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Tag der offenen Tür Tag der offenen Tür: Hausbesuch im Kuhstall am Riestedter Ortsrand

Von Lucas Wölbing 13.06.2017, 13:59
Swen Vitzthum von Eckstädt (re.) steht den Gästen bei den Führungen durch die Stallanlagen Rede und Antwort.
Swen Vitzthum von Eckstädt (re.) steht den Gästen bei den Führungen durch die Stallanlagen Rede und Antwort. Maik Schumann

Riestedt - Gibt es eigentlich auch eine Klimaanlage? Ist das Dach wärmegedämmt und was passiert, wenn es im Winter mal richtig kalt wird? Geduldig beantwortet Swen Vitzthum von Eckstädt die Fragen derer, die er durch den modernen Neubau im Riestedter Ortsrand führt.

Und irgendwie schafft er es, ihnen dieses Gebäude immer sympathischer zu machen. Doch der Mann ist kein Makler und kaufen will hier auch niemand etwas: Es geht um den Kuhstall der Agrargesellschaft Riestedt, denn hier kann zum Tag des offenen Hofes hinter die Kulissen geblickt werden. „Landesweit sind heute Dutzende Höfe dabei“, berichtet Geschäftsführer Torsten Wagner, der hier alle zwei Jahre zum großen Fest einlädt.

Der Betrieb möchte sich damit bei Verpächtern, Mitarbeitern und Geschäftspartnern bedanken, aber auch völlig Fremden einen Blick in seine Arbeit ermöglichen. „Ich weiß, dass manche Leute uns nicht immer verstehen“, sagt Wagner. In Riestedt halte sich das zwar noch in Grenzen, doch auch er kennt das Kopfschütteln und die kritischen Blicke, die Landwirte gelegentlich ernten. „Zum Beispiel, wenn ein Gülletraktor durchs Dorf rollt“, beschreibt er.

„Das stinkt und ist laut. Anwohner schimpfen.“ Dabei sei das doch notwendig, damit draußen auf den Feldern alles wächst. Wagner will darum, dass die Menschen die Perspektive des Landwirts verstehen. Ein Hoffest sei dazu gut geeignet: Hier können Gäste sehen und anfassen. Doch der Agrarbetrieb bestreitet auch neue Wege: Auf einer Facebook-Seite werden regelmäßig Einblicke in den Arbeitsalltag gegeben. „Wir wollten einfach eine Plattform schaffen, auf der wir unsere Sicht erklären können“, so der Chef.

Zum Hoftag gibt es auch Stallführungen und Feldrundfahrten

Doch zahlreiche Menschen sind immer noch gern hautnah vor Ort beim Hoftag mit Stallführung und Feldrundfahrten. „Wer uns Land verpachtet, soll auch sehen dürfen, was daraus gemacht wird“, findet Wagner. Doch die Besucher haben ganz unterschiedliche Gründe, sich umzusehen: Die Kinder sind meist kaum von den Traktoren wegzubekommen.

Als Sebastian Meyer seinen Sohn Luis dort sieht, denkt er sich wahrscheinlich: „Ganz der Papa“. „Ich arbeite selbst in der Landwirtschaft“, erzählt er. Sein Blankenheimer Betrieb feiere seinen Hoftag erst ein paar Tage später. „Aber ich schaue mich gern woanders um, weil ich einfach wissen will, was es an Technik gibt.“ Die Traktorfahrer sind darum ganz unter sich, um am Rande des Geschehens zu fachsimpeln.

Doch auch Gäste aus der Stadt hat es in den 1.750 Hektar großen Betrieb verschlagen: „Ich war neugierig, wo die Milch herkommt“, erzählt Heidi Schneider aus Halle. Bekannte würden schon länger die Milchtankstelle des Betriebes nutzen. Sie wollte schauen, wie die rund 620 Kühe leben. „Ich werde jetzt öfter Milch holen“.

Noch andere Gründe hat Joachim Kemnitz aus Emseloh: „Meine Frau ist Verpächter und ich kenne den Betrieb von früher“, sagt er nicht ohne Stolz. „Ich finde es immer interessant, wie sich alles verändert. Das ist kein Vergleich mehr zur DDR-Zeit. Hut ab“, lobt er und geht am Ende zufrieden nach Hause. (mz)

Luis (3) nahm mit Mama Lisa Rosin in einem der großen Traktorräder Platz.
Luis (3) nahm mit Mama Lisa Rosin in einem der großen Traktorräder Platz.
Maik Schumann