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Stadtbad Sangerhausen Stadtbad Sangerhausen: Ernüchterung nach Gutachten: Zu groß und zu teuer

Von Frank Schedwill 31.05.2019, 05:00
Spiel und Spaß im Stadtbad Sangerhausen.
Spiel und Spaß im Stadtbad Sangerhausen. Maik Schumann

Sangerhausen - Überdimensioniert und teuer. So lässt sich die Meinung der Gutachter zum Wunsch vieler Sangerhäuser zusammenfassen, die bei der geplanten Sanierung des denkmalgeschützten Stadtbads das 2.000 Quadratmeter große Becken erhalten wollen. Für den Umbau stehen 3,6 Millionen Euro Bundes-Fördermittel zur Verfügung.

In einer 25.000 Euro teuren Konzeptstudie, die der Badbetreiber KBS in Auftrag gegeben hat, werden die Kosten für eine Neubauvariante mit Verkleinerung des Becken auf 4,32 Millionen Euro geschätzt. Das bisherige Becken zu erhalten und die Technik zu sanieren, würde dagegen über eine Million Euro teurer.

Stadt müsste mehr Geld zuschießen

Auch der jährliche Zuschussbedarf sei bei einer Neubau-Variante mit kleinerer Wasserfläche deutlich niedriger: In der Studie werden die Verluste, die das unsanierte Freibad vergangenes Jahr gemacht hat, mit 112.000 Euro angegeben. Bei der Neubauvariante stiegen sie auf 216.000 Euro, saniere man das große Becken müsse die KBS oder die Stadt 363.000 Euro für den Badbetrieb pro Jahr zuschießen.

Die Gutachter empfehlen deshalb, die Wasserfläche auf 800 Quadratmeter zu verringern. Dabei soll das alte Becken als „Grundlage“ dienen, die neuen aus Edelstahl darin angeordnet werden.

Möglich wäre, ein 25 Meter langes Sportbecken mit fünf Bahnen und 312,5 Quadratmetern Wasserfläche sowie ein separates Springerbecken mit 137,5 Quadratmetern unterzubringen. Außerdem könnte es ein Nichtschwimmerbecken mit Spaßbereich (290 Quadratmeter) und ein Planschbecken (60 Quadratmeter) geben.

2.460 Badegäste könnten bei dem Angebot das Bad täglich besuchen, so die Planer. Diese Zahl ist laut KBS in den vergangenen 13 Jahren nie erreicht worden - selbst im Rekordsommer 2018 nicht. Am 31. Juli wurde damals mit 970 Badegästen die höchste Zahl pro Tag gezählt. Am 20. August 2009 hatte es in dem Zeitraum mit 1 472 Gästen den größten Zuspruch überhaupt gegeben.

Saniere man dagegen das große Becken, reiche die Kapazität bei einer normgerechten Wasseraufbereitung dagegen für 5920 Badegäste pro Tag, so die Planer. Ihrer Meinung nach wäre die Wasserfläche damit deutlich zu groß.

Die Gutachter machen aber auch deutlich, dass an dem fast 90  Jahre alten Freibad im Bauhausstil dringend etwas getan werden muss. „Technisch befindet sich das Bad in einem kritischen Zustand, da die aktuellen gesetzlichen Anforderungen nicht erfüllt werden.“ Die Filteranlage sei zum Beispiel völlig unterdimensioniert.

„Der Badebetrieb in der jetzigen Konstellation ist vom Wohlwollen der Aufsichtsbehörden abhängig“, so die Studie. Das Problem könne nur mit Sanieren gelöst werden.

Stadtrat berät am 06. Juni

Im Bauausschuss am Mittwochabend wurde zweieinhalb Stunden kontrovers über das Thema diskutiert. Eine Entscheidung für eine der Varianten gab es nicht. Während Stadträte wie Harald Oster (FDP), Holger Hüttel (Linke) sowie der Geschichtsverein die große Wasserfläche erhalten wollen, fragte Eberhard Nothmann (SPD), was sich Sangerhausen leisten könne.

Man dürfe auch die Besucher mit den Eintrittspreisen nicht überfordern. KBS-Chef Olaf Wüstemann sagte, natürlich könne der Rat entscheiden, das große Becken zu erhalten: „Es muss sich nur einer finden, der das bezahlt.“

In der Ratssitzung am 6. Juni soll entschieden werden, wie es mit der Sanierung weitergeht. Etwas Zeit scheint gewonnen. Der Termin am 4. Juni, an dem das Projekt beim Fördermittelgeber in Berlin vorgestellt werden sollte, wurde laut Verwaltung auf Herbst verschoben. (mz)