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Veterinäramt eingeschaltet Veterinäramt eingeschaltet: Wird Hengst unter schlechten Bedingungen gehalten?

Von Grit Pommer 30.11.2017, 06:00
Wegen der Bedingungen, unter denen dieser Hengst gehalten wird, gab es einen Hinweis an das Veterinäramt des Kreises. Das erteilte Auflagen.
Wegen der Bedingungen, unter denen dieser Hengst gehalten wird, gab es einen Hinweis an das Veterinäramt des Kreises. Das erteilte Auflagen. Schumann

Holdenstedt - Das Pferd tat ihnen unheimlich leid, wie es da so stand. Immer ganz allein auf dem heruntergekommenen Gelände etwas außerhalb des Dorfes, ohne großen Auslauf und ohne saftiges Gras zum Weiden. Beim Spazierengehen hatten die Holdenstedter, die lieber anonym bleiben wollen, es in einem Ort im Landkreis entdeckt. Leute dort erzählten ihnen, im Sommer sei das Tier sogar stark abgemagert gewesen. Passanten hätten ihm immer mal Äpfel und Möhren gebracht.

Spaziergängern tut das Pferd leid, deswegen informieren sie das Veterinäramt des Landkreises Mansfeld-Südharz

Auch die Holdenstedter brachten dem Pferd Futter. Aber sie wollten die Sache nicht auf sich beruhen lassen und informierten das Veterinäramt des Kreises Mansfeld-Südharz. Die Behörde wurde schnell aktiv und nahm das Pferd und seine Lebensbedingungen vor Ort in Augenschein. Zunächst ohne dort auf den Halter zu treffen.

Bei 1.048 Tierhaltern im Landkreis Mansfeld-Südharz stehen zurzeit insgesamt 2.681 Pferde. Einige werden traditionell für den Einsatz in der Land- und Forstwirtschaft gehalten, nach Angaben der Kreisverwaltung werden aber immer mehr Pferde für die private Freizeitgestaltung angeschafft.

14 Hinweise zu Mängeln in der Pferdehaltung hat das Veterinäramt des Kreises in diesem Jahr bereits erhalten. (pom)

Zu ihm habe man dann Kontakt aufgenommen und ihm Auflagen erteilt, heißt es auf MZ-Anfrage aus dem Landratsamt. „Kurzfristig musste dem Hengst Zugang zum Stall mit einer ausreichend großen und mit sauberer Einstreu versehenen Aufenthaltsfläche bereitgestellt werden“, erklärt Pressesprecher Uwe Gajowski.

Die Mindestgröße, die das Veterinäramt für solche Aufenthaltsflächen vorschreibt, hänge von der Größe des Pferdes ab. Langfristig müsse der Halter die Auslauffläche so bewirtschaften, dass dem Tier auch trockene Areale zur Verfügung stehen. Und wenn die Fläche kaum oder gar nicht mit Gras bewachsen ist, so wie im aktuellen Fall, dann müsse das Tier als Alternative ständig Zugang zu trockenem Raufutter haben.

Mitarbeiter des Veterinäramtes haben schnell reagiert - der Pferdehalter erhielt Auflagen

Auch den Mitarbeitern des Veterinäramtes wurde berichtet, dass Spaziergänger das Pferd mit Möhren und Brot fütterten. Dass es dieses Futter annehme, sei aber nicht immer ein Zeichen für Hunger, heißt es von der Behörde. Ein Pferd könne man auch schnell zu Leckereien erziehen. Zudem bestehe die Gefahr von Koliken, wenn das Falsche gegeben werde. Wer befürchtet, dass ein Tier nicht ausreichend gefüttert wird, sollte das Veterinäramt informieren, betont die Kreisverwaltung.

Der Halter habe die Auflage erfüllt, innerhalb einer Woche einen trockenen Unterstand zu schaffen. Das sei bereits kontrolliert worden, sagt Uwe Gajowski. Vier Wochen Zeit wurden dem Pferdebesitzer eingeräumt, um eine vernünftige Koppel herzustellen. Wobei man auch beim Kreis durchaus das Problem sieht, dass angesätes Gras jetzt im November nicht mehr aufgeht.

Pferd steht auf einer verschlammten Fläche, als sich die MZ vor Ort umsieht

Als die MZ sich vor Ort ein Bild von dem Pferd macht, sieht der Hengst nicht mager aus. Aber er steht auf einer verschlammten Fläche. Quer über das Gelände ist ein Drahtzaun gezogen, so dass er nicht mehr bis nach vorn an den Weg gelangen kann, an dem die Spaziergänger vorbeigehen. Ein Anwohner berichtet, dass der Besitzer das Tier verkaufen wolle. Ihm tue das Pferd, das die ganze Zeit allein stehe, leid, sagt der Nachbar.

Das Veterinäramt des Landkreises hat in diesem Jahr bisher 14 Hinweise auf Mängel bei der Haltung von Pferden bekommen. Besonders in den Übergangszeiten vom Herbst auf den Winter und vom Winter auf das Frühjahr kämen solche Anzeigen. Denn dann ist es schlammig und es fällt besonders auf, wenn die Tiere auf ihren Koppeln keine befestigten Wege zu den Futter- und Wasserstellen haben.

Mancher unterschätze den Aufwand der Pferdehaltung, heißt es aus dem Veterinäramt. Unterbringung, Futter, Hufpflege - all das kostet. Hinweise auf nicht artgerechte Haltung beträfen besonders jene Halter, die keine vernünftigen Stallboxen besitzen.

Uwe Gajowski: „Wer ein Pferd halten möchte, sollte für das Tier unbedingt einen befestigten Stall haben.“ Erfüllen Halter die Auflagen nicht, kann die Behörde Tiere beschlagnahmen. 2017 war das im Kreis quer durch alle Tierarten 31 Mal der Fall. (mz)