Hörstörungen betreut die Therapeutin. Viele hatten einen Schlaganfall, haben Tumor- oder Muskelerkrankungen oder leiden seit Geburt an unter den erwähnten Problemen. Die Patienten sind zwischen Ende 40 und über 80 Jahre alt. Eine ganze Reihe von ihnen ist auf einen Rollstuhl angewiesen.
So sei der Wunsch gewachsen, sich neben der Therapie untereinander auszutauschen, um sich mit Tipps, Rat und Tat selbst helfen zu können. „Die Patienten wissen meist am besten, was ihnen hilft“, sagt Prinz-Kranhold.
Barrierefreie Räumlichkeiten fehlen
Und von diesen Erfahrungen sollen nun auch andere profitieren. Dass solche Hilfen wichtig sind, weiß die staatlich geprüfte Logopädin von ihrer ersten Selbsthilfegruppe. Bei dieser treffen sich Patienten, die über ein sogenanntes Cochlea Implantat (CI) verfügen und damit wieder besser hören können. Die Gruppe, die sich in der Straße Vor der Blauen Hütte in Sangerhausen trifft, funktioniere sehr gut. „Es kommen selbst Leute aus Eisleben hierher“, sagt Prinz-Kranhold. Sie hofft, dass die neue Selbsthilfegruppe ebenso gut angenommen wird.
Nur fehlen im Moment noch die Räume. Sie sollten ebenerdig erreichbar sein, damit die Rollstuhlfahrer teilnehmen können. Auch Parkplätze sind wichtig. Die Logopädin hofft in Kooperation mit der Stadt- oder auch der Kreisverwaltung in der Beziehung etwas erreichen zu können. Sie hat sich deshalb auch gefreut, dass Christiane Matuschek, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadtverwaltung, an dem Auftakttermin teilnahm. Sollte sich so schnell kein geeigneter Raum finden lassen, will Prinz-Kranhold notgedrungen auf eine Gaststätte in der Stadt ausweichen. „Entmutigen“, so sagt sie, „lassen wir uns in der Frage nicht“.
›› Wer an der Selbsthilfegruppe teilnehmen möchte, sollte sich per Telefon an Iris Prinz-Kranhold wenden: 0173/694 63 77.