Von Protesten begleitet Stausee Kelbra: Claudia Dalbert trifft sich mit Segelclub

Kelbra - Eine steife Brise treibt am Sonnabendvormittag dunkle Wolken über den Kyffhäuser. Pünktlich zur Eröffnung der neuen Dauerausstellung „50 Jahre Talsperre Kelbra: Hochwasserschutz und Naturschutz im Einklang“ setzt der Regen ein. Jochen Reiter hat die Kapuze übergestreift. Doch dem Freizeitkapitän und den anderen Mitgliedern des Segelclub Kyffhäuser macht nicht das Wetter zu schaffen. Vielmehr drohen mit den angekündigten Änderungen am Stausee ihre Boote immer zeitiger im Jahr auf dem Trockenen zu bleiben. Das ruft Protest hervor „Was ist Natur? Die Summe aller Wesen“ steht auf einem Transparent, das sie vor dem Strandbad ausgerollt haben.
Stausee Kelbra: Umweltministerin Claudia Dalbert vor Ort
Sachsen-Anhalts Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) eilt wenig später daran vorbei und und verschwindet zunächst in der Gaststätte. Dort weist sie auf die Bedeutung der Talsperre und des Stausees für den Hochwasserschutz hin und kündigt die Errichtung eines Naturschutzzentrums an. Die Talsperre sei ein Bauwerk zum Schutz vor Hochwasser. Dies habe absolute Priorität.
Der Stausee sei aber auch gleichzeitig ein Vogelschutzgebiet und einer der bedeutendsten Rastplätze für Kraniche in Europa. Für Vogelbeobachter, Naturliebhaber und für die Menschen vor Ort wolle man ein dauerhaftes Besucherzentrum aufbauen, das die Region nachhaltig stärken werde. „Unser Ziel ist es, alle anderen Nutzungen damit in Übereinstimmung zu bringen“, sagt Dalbert offenbar mit Blick auf die Sorgen und Nöte vor Ort.
Denn den veränderten Betriebsplan für die Talsperre fürchten nicht nur die Segler, sondern auch die Angler. So soll im Winter das Wasser aus dem Stausee komplett abgelassen werden. Für den Kreisanglerverein Sangerhausen eine Katastrophe, denn damit wäre ein Fischsterben verbunden. Und so schließen die Petrijünger auch juristische Schritte nicht aus.
Dennoch verteidigt Dalbert das veränderte Stauregime in dem Rückhaltebecken. Zwei Jahre habe eine Expertengruppe unter Federführung des Ministeriums die Problematik analysiert und „auf die unterschiedlichen Interessenslagen“ abgestimmt. Diesem Prozess werde jetzt mit der Ausstellung mehr Transparenz verliehen, sagte Dalbert.
Landrätin Angelika Klein fordert Kompromissbereitschaft
Nicht zuletzt erlange der Standort „internationale Bedeutung“, so die Ministerin. Auch Mansfeld-Südharz-Landrätin Angelika Klein (Linke) hob die Bedeutung des Stausees für den Hochwasserschutz hervor. Sie forderte allerdings auch die Kompromissbereitschaft aller Beteiligten.
„Wenn dann auch noch ein paar internationale Gäste kommen, wäre es toll“, hielt Klein der Ministerin entgegen. Die stellte sich dann noch den Demonstranten und versprach dem Segelclub: „Wir werden das Stauregime nach drei Jahren überprüfen.“ (mz)
