Behinderter stirbt in Wanne Tod in der Badewanne: Polizei in Sangerhausen ermittelt gegen 39-jährige Pflegekraft

Sangerhausen - Im heilpädagogischen Wohnheim des Christlichen Jugenddorfwerkes (CJD) in Sangerhausen ist am Montag ein geistig und körperlich behinderter Mann ums Leben gekommen. Wie die Polizei mitteilte, wurde der 35-Jährige vom Personal der Behinderteneinrichtung bewusstlos im Wasser der Badewanne gefunden. Reanimationsmaßnahmen blieben erfolglos.
Die Beamten ermitteln nun gegen eine 39-jährige Mitarbeiterin des Heimes wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Nach MZ-Informationen ist die Frau freigestellt. Die genauen Umstände, die zum Tod des Bewohners führten, sind noch Gegenstand der Ermittlung.
Offen ist ebenfalls die genaue Todesursache. Vor diesem Hintergrund hat die Staatsanwaltschaft in Halle die Obduktion der Leiche angeordnet. Weitere Angaben machte die Behörde mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht.
CJD-Wohnheim in Sangerhausen: Betroffenheit nach tragischen Vorfall
Beim CJD zeigte man sich am Dienstag betroffen von dem tragischen Vorfall. „Wir sind alle tief erschüttert. Das ist bisher einmalig in der Geschichte der Sangerhäuser Einrichtung“, sagte Julia Edele, Pressesprecherin des CJD mit Hauptsitz im baden-württembergischen Ebersbach an der Fils. Mit Verweis auf die laufenden Untersuchungen wollte man sich ebenfalls nicht näher zu den Vorgängen in Sangerhausen äußern.
Gleichwohl betonte Edele, dass die Betreuung der Behinderten klar strukturiert und nach strengen Regeln ablaufe. „Feste Tagesabläufe sind für unsere Bewohner immens wichtig“, sagte Edele, insbesondere im heilpädagogischen Wohnheim. „Dort sind Menschen untergebracht, die nicht mehr für sich allein sorgen können“, sagte sie. Diese werden auch mit Hilfe spezieller Technik in der Wanne gebadet.
Wobei der strenge Grundsatz gelte, dass ein Behinderter dabei „niemals alleingelassen“ werden dürfe. Es werde auch nicht unterschieden, ob es sich um ein Pflegebad oder Entspannungsbad des Behinderten handele. „Ich hoffe nur, dass der Vorfall schnell geklärt wird“, sagte die Sprecherin.
Ähnlicher Fall in Beyernaumburg: Rentner beim Baden verbrüht
Bundesweit betreibt das CJD 150 Einrichtungen, darunter eine in Sangerhausen. In der Kreisstadt kümmern sich 262 Beschäftigte um die Betreuung von 130 Menschen mit mehr oder weniger schwerem Handicap. 43 davon sind in dem heilpädagogischen Wohnheim untergebracht. Sie werden 24 Stunden rund um die Uhr betreut.
Der Fall im CJD weist Parallelen zu einem Vorfall in einem Alten- und Pflegeheim im Allstedter Ortsteil Beyernaumburg auf. Dort war Anfang vergangenen Jahres ein 79-jähriger, halbseitig gelähmter Rentner beim Baden verbrüht worden. Der Senior erlag rund eine Woche später seinen schweren Verletzungen. Der Mann hatte einen Schlaganfall erlitten und konnte sich nicht mehr verständigen. Die Staatsanwaltschaft Halle hat unterdessen eine 50-jährige Pflegerin angeklagt und wirft ihr fahrlässige Tötung vor. Der Prozess um den Verbrühungstod des Rentners beginnt voraussichtlich im August.
Im März dieses Jahres war es dann zu einem Zwischenfall mit einem Schwerverletzten in einem Wohnheim für Menschen mit Handicap im thüringischen Artern im benachbarten Kyffhäuserkreis gekommen. Eine 28-jährige Pflegerin soll einem 38-jährigen Heimbewohner beim Baden schwere Verbrühungen zugefügt haben. Sie hatte den Mann von einem Lift in das heiße Wasser gleiten lassen. (mz)