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Vor der Stadtratssitzung Vor der Stadtratssitzung: Große Mehrheit für die Fußgängerzone

19.11.2001, 18:14

Sangerhausen/MZ. - Der CDU-Fraktionsvorsitzende Andreas Skrypek sagt: "Wir beschäftigen uns nun schon mehrere Jahre mit dem Projekt, nun müssen wir endlich zu einem Schluss kommen." Er glaube nicht, dass sich alle Fragen im Vorfeld hundertprozentig lösen lassen. "Deshalb sollte man nach meiner Meinung das Verfahren auf den Weg bringen und dann gemeinsam mit Stadt- und Kreisverwaltung versuchen, auftauchende Probleme zu lösen."

Auch die SPD ist nach den Worten ihres Fraktionschefs Egon Gahler "an und für sich dafür", die Fußgängerzone einzuführen. "Wir machen unsere Zustimmung aber von den genauen Modalitäten abhängig", sagt Gahler. "Die Stadtverwaltung war ja aufgefordert, derartige Überlegungen anzustellen und uns mitzuteilen."

In der PDS sind alle Stadträte für die Fußgängerzone. "Es hat sich gezeigt, dass ein verkehrsberuhigter Bereich, wie er jetzt besteht, nicht durchsetzbar ist", so der Fraktionsvorsitzende Frank Radschunat.

BIS-Fraktionsvorsitzender Siegbert Grießer ist weiter kategorisch dagegen: "Für mich ist der Knackpunkt die Erreichbarkeit der Grundstücke für die Anwohner. Die Leute haben ja auf Anraten der Stadt auf ihren Höfen vielfach Parkplätze geschaffen. Ein Zeitfenster, in dem das Befahren stundenweise erlaubt ist, kann da keine Lösung sein. Der verkehrsberuhigte Bereich, durchgesetzt, wie er im Gesetz steht, ist die eindeutig bessere Variante."

Das stützt FDP-Fraktionssprecher Mario Milde: "Wir sind so lange gegen das Vorhaben, wie das Anwohner-Problem nicht gelöst ist. Anwohner und Gewerbetreibende müssen jederzeit ihr Grundstück erreichen können." Unterdessen gehen die Proteste von Anwohnern weiter: Gerald Neuschl, der in der Magdeburger Straße wohnt, hat einen offenen Brief an die Stadträte gerichtet. Darin heißt es: "Die Planung der Verantwortlichen geht am Interesse der Bürger eindeutig vorbei." Mit dieser Kommunalpolitik zerstöre man die Infrastruktur der Innenstadt. Die Art und Weise der Durchsetzung grenze "an eine Vergewaltigung der Bürger". Das sieht Rudolf Michel aus der Göpenstraße 28 ganz genauso. Er hat fünf Parkplätze auf seinem Grundstück geschaffen. Ein Sohn arbeite bei der Bahn, der andere bei den Stadtwerken, sie müssten jederzeit vom Hof kommen. Geht das nicht mehr, "wäre dies auch eine Abwertung meines Grundstücks", sagt Michel.

Der Gewerbeverein, der lange ein Befürworter war, hatte sich in der vergangenen Woche ebenfalls gegen die Fußgängerzone gewandt. Der Vorstand des Vereins, der etwa 55 Mitglieder vertritt, befürchtet gravierende Auswirkungen auf Händler und Gewerbetreibende in der Innenstadt, wenn sie zum Beispiel nicht mehr jederzeit Ware ausliefern können (die MZ berichtete).