Verurteilung Verurteilung: Mann ist immer wieder mit der Bahn schwarzgefahren
SANGERHAUSEN/MZ. - Rene L. ist ein Eisenbahnfreund, wenn man das so sagen kann. Wenn er irgendwo hin will, nutzt der 25-Jährige, der nie einen Beruf erlernt hat und von Grundsicherung lebt, die Dienste der Deutschen Bahn. Problem dabei: Er kauft sich partout keine Fahrkarten.
Jetzt wurde der mehrfach vorbestrafte Mann im Amtsgericht Sangerhausen wegen Erschleichung von Leistungen, wie es im Amtsdeutsch heißt, zu 1 800 Euro Geldstrafe verurteilt. Mindestens 13 Mal war er im vergangenen Jahr ohne Fahrkarte erwischt worden. In das Urteil einbezogen sind Strafen wegen Drogenbesitzes und Diebstahls von zwei Schachteln Zigaretten sowie eine Vorstrafe.
Mit der Entscheidung hatten Gericht und Staatsanwaltschaft dem Mann nicht nur eine goldene, sondern sogar eine "diamantene Brücke" gebaut, wie es der Anwalt von L. ausdrückte. Denn zuvor war eine ganze Reihe anderer Anklagepunkte, bei denen es ebenfalls ums Schwarzfahren ging, von der Staatsanwaltschaft fallengelassen worden.
Andernfalls wäre L. womöglich im Gefängnis gelandet. Man habe ihm die Zukunft nicht verbauen wollen, sagte die Staatsanwältin. Immerhin erfülle der Mann seit einiger Zeit regelmäßig seine Arbeitsauflagen. Sein Bewährungshelfer stellte ihm ein gutes Zeugnis aus. Seit vier Monaten ist er darüber hinaus Vater.
Ganz einverstanden schien L. aber mit dem neuen Urteil trotzdem nicht zu sein: Am Ende des Prozesse pöbelte er so herum, dass Richter Sven-Olaf Zärtner die Urteilsverkündung abbrach. Außerdem trat der 25-Jährige auf der Straße vor dem Gericht erstmal zwei leere Mülltonnen um.
Aber selbst das ist ein Fortschritt: Nach seiner letzten Verurteilung hatte er eine Glasscheibe im Gericht zerschlagen.