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Unwetter in Morungen Unwetter in Morungen: Handwerker bricht private Feier ab und hilft Anwohnern

Von Ralf Kandel und Frank Schedwill 24.08.2017, 14:00
Dachdecker Maik Gorgas mit dem Blumenstrauß
Dachdecker Maik Gorgas mit dem Blumenstrauß Ralf Kandel

Morungen - Kaputte Dächer, umgestürzte Bäume, demolierte Autos. So etwas hatten selbst alteingesessene Morunger noch nicht erlebt. Innerhalb weniger Minuten richtete ein Sturm am vergangenen Freitagabend große Schäden an Gebäuden in dem Sangerhäuser Ortsteil an.

Dachdecker aus Morungen bricht eigene Geburtstagsfeier ab und ist beim Unwetter im Einsatz

Revierförster Oliver Stoffers hat noch einmal davor gewarnt, die Wälder rund um Morungen zu betreten. „Es gibt immer noch Leute, die meinen, sie müssten die Bereiche betreten, in denen der Windbruch ist. Das ist aber lebensgefährlich. Es hängen Äste in den Kronen, die können jeden Moment hinunterfallen.“ Auch Pilzsucher sollten in den Bereichen warten, bis die Profis durch sind und den Windbruch beseitigt haben. Die Waldwege seien mittlerweile wieder frei. Den Rest zu beräumen dauere aber sicherlich noch einige Wochen.

Stoffers betreut bei Morungen rund 800 Hektar Privatwald für die Firma Hofos Oldershausen. Bei dem Unwetter sind nach seinen Worten rund 2.000 Festmeter Holz zerstört worden. Ein Festmeter entspricht einem Kubikmeter. Betroffen ist ebenfalls der Sangerhäuser Stadtwald. Dort gibt es aber noch keine Angaben über die Höhe der angerichteten Schäden. (fs)

Auch Maik Gorgas, der Besitzer einer Dachdeckerfirma im Ort, hatte sich den Abend anders vorgestellt. Denn eigentlich wollte er gemeinsam mit der Familie und Freunden in gemütlicher Runde zusammen sitzen und Geburtstag feiern. Er war an dem Tag 37 Jahre alt geworden. Doch stattdessen war er kurz nach 18 Uhr auf einmal der gefragteste Mann des Ortes und mit seinen Mitarbeitern überall auf den Dächern zu finden: Immerhin 30 Gebäude hatte der Sturm in dem 150-Einwohner-Ort teils schwer beschädigt.

In der Ortsmitte erwischte es auch das im Jahr 2000 errichtete Bürgerhaus, das der Stadt gehört, sowie einen Garagenkomplex. Allein der Schaden an den kommunalen Gebäuden beträgt laut Stadt mindestens 20.000 Euro. Am Bürgerhaus gibt es nach neuesten Angaben neben Schäden an Dachstuhl und Fassade auch welche im Inneren des Gebäudes.

Gorgas sagte: „Ich habe alle meine Leute aus der Firma angerufen, auch Freunde aus Hohlstedt. Und andere Dachdecker. Alle, die ich erreichen konnte, sind nach Morungen gekommen.“ Bis in die Nachtstunden packten Gorgas und die etwa 20 von ihm organisierten Helfer an. Sie versuchten, noch am selben Abend alle beschädigten Dächer zumindest provisorisch wieder dichtzubekommen.

Morunger bedanken sich bei ortsansässigen Handwerker für schnelle Hilfe in Unwetternacht

Für diesen Einsatz bedankten sich die Morunger jetzt mit einer spontanen Aktion bei dem Dachdeckermeister und organisierten für ihn, und stellvertretend für alle anderen Helfer auch, zumindest einen Blumenstrauß. Ein dickes Lob gab es dann noch hinterher.

Das Ganze hatten Dietrich Rückriem und seine Frau Birgit eingefädelt. „Der Strauß ist von allen Morungern, die von dem Unwetter betroffen waren“, sagt Rückriem. „Maik Gorgas hat einfach super reagiert. Er hat sich gekümmert, organisiert und seine Leute in Stellung gebracht.“ Dann fügt er hinzu: „Das Unwetter war ein Schock für uns. Da war unkomplizierte, schnelle Hilfe unheimlich wichtig. Allein weiß man gar nicht, wo man anfangen soll. Und irgendeiner muss sich ja mal für die Unterstützung bedanken“, so Rückriem. Seinen Geburtstag hat Gorgas trotzdem gefeiert. Am Tag darauf ging es rund. An seinen 37. werde er sich aber wohl sein ganzes Leben lang erinnern, sagt der Dachdeckermeister: „Es war schon ein komischer Abend.“ (mz)