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Trotz Abriss einzelner Blöcke kein Aus für Stadtteil Nord

Von Frank Schedwill 13.04.2005, 16:19

Sangerhausen/MZ. - Zumindest dies beruhigte die Anwesenden ein wenig. Kursieren doch seit geraumer Zeit Gerüchte, die gesamte Plattenbausiedlung solle verschwinden und an ihrer Stelle würden "Villen, Einfamilienhäuser und Grünanlagen für die oberen Zehntausend entstehen", wie es Hoppmann formulierte. Die meisten Bewohner leben nämlich sehr gern in Nord. Gleich mehrere Redner wiesen auf die Vorzüge des Stadtteils hin, der zwischen 1970 und 1990 als einer der letzten in Sangerhausen entstand: In dem Wohngebiet gibt es relativ viele Grünflächen, in wenigen Minuten kann man zu Fuß das Stadtzentrum erreichen und auch der Wohnungsleerstand ist relativ niedrig. Vorzüge, die auch die großen Vermieter sehen.

Konkret geplant ist bei der Wohnungsbaugenossenschaft (WGS) derzeit der Abriss des Blocks Eckener Straße 7 - 15 (50 Wohnungen ab Herbst). Für den Block Eckener Straße 1 - 5 gibt es laut Vorstandssprecherin Karina Kaiser einen Vermietungsstopp.

Die Städtische Wohnungsbaugesellschaft (SWG) vermietet nach Angaben des Geschäftsführers Ulrich Franke derzeit keine Wohnungen mehr im Block Am Gonnaufer 7 - 17. In den nächsten zwölf Monaten soll dann entschieden werden, was mit dem Gebäude passiert. Ein Abriss wäre laut SWG aufgrund der langen Vorlaufzeiten wahrscheinlich frühestens ab 2008 möglich. Weiteren Handlungsbedarf sehe er derzeit für sein Unternehmen nicht, sagte Franke.

Was jedoch nach 2010 passiert, darüber wagte im Podium niemand eine Prognose. "Vieles hängt davon ab, ob es gelingt, die Abwanderung aus Sangerhausen zu stoppen", sagte Kaiser. Aufgrund der wirtschaftlichen Misere sind seit 1990 fast zehntausend Einwohner aus der Kreisstadt weggezogen. Statt 32 000 gibt es es nur noch etwa 23 000 Sangerhäuser. Die WGS-Vorstandssprecherin machte denn auch deutlich, dass - sollte Sangerhausen weiter viele Einwohner verlieren - die Nordsiedlung zumindest für ihre Firma "langfristig kein Erhaltungsgebiet" sei. Ursache ist der hohe Sanierungsbedarf an den Blöcken.

Angesprochen wurde an dem Abend auch die Schließung des NP-Markts zum 23. April. Damit gibt es in dem Wohngebiet keine Einkaufsmöglichkeit mehr, worüber sich viele ältere Menschen ärgern. Sie müssen dann weitere Wege in Kauf nehmen. Bauamtsleiter Torsten Schweiger sagte Unterstützung bei der Suche nach einer Ersatzlösung zu. "Letztlich", so betonte er, "trifft aber der Unternehmer die Entscheidung, ob er ein Geschäft schließt oder eröffnet." Die Politik könne nur versuchen, Rahmenbedingungen zu setzen.