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Schornsteinkletterei Uftrungen: Einheitsgemeinde Südharz prüft Regressansprüche

Von Frank Schedwill 03.01.2020, 08:14
Im Schornstein vom Ferienhaus Haseltal in Uftrungen wurde in der Silvesternacht ein 18-Jähriger eingeklemmt. 
Im Schornstein vom Ferienhaus Haseltal in Uftrungen wurde in der Silvesternacht ein 18-Jähriger eingeklemmt.  Lukaschek

Uftrungen - Der 18-Jährige, der in der Neujahrsnacht aus einem Schornstein in Uftrungen befreit werden musste, wird den Rettungseinsatz der Feuerwehr möglicherweise bezahlen müssen.

„Wir prüfen grundsätzlich, ob eine Erstattungspflicht gegeben ist“, sagte Anja Wöbken, die stellvertretende Bürgermeisterin der Einheitsgemeinde Südharz, zu der Uftrungen gehört. Ob es dazu komme, hänge aber von den genauen Umständen des Vorfalls ab, sagt Wöbken.

Uftrungen: Einheitsgemeinde prüft Vorfall

„Wir werden uns dazu die Einsatzberichte der Feuerwehr ansehen.“ Diese lägen aber gegenwärtig noch nicht vor. In anderen Fällen seien Hilfseinsätze von der Gemeinde bereits in Rechnung gestellt worden, sagt sie.

Ähnlich äußert sich der stellvertretende Sangerhäuser Oberbürgermeister Jens Schuster. Auch eine ganze Reihe Mitglieder der Sangerhäuser Feuerwehr waren in der Neujahrsnacht in Uftrungen im Einsatz, um den Mann aus seiner misslichen Lage zu holen: „Es wird eine Einzelfallprüfung bei uns im Hause geben“, kündigte Schuster an.

Einsätze der Feuerwehr sind in der Regel kostenfrei

Grundsätzlich seien Feuerwehreinsätze kostenfrei, wenn es darum gehe, Menschenleben zu retten. „Was anderes ist es, wenn sich der Betroffene grob fahrlässig oder gar vorsätzlich in Gefahr gebracht hat.“ Außerdem müsse geprüft werden, ob der 18-Jährige zum Zeitpunkt des Vorfalls überhaupt schuldfähig war.

Der junge Mann stammt nach MZ-Informationen aus der Gemeinde Fuldatal im hessischen Landkreis Kassel. Er war aus weiter ungeklärten Gründen in der Neujahrsnacht von außen in den 15 Meter hohen Schornstein des Ferienhauses Haseltal in Uftrungen geklettert.

In dem Gebäude fand eine Silvesterfeier einer Gruppe Jugendlicher statt, die der 18-Jährige offenbar bereits im Laufe des Abends verlassen hatte. Nach einiger Zeit begannen die anderen, ihn zu suchen und hörten ihn irgendwann um Hilfe rufen. Laut Polizei hatte der Mann mit freiem Oberkörper bereits rund drei Stunden in dem Schornstein festgesteckt, als seine Freunde gegen 4.30 Uhr am Neujahrsmorgen die Rettungskräfte verständigten.

Einsatz von Feuerwehr, Rettungsdienst und THW

Um den 18-Jährigen zu befreien, waren insgesamt 42 Einsatzkräfte der Feuerwehren Roßla, Uftrungen und Sangerhausen sowie Rettungsdienst und Technisches Hilfswerk im Einsatz. Am Ende konnten die Retter den Mann schließlich an den Armen aus dem Schornstein ziehen, hieß es vonseiten der Feuerwehr.

Der Mann war dann mit einer Unterkühlung ins Südharz-Klinikum im nahen gelegenen Nordhausen gebracht worden. Ob er dort noch behandelt wird und wie es dem 18-Jährigen geht, war am Donnerstag nicht in Erfahrung zu bringen.

Strafrechtlich hat der 18-Jährige nach der Schornsteinkletterei aber nichts zu befürchten. „Für uns ist die Sache erledigt“, sagte Steffi Schwan, die Sprecherin des Polizeireviers Mansfeld-Südharz auf Anfrage.

Es liege zwar vermutlich grober Leichtsinn, aber kein Fehlverhalten vor, das in irgendeiner Art und Weise strafrechtlich relevant sei. Das Polizeirevier ermittle in der Sache deshalb nicht weiter, hieß es dazu. (mz)

Gleich zwei Drehleitern waren in Uftrungen vor Ort.
Gleich zwei Drehleitern waren in Uftrungen vor Ort.
Feuerwehr Roßla